Benzoylperoxid gegen Akne: Wie verwendet man den Wirkstoff richtig!

BENZOYLPEROXID gegen Akne BPO Wirkung

Das Thema Akne vulgaris haben wir auf dem Blog bereits mehrfach behandelt. Gesprochen haben wir unter anderem über die Ursachen und Behandlungsmethoden von Akne, psychisch-soziale Folgen der Hautkrankheit, Aknenarben, PCOs und Erwachsenenakne sowie Ernährung bei Unreinheiten. Die einzelnen Beiträge verlinke ich für Euch weiter unten.

Heute geht es um einen der wichtigsten Wirkstoffe gegen Akne: Benzoylperoxid (INCI: benzoyl peroxiode).

Wir schauen uns an, wie genau Benzoylperoxid gegen Akne wirkt, wie schnell eine positive Wirkung zu erwarten ist und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Mein Ziel ist es, Euch genug Informationen zu liefern, damit Ihr nach der Lektüre selbst einschätzen könnt:

  • ob Benzoylperoxid potenziell hilfreich für Eure Haut wäre
  • wie man den Wirkstoff anwenden soll
  • und was dabei zu beachten ist.
Hinweis: Benzoylperoxid (BPO) ist ein medizinischer Wirkstoff. Produkte mit BPO kann man jedoch in jeder Apotheken rezeptfrei erwerben.

Benzoylperoxid gegen Akne


Akne – Ursachen

Eine unreine Haut hat selten eine einzige Ursache. Meist ist es ein Zusammenhang von mehreren Auslösern.

Die wichtigsten Ursachen für Akne sind:

  • gesteigerte Produktion von von Sebum (Talg = hauteigenes Fett)
  • erschwerte Ablösung von abgestorbenen Hautzellen, sog. Hornzellen, an der Hautoberfläche (was zur Verstopfung von Poren führt)
  • Bakterien – insbesondere Cutibacterium acnes (zuvor bekannt als Propionibacterium acnes). Mehr dazu im Beitrag zu Auslösern von Akne

Da also bei der Entstehung von Mitessern und Pusteln mehrere Faktoren eine Rolle spielen, soll die Haut mit Wirkstoffen behandelt werden, welche diese unterschiedlichen Aspekte adressieren.

Benzoyl Peroxid BPO gegen AKNE 1


Akne – Behandlungsmethoden

Zu Wirkstoffen, welche bei Akne topisch – also direkt – auf die Haut aufgetragen werden, gehören insbesondere folgende Substanzen: (hier 2021) (hier 2016) (und hier 2016).

  • Retinoide
  • Azelainsäure 
  • Salicylsäure
  • Sulfur
  • Resorcinol
  • Zinc
  • Antibiotika (etwa Erythromyzin oder Clindamycin)
  • und Benzoylperoxid

Schauen wir uns jetzt genauer an, wie Benzoylperoxid gegen Akne wirkt.


Benzoylperoxid gegen Akne – der Wirkmechanismus

Wie genau wirkt Benzoylperoxid gegen Akne?

Der Wirkstoff wirkt:

  1. Antibakteriell
  2. Entzündungshemmend
  3. Komedolytisch
  4. Keratolytisch

Nun, was bedeuten die einzelnen Mechanismen genau, fragt Ihr?

Wirkug von Benzoylperoxid gegen Akne


Antibakterielle Wirkung

Benzoylperoxid agiert in erster Linie antibakteriell. Der Wirkstoff setzt in der Haut reaktive Sauerstoffradikale frei, welche wiederum bakterielle Zellmembranproteine ​​(d. h. die Zellwände von Bakterien) zerstören. (hier 2021) (hier 2020)

Getötet werden dabei sowohl Cutibacterium acnes als auch Staphylococcus sp.


Entzündungshemmend, komedolytisch und keratolytisch

Außer antibakterieller Wirkung, ist Benzoylperoxid auch in der Lage, Entzündungsprozesse in der Haut zu verringern.

Eine komedolytische Wirkung bedeutet hingegen, dass BPO bei der Auflösung von Komedonen (Mitessern ) hilft.

Keratolytisch heißt wiederum, dass Benzoylperoxid die Ansammlung von Hornzellen (toten Zellen) an der Hautoberfläche lockert, sodass sie einfacher abfallen können. Über die Ansammlung von Hornzellen und Verstopfung von Poren haben wir bereits in dem Beitrag zu Ursachen von Akne besprochen.

Allerdings sind bei der Anwendung von BPO sowohl die komedolytische als auch keratolytische Wirkung in einem geringeren Ausmaß ausgeprägt, als bei Retinoiden (mehr dazu weiter unten). (hier 2021)


Antibiotika in Kombination mit Benzoylperoxid

Die antibakterielle Wirkung von Benzoylperoxid ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil immer mehr Stämme von cutibacterium acnes Resistenzen gegenüber Antibiotika entwickeln. (hier 2021) (hier 2010)

Das führt wiederum zu einer gewissen Renaissance der Anwendung von Benzoylperoxid (hier 2021). Denn Bakterien entwickeln sogar nach einer längeren Anwendung keine Resistenz dem Wirkstoff gegenüber. Das ist sein großer Vorteil. 

Daher wird BenzoylperBPOoxid gegen Akne entweder alleine oder als Kombination mit Antibiotika bzw. Retinoiden eingesetzt.

In Kombination treten folgende Wirkungen ein:

  • BPO mit Antibiotika Verringerung von Entzündungen und Bakterienmenge)
  • BPO mit Retinoiden → Verringerung der Talgproduktion und Verhornung (hier 2020)

Vorteile von Benzoylperoxid zusammengefasst

Der Wirkungsmechanismus von Benzoylperoxid umfasst:

  • antibakterielle Wirkung, u.a. auf Cutibacterium acnes
  • entzündungshemmende, keratolytische und komedolytische Wirkung (hier 2021)

Dabei bleiben Bakterien trotz lang anhaltender Therapie empfindlich gegenüber BPO (keine Resistenzbildung).

Der medizinische Wirkstoff eignet sich insbesondere bei leichten und mittelschweren Formen der Akne vulgaris  und kann sowohl in Monotherapie als auch in Kombinationstherapie verwendet werden.


Reduziert BPO auch die Sebumproduktion?

Wahrscheinlich nicht.

Ursprünglich wurde angenommen, dass BPO die Produktion von Talg im Schach halten kann (hier 2010). Allerdings gibt es aber auch Studien, die das Gegenteil zeigten: Nämlich einen höheren Sebumausfluss.

Dies kann mit der oben erwähnten komedolytischen Eigenschaften von BPO zusammenhängen: Die Komedone werden aufgelöst und so fließt aus den Poren mehr Sebum aus. Die verstärkte Sebumproduktion jedoch vorübergehend und im Prinzip ein positives Zeichen dafür, dass die Anzahl von Komedonen reduziert wird.

Wurde BPO in einer Hautpflegeroutine mit Retinoiden kombiniert, wurde hingegen eine sebumreduzierende Wirkung festgestellt. (hier 2020)


Nebenwirkungen von BPO

Nach den Vorteilen aus der Anwendung von Benzoylperoxid gegen Akne sollten auch unbedingt Nebenwirkungen angesprochen werden.


Kontaktdermatitis

Eine der Nebenwirkungen ist die Hautirritation. Benzoylperoxid kann die Haut reizen und zu Hautirritationen (Kontaktdermatitis) führen. Dies kann sich durch Rötung, Brennen, Juckreiz und /oder Austrocknung äußern.

Wichtig wäre somit, mit der geringen Konzentration von BPO (3%) zu beginnen und erst nach nach dem Abklingen von Hautreizungen (sollten diese auftreten) die Konzentration auf 5% zu erhöhen.

Das 10%es Gel ist hauptsächlich für den Bereich des Rückens und der Brust vorgesehen.

Hinweis: Vermeidet bitte dabei die Hautareale um die Augen, Mund und Nase, damit BPO nicht unnötig die Schleimhäute reizt.

Kontaktdermatitis kommt nur dann vor, wenn die Haut mit dem Reizstoff behandelt wird.

In seltenen Fällen entwickelt sich aus einer Kontaktdermatitis eine Hautallergie. In diesem Fall muss BPO abgesetzt werden. Der in der Literatur genannte Anteil allergischer Kontaktdermatitis schwankt zwischen 0.2% und 1%. (hier 2010)


Sonnenschutz ist absolut notwendig!

Verwendest Du BPO, solltest Du direkte Sonnenstrahlen vermeiden. Aber auch im Schatten ist die tägliche Verwendung eines guten Sonnenschutzes in der Morgenroutine ein Muss!

Eine gute Sonnencreme schützt sowohl vor UVB als auch UVA-Strahlen und ist idealerweise auch wasserfest. Mehr dazu findet Ihr in der Rubrik Alles über Sonnenschutz – Grundlagen.


Benzoylperoxid bleicht Textilien und Haare

Beim Einsatz von BPO solltet Ihr unbedingt beachten, dass der Wirkstoff bleicht (hier 2021).

Dies betrifft zum einen farbige Textilien – etwa Handtücher, Bettwäsche und Kleidung. Für die Therapiezeit könnt Ihr somit getrost hochwertigere Handtücher und Bettwäsche sowie Nachthemden im Schrank für bessere Zeiten aufbewahrten. 🙂

Zum anderen setzt die bleichende Wirkung von BPO bei einer Berührung mit Haaren ein – passt somit bei dem Auftrag auf Euren Haaransatz, Augenbrauen und Bartbehaarung auf.


BPO und freie Radikale

Oben haben wir erwähnt, dass die bakterielle Wirkung von Benzoylperoxid durch die Erzeugung von freien Radikalen zu Stande kommt.

In diesem Zusammenhang wird oft befürchtet, dass BPO via freie Radikale zur Alterung der Haut beiträgt.

Dem ist meines Wissens nicht so.

Es gibt nämlich unterschiedliche freie Radikale (oder eher: radikale Sauerstoffspezies) mit zum Teil unterschiedlicher Wirkung.

Zu Sauerstoffradikalen, welche an der Zerstörung des hauteigenen Kollagens beteiligt sind, gehören in erster Linie:

  • Hydroxyl-Radikal (hydroxyl radical, OH)
  • Superoxide (superoxide anion, O2  )
  • Wasserstoffperoxid (hydrogen peroxide, H2O2)
  • Singulett-Sauerstoff (singlet oxygen, 1O2). (hier)) (Genauer: Wasserstoffperoxid und Singulett-Sauerstoff sind keine freien Radikale, können aber dieselbe Reaktion erzeugen. Sie gehören somit ebenfalls zu sog. Reaktiven Sauerstoffspezies bzw. Sauerstoffradikale (engl. Reactive Oxygen Species -> ROS). Mehr dazu hier und hier)

Benzoylperoxid produziert keins davon, sondern BenzoyloxyRadikale. Diese attackieren direkt die bakteriellen Zellwände, nicht aber Kollagenfaser – zumindest nicht in einem vergleichbaren Ausmaß wie Hydroxyl Radikale.

Auch soll die oxidative Wirkung von BPO sehr kurz sein.

BPO erzeugt freie Radikale, die jedoch keinen gravierenden Aging-Effekt auf unsere Haut haben sollten.


Ist Benzoylperoxid gegen Akne gut für meine Haut?

Falls Ihr bis dahin Benzoylperoxid als einen Wirkstoff identifiziert habt, der Eurer Haut helfen könnte, stellt Ihr Euch jetzt wahrscheinlich eine Reihe von weiteren Fragen zu dessen Wirkung und Anwendung.

Diese werde ich nun versuchen, zu beantworten.


Wann sieht man positive Ergebnisse nach der Anwendung von BPO?

Glücklicherweise reagieren die Hautbakterien recht schnell auf Benzoylperoxid.

Eine Studie mit 5% BPO zeigte das Folgende:

  • Innerhalb von 20 Stunden nach einer einzigen Anwendung von 5% BPO wurde eine signifikante Reduktion von Cutibactarium acnes beobachtet. (hier 2020)
  • nach fünf Tagen wurde eine klinische Besserung festgestellt. (hier 2020)

Das heißt nicht zwangsweise, dass Ihr eine deutliche Verbesserung des Hautzustands bereits nach ein paar Tagen der Anwendung beobachten werdet.

Diese sollte jedoch der Regel nach den ersten vier Behandlungswochen auftreten. Geduld ist angebracht.


Welche Konzentration von BPO wirkt am besten?

BPO kommt in deutschen Apotheken in unterschiedlichen Konzentrationen vor: 2,5%, 3%, 5% und 10%.

Studien zeigten, dass es keinen gravierenden Unterschied in der Wirkung zwischen 5% und 10% BPO gibt. Bei höheren Konzentrationen kann jedoch eine konzentrationsabhängige Hautirritation auftreten. (hier, 2009)

Daher solltet Ihr man, wie oben erwähnt, unbedingt mit einer geringeren Konzentration von 2,5% anfangen und sich schleichend auf 5% hoch arbeiten.

5% scheint für das Gesicht die goldene Mitte zu sein.

Bei Rücken- und Brustakne könntet Ihr nach einer Weile die 10% Konzentration testen und schauen, ob dies mehr bringt.


Wie schnell wirkt Benzoylperoxid?

Anders gefragt: Wie schnell nach dem Auftrag zerstört BPO die ersten Bakterien?

Während die Konzentration von BPO nicht unbedingt ausschlaggebend für das positive Ergebnis ist (sondern eher für den Grad der Irritation), ist diese relevant für die Schnelligkeit der bakteriziden Aktivität von BPO.

Und das ist für Menschen, die BPO in der Routine verwenden, nicht unwichtig. Gleich sage ich Euch, warum.

Wie lange benötigt BPO, um Bakterien zu töten?

  • 1.25% BPO – 60 Minuten
  • 2.5% BPO – 15 Minuten
  • 5% und 10% BPO – erforderten gleichermaßen sehr kurze Einwirkzeiten: lediglich 30 Sekunden. (hier 2022)

Und warum sollen wir das wissen?

Falls Ihr etwa 3% BPO verwendet, könntet Ihr nach 15 Minuten ruhig ein weiteres Pflegeprodukt, etwa eine Feuchtigkeitspflege, auftragen. Bei 5% müsst Ihr hingegen lediglich ca. eine Minute abwarten.

Hinweis: Falls eine längere Wartezeit zu Spannung auf den trockenen Stellen der Gesichtshaut führt, trage in der Zeit bereits auf die Stellen (etwa unter den Augen) ein Serum oder eine Creme auf.


Wo in die Hautpflegeroutine integriere ich BPO?

Diesbezüglich gibt es keine Vorschriften. Meine Empfehlung wäre wie folgt:

Leidet Ihr unter einer mittelschweren Akne, die großflächig auftritt, sollte man ich BPO direkt nach der Reinigung oder eventuell nach einem wässrigen bzw. leicht geligen Salicylsäure-Präparat (sog. BHA) anwenden, damit der Wirkstoff gut in die Haut eindringen kann. (Das tut er ohnehin, da die Substanz lipophil ist (also fettliebend) und somit schnell und effizient die Hautbarriere penetrieren kann.)

Nach 15 bzw. 1 Minute (s. oben) können dann weitere Produkte aufgetragen werden.

Falls Ihr hingegen vereinzelte Pickel habt, würde ich Benzoylperoxid am Ende der Pflegeroutine direkt auf die Pickel auftragen – diese eventuell zuvor mit einem Q Tipp von zuvor aufgetragenen Produkten befreien. Denn auf eine gesunde Haut sollte BPO nicht aufgetragen werden.

Hinweis: Falls Eure Haut stark mit Irritationen reagiert, könnt Ihr anfangs BPO auf eine Feuchtigkeitscreme auftragen, um die Wirkung zu mildern. Hält die Hautreizung an, muss BPO abgesetzt werden.


Inaktiviert Benzoylperoxid Tretinoin?

Und wenn wir schon über die Integration von Benzoylperoxid in die Hautpflegeroutine sprechen… Gelegentlich liest man „im Internet“ die Aussage, dass BPO Retinol (!) inaktiviert.

Das hat keine Bestätigung in der Fachliteratur.

Eine Studie hat tatsächlich gezeigt, dass BPO die verschreibungspflichtige Form von Vitamin A (Retinsäure) – Tretinoin – deaktiviert hat, wenn beide Produkte abends aufgetragen wurden.

Demgegenüber zeigte eine weitere Studie, dass es sogar bei der Mischung beider Wirkstoffe in einem Produkt zu keinem Verlust der Aktivität von Tretinoin kam.(hier1(hier)

Bei einer anderen Form von Retinsäure – Adapalen – wurde ebenfalls keine Interaktion mit BPO festgestellt. Inzwischen gibt es auf dem Markt sogar eine rezeptpflichtige feste Kombination von BPO und Adapalen (Epiduo).

Können also BPO und nicht verschreibungspflichtige Retinoide (etwa Retinol, Retinal oder Granactive Retinoid) in einer Routine verwendet werden?


Kann Benzoylperoxid und Retinol gemeinsam verwendet werden?

Und ob Benzoylperoxid Retinol oder Retinal degradiert? Dazu liegen gar keine glaubwürdigen Daten vor.

Solange die Wirkstoffe gegen Akne nicht miteinander gemischt werden, liegt meines Wissens nichts auf dem Weg, beide in derselben Hautpflegeroutine zu verwenden. Am besten abends.

Hinweis: Da Retinoide die Haut ebenfalls irritieren können, sollte man bei dem Auftrag beider Präparate in einer Routine sehr vorsichtig sein und zunächst einmal einen Wirkstoff etwa zwei Wochen lang verwenden, bevor man (anfangs jeden 3. Tag) den anderen Wirkstoff einführt.

Beginnt immer mit niedrigen Konzentrationen von (allen) Wirkstoffen!


Ist Benzoylperoxid gegen Akne besser als Retinoide?

Das ist eine Frage, die nicht pauschal mit Ja oder Nein beantwortet werden kann.

Denn beide Wirkstoffe agieren unterschiedlich. Während die Hautrolle von BPO darin liegt, den bakteriellen Überfall im Schach zu halten und die äußerte Hautschicht langsam abzulösen, kümmern sich Retinoide um eine schnellere Erneuerung der Hautzellen und verhindern dadurch, dass sich die toten Zellen auf der Hautoberfläche ansammeln.

Es gibt ältere Studien, welche beide Wirkstoffe miteinander verglichen haben:

In kontrollierten, randomizierten klinischen Studien wurden ein 5% Benzoylperoxid Gel mit einer 0,05% Tretinoin Creme verglichen. Nach acht Wochen wurde in beiden Gruppe eine Verbesserung des Hautzustands (reduzierte Gesamtzahl der Pickel) festgestellt. Es gab dabei keinen Unterschied zwischen den Hautstellen, die mit BPO oder Tretinoin behandelt wurden.

Benzoylperoxid hat allerdings sogar bei der Reduktion von eitrigen Hautknötchen besser abgeschnitten (hier 1978) (hier 1979).

Es gibt aber auch eine klinische Studie, welche die Wirkung von Isotretinoin – das ist eine Version von Vitamin A zur oralen Einnahme, die gelegentlich als das stärkste Wirkstoff gegen Akne bezeichnet wird – und Benzoylperoxid miteinander verglich. Schaut Euch das Ergebnis an:


BPO versus Isotretinoin

Eine doppelblinde, randomisierte, klinische Studie mit 77 Patienten zeigte nämlich, dass die Wirkung von Benzoylperoxid und Isotretinoin nicht nur vergleichbar war, sondern die von BPO sogar schneller eintrat und besser gegen entzündliche Komodene wirkte. Das überrascht, denn Isotretinoin wird als das wirksamste Mittel gegen Akne schlechthin betrachtet.

Die Testpersonen wurden in drei Gruppe eingeteilt.

  • Gruppe 1 hat nur Isotretinoin-Gel (Isotrex) bekommen
  • Gruppe 2 wurde mit einer Creme ohne Wirkstoffe behandelt
  • Gruppe 3 wurde mit 5% Benzoylperoxid behandelt.

Sowohl Menschen aus der Gruppe 1 als auch der Gruppe 3 erzielten signifikante Reduktion der Anzahl von Pickeln.

Eine Reduktionen von entzündeten Pickeln trat nach der Anwendung von BPO bereits nach Wochen. Die Isotretinoin Gruppe musste darauf 12 Wochen warten.

Das allgemeine Hautbild hat sich in der Benzoylperoxid-Gruppe nach 4 Wochen und in der Isotretinoin-Gruppe nach 8 Wochen verbessert.

Eine Hautirritation trat bei beiden Behandlungen gleichermaßen auf, wurde aber von den Patienten gut vertragen.

Diese Daten bestätigen den klinischen Nutzen von Benzoylperoxid sogar bei schweren Akneverläufen. (hier 1992)  Trotzdem wird der Wirkstoff in der Regel gegen leichte und mittlere Aknegrade und Isotretinoin gegen schwere Akne eingesetzt.


Benzoylperoxid versus Retinoide – mein Fazit

Aus den oben zitierten Ergebnissen würde ich jedoch nicht darauf schließen, dass Benzoylperoxid gegen Akne besser wirkt als Retinoide.
Denn die Akneursachen sind bei jedem Krankheitsbild unterschiedlich gewichtet – während bei einer Person die vermehrte Produktion von Cutibacterium acnes das Problem darstellt, sind die wichtigsten Akneauslöser in einer anderen Haut die Hyperkeratose (d. h. Ansammlung von abgestorbenen Hautzellen) oder die überschüßige Sebumproduktion.
Hinweis: Die klügste Vorgehensweise bei Akne ist es somit, auf eine Wirkstoffkombination zu setzen, damit die Akneauslöser  gleichermaßen adressiert werden könnten. Am besten wäre es Substanzen zu verwenden, die antientzündliche, keratolytische, komedolytische und antibakterielle Wirkung zeigen. (hier 2021)

Benzoylperoxid in Kombination – Rezeptpflichtig

Bei „Wirkstoffkombination“ meine ich, unterschiedliche Akne bekämpfende Wirkstoffe (s. oben) in die Hautpflegeroutine sinnvoll zu integrieren.

Es gibt aber tatsächlich auch feste Kombinationen von Wirkstoffen gegen Akne. Hier spiel BPO ebenfalls eine leitende Rolle. So gibt es eine Kombination von 2,5% Benzoylperoxid  + 0,1% Adapalen (Epiduo) oder 5% BPO + 1 % Clindamycin (Duac oder Acanya).

Solltet Ihr mit reinem BPO keine Erfolge erzielen, ist somit ein Gang zum Dermatologen ratsam – insbesondere bei schweren Akneabläufen.


Ist BPO gegen Akne besser als andere Wirkstoffe?

Am Beispiel von Benzoylperoxid und Retinoiden haben wir gesehen, dass solche Frage nicht sinnvoll zu beantworten ist. Wirkstoffe gegen Akne haben unterschiedliche Wirkmechanismen und behandeln unterschiedliche Auslöser.

In einer Hautpflegeroutine bei Akneproblemen könntet Ihr somit versuchen, neben Benzoylperoxid und Retinoiden auch Salicylsäure, Azelainsäure und Zink einzusetzen. Niacinamid, aufgrund seiner entzündungshemmenden und aufhellenden Wirkung auf die post-Pickel-Verfärbungen (sog. PIH), wäre auch ratsam. Mehr zu Wirkstoffen bei Hautverfärbungen findet Ihr in diesem Beitrag.


Benzoylperoxid gegen Akne – Fazit

Die Recherche zu Benzoylperoxide wurden durch mein großes Interesse an der Wirkung des Wirkstoffes begleitet. Es ist eine spannende Substanz, die anders als alle anderen Wirkstoffe gegen Akne auf der Haut agiert.

Ich hoffe sehr, dass ich Euch ein möglichst umfassendes Bild zur Wirkung und Nebenwirkungen von Benzoylperoxide schildern konnte.

Falls Ihr Fragen habt, könnt Ihr Euch immer an einen Apotheker wenden oder an mich in den Kommentaren. Sofern ich die Antwort weiß, werde ich Euch diese auch geben. :).

Ich grüße Euch herzlich und würde mich über Eure Erfahrung mit Akne und Benzoylperoxide sehr (!) freuen! Habt Ihr bereits eine großflächige oder punktuelle Verwendung von Benzoylperoxide bei Unreinheiten probiert? Wenn ja, mit welchem Resultat? Wenn nicht, warum?

Eure Pia


Die gesamte Blogreihe zur Akne – Ursachen, Behandlung, Pigmentflecken nach abgeheilten Pickeln, Aknenarben, PCOs, Erwachsenenakne, Schweregrade von Akne, etc. findet Ihr hier aufgelistet!


Um Informationen über Akne und andere Hautpflegethemen direkt in Eure Email-Box zu erhalten, tragt Euch doch gerne für den Newsletter ein:

 

 

  1. Tretinoin wurde hier allerdings in äußerst kleine Mikroschwämmchen eingeschlossen (sog. microsphere gel vehicle), was womöglich geholfen hat, eine Degradation des Wirkstoffs zu verhindern.[]
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Sophie

Hallo,
erstmal möchte ich mich dafür bedanken, dass du diesen Blog betreibst. Durch dich bin auf das Prinzip der milden Hautpflege gekommen und kann mich dafür bei dir nicht genug bedanken. Ich verfolge deinen Blog jetzt seit Jahren und immer wenn ich Fragen zu einem Wirkstoff hatte, habe ich zuerst auf deinem Blog nachgeschaut, ob du dazu schonmal etwas geschrieben hast.
Vor zwei Wochen habe ich mich mal intensiver mit BPO beschäftigt weil meine Haut mir zunehmend zu schaffen macht und habe dazu ein paar Sätze auf deinem Blog gefunden. Habe mir dann nach einiger Recherche das Cordes BPO 3% Gel und den Benzaknen BPO 5% Wash bestellt. Benutze es jetzt seit einigen Tagen. Dann gucke ich heute auf deinen Blog – und finde diesen Beitrag! Ich habe mich so gefreut.
Gut zu wissen, dass man nach der Anwendung des BPO 3% Gels nach 15 Minuten auch eine Feuchtigkeitscreme benutzen darf. Hatte irgendwo gelesen, dass man danach nichts benutzen sollte, weil es die Poren verstopft und es so noch schlimmer macht. Lag dann nachts mit spannenden Stellen im Gesicht und hab mich gefragt, ob das wirklich so sein soll. Jetzt weiß ich es besser. Ich hatte auch irgendwo gelesen, dass man BHA und BPO nicht in einer Routine kombinieren sollte. Wurde in diesem Beitrag dann eines besseren belehrt.
Ich habe zwei Fragen an dich:
1) Ich habe mal gelesen, dass es nach Beginn der Anwendung von BPO vorkommen kann, dass sich die Haut erstmal verschlechtert, bevor sie besser wird. Stimmt das?
2) Was hältst du von dem BPO 5% Wash? Macht es für dich Sinn, den Wirkstoff in Form eines Waschgels anzuwenden?

Nochmals danke für die wissenschaftlich fundierte Aufklärungsarbeit bezüglich Hautpflege, die du in diesem Blog leistet. Auch die Seite Skincarehelper benutze ich sehr häufig und finde sie einfach klasse.

Liebe Grüße,
Sophie

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