Wie trägt man eine Sonnencreme richtig auf? Wie viel davon? Schützt Schatten vor UV-Licht?
Was heißt eigentlich: Sonnenschutz richtig auftragen? Geht es dabei nur um die Menge der Sonnencreme oder vielleicht die Auftragstechnik? Oder gibt es auch andere Faktoren, die dazu beitragen, dass der Sonnenschutz richtig aufgetragen wird und dementsprechend auch vernünftig wirken kann?
Heute möchte ich auf einige Aspekte eingehen, die mit Sonnenschutz zusammenhängen und welche vielleicht nicht allen bewusst sein.
Sonnencreme und die richtige Menge
Bereits vor einigen Jahren habe ich einen Beitrag über die richtige Menge vom Sonnenschutz (hier) geschrieben. Das Thema ist deshalb so besonders wichtig, weil die Stärke des Lichtschutzfaktors, die auf der Verpackung angegeben wird, mit der Menge von 2 mg/cm2 bemessen wird. Trägst Du also weniger als das, ist Deine Haut automatisch weniger geschützt.
Dabei fällt der UV-Schutz (insb. UVB) exponentiell ab ( s. bei Marek). Das heißt, wenn Du die Hälfte von der ausgelobten Menge verwendest (1 mg/cm2), ist der Schutz vor Sonnenstrahlen nicht um die Hälfte reduziert, sondern fällt viel geringer aus!
Wird der Sonnenschutz nicht richtig aufgetragen, können folgende Konsequenzen auftreten:
- Hautkrebs (sowohl durch UVB- als auch UVA-Strahlen bedingt!)
- Falten (Kollagenabbau)
- Pigmentflecken (Altersflecken, Melasma)
- Volumenverlust (Hauterschlaffung <- Kollagenabbau und Abbau von Elastinfasern)
- Verbreitung von freien Radikalen (ROS)
- und Einiges mehr s. hier: Was verursacht Falten?
Erneuter Auftrag nach 20 Minuten erhöht den UV-Schutz
Etliche Studien haben gezeigt, dass ein zweiter Auftrag einer Sonnencreme, etwa 20 Minuten nach dem ersten, die Gesamtmenge des Sonnenschutzes deutlich erhöht!
Achtung: Verwendest Du etwa eine Sonnencreme mit SPF15, wird der zweite Auftrag den Lichtschutzfaktor nicht auf SPF30 erhöhen. Es bleibt bei der ausgelobten Zahl von SPF15. Was durch einen erneuten Auftrag möglich gemacht wird, ist, dass der Lichtschutzfaktor SPF15 überhaupt erreicht werden könnte!
Außerdem werden durch einen zweiten Auftrag der Sonnencreme die leicht zu übersehenden Körperstellen erreicht! (Quelle 1)
Wir haben gerade ausgeführt, dass die auf der Verpackung ausgelobten UV-Schutzwerte nur dann erreicht werden, wenn wir die richtige Menge des UV-Schutzmittels von 2 mg/cm2 auftragen. Und jetzt eine Frage an Euch: Wie viel Sonnenschutz tragen Menschen (in einem Auftrag) durchschnittlich auf? Ratet mal!
Dazu, wie viel Sonnenschutz im Durchschnitt aufgetragen wird, gibt es unterschiedliche Testergebnisse. Die meisten zeigen, dass wir beim Auftrag einer Sonnencreme 1mg/cm2 (also die Hälfte) nicht überschreiten. Oft kommt man auf geradezu 0.40 mg/cm2!
Eine Studie zeigte, dass der erste Auftrag eines Sonnenschutzproduktes bei 0.43 mg/cm2 lag. Der zweite Auftrag hat die Gesamtmenge auf 0.95 mg/cm2 erhöht – also nicht mal auf die ausgelobte Hälfte. (Quelle 2)
Eine andere Studie zeigte ein etwas positiveres Ergebnis: Körperstellen, die leicht zugänglich waren, wie das Gesicht und das Dekolleté, wurden nach einer Applizierung mit 1 mg/cm2 behandelt. Bei der zweiten Anwendung hat sich die Menge auf 2 mg/cm2 erhöht. (Quelle 3)
Achtung bei Kindern: Lasst Euren Kindern nie allein den Sonnenschutz auftragen. In einer Studien wurde das Verhalten von Grundschulkindern zwischen 5 bis 12 Jahren untersucht. Die Menge war im Durchschnitt 0.48 mg/cm2 und damit der Schutz vor UV-Strahlung dramatisch reduziert! (Quelle 4)
Es ist wie beim Zähneputzen: Kinder können es gerne allein tun. Die Rolle der Eltern besteht aber darin, immer gründlich nachzuputzen.
Ein höherer Lichtschutzfaktor erhöht den UV-Schutz
Wir können also davon ausgehen, dass die meisten Menschen gewöhnlich etwa die Hälfte oder weniger von der ausgelobten Menge an Sonnenschutz auftragen. Mit einem richtigen Auftrag der Sonnencreme hat das offenbar nichts zu tun. Wird die Anwendung nach ca. 20 Minuten wiederholt, verdoppelt sich die Menge der aufgetragenen Sonnencreme und der Schutz vor UV-Strahlen nimmt zu.
Was sind nun unsere Schlußfolgerungen daraus?
Die erste Schlußfolgerung lautet, dass ein wiederholter Auftrag einer Sonnencreme nach ca. 20 Minuten den UV-Gesamtschutz deutlich erhöht. Das Nachcremen müsste daher insbesondere bei Hautkrebs erkrankten Menschen und bei Kindern als Muss gesehen werden.
Die zweite Schlußfolgerung ist, dass man zugleich auch – oder als Ersatz für die erste Methode, wenn uns gerade die Zeit fehlt – eine Sonnencreme mit einem höheren Lichtschutz wählen sollte. So kann die Diskrepanz zwischen der ausgelobten und der tatsächlich aufgetragenen Menge an Sonnenschutz teilweise überwunden werden (Quelle 5) [bctt tweet=“Ein höherer Lichtschutzfaktor erhöht den UV-Schutz“ username=“SCInspirations“] Mein Plädoyer für einen höheren Lichtschutzfaktor (SPF) resultiert auch aus einem anderen Grund: In Sonnenschutzprodukten, die den EU-Richtlinien entsprechen und das UVA Logo im Kreis tragen dürfen, muss der UVA-Wert zumindest 1/3 des SPF-Wertes (UVB) ausmachen (dazu ausführlich hier). Der UVA-Wert an sich wird auf der Verpackung selten angegeben (Ausnahmen sind hier Bioderma und LRP, manchmal ISIDN und Uriage).Wenn wir somit eine Sonnencreme mit SPF30 wählen, muss der UVA-Wert nur 10 ausmachen. Bei SPF50+ muss die UVA-Schutzwirkung hingegen mindestens 20 betragen.
D.h. mit einem höheren Lichtschutzfaktor (UVB) erhöht sich automatisch auch der UVA-Wert!Wie lange wirkt eine Sonnencreme?
Dieser Frage werden wir gezielt im kommenden Beitrag nachgehen. Schon vorab: Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Die Schutzwirkung einer Sonnencreme und entsprechend die Notwendigkeit, den Auftrag in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, hängt von vielen Faktoren ab. Gerne könnt Ihr schon jetzt darüber nachdenken, welche Aspekte zu einer höheren Schutzleistung einer Sonnencreme beitragen. Meine Meinung dazu findet Ihr auf dem Blog nächste Woche.
Nachtrag Wie lange wirkt eine Sonnencreme?
Schatten garantiert keinen Schutz vor Sonnenbrand
Noch ein Hinweis zum Sonnenbrand im Schatten: Schatten ist gut, garantiert aber keinen ausreichenden Schutz vor Sonnenbrand. Wusstet Ihr das? Wasser und Sand sowie weiße Gebäude reflektieren das UV-Licht und so wird ein Schutz durch etwa Bäume oder einen Schirm beeinträchtigt. Glaubt Ihr mir nicht? Hier ein Studienergebnis:
An einem Experiment nahmen zwei Menschengruppen teil. Beide Gruppen hielten sich an einem sonnigen Strand im August in Texas/USA über 3,5 Stunden um die Mittagszeit (10am-2pm) auf. Die eine Gruppe hat Sonnenschutz aufgetragen und hielt sich an schattenfreien Strandorten auf. Die andere Gruppe hielt sich unter einem Sonnenschirm auf. Das Ergebnis war wie folgt:
78% der Teilnehmer unter dem Sonnenschirm, die sich (mit sehr kurzen Ausnahmen) nur im Schatten aufhielten, haben an zumindest einer Körperstelle Sonnenbrand entwickelt. Demgegenüber hat 25% der Teilnehmer, die mit einem Sonnenschutz behandelt wurden, Sonnenbrand entwickelt. Und jetzt kommt’s: Es war keine schlecht formulierte Sonnencreme mit LSF von 15, sondern ein Sonnenschutz von Neutrogena mit UVB 100 und UVA 33, der Wasser resistent und photostabil formuliert wurde. Der erste Auftrag erfolgte mit ca. 1 mg/cm2. Mit dem zweiten Auftrag (nach ca. 2 Stunden) kamen die Teilnehmer auf 2 mg/cm2. [bctt tweet=“Schatten garantiert keinen Schutz vor Sonnenbrand“ username=“SCInspirations“] Fazit: Weder Sonnenschutz noch Sonnenschirm verhindern Sonnenbrand vollkommen! Selbst wenn Ihr den Sonnenschutz richtig aufträgt, sich aber trotzdem in der prallen Sonne stundenlang aufhält, ist Sonnenbrand so gut wie vorprogrammiert. (Quelle 6)
Sonnenschutz richtig auftragen
Den Sonnenschutz richtig aufzutragen, ist schon allein eine Kunst für sich. Dazu gehört die richtige Menge, ein erneuter Auftrag und je nach Umständen eine Wiederholung in regelmäßigen Umständen.
Wie geht Ihr damit um? Trägt Ihr Eure Gesichtssonnencreme in zwei Schichten auf? Wiegt Ihr die Menge an Sonnenschutz vor dem Auftrag? Ich bin gespannt!
Eure Pia

Quellen
Quelle 1: De Villa, D./Nagatomi, AR./Paese, K. (et al.) (2011): Reapplication improves the amount of sunscreen, not its regularity, under real life conditions, in: Photochemistry and Photobiology, 87(2), 457-60 (link)
Quelle 2: Herfords, I./Torsnes, L. (et al.) (2018): Sunscreen use optimized by two consecutive applications, in: Public Library of Science 13(3): e0193916 (link)
Quelle 3: Teramura/Mizuno/Asano (2012): Relationship between sun‐protection factor and application thickness in high‐performance sunscreen: double application of sunscreen is recommended, in: Experimental Dermatology, 7(8), 904-8 (link)
Quelle 4: Diaz, A./Neale, RE/Kimlin, MG (et al.) (2012): The children and sunscreen study: a crossover trial investigating children’s sunscreen application thickness and the influence of age and dispenser type, in: Archives of Dermatology,148(5), 606-12 (link)
Quelle 5: Petersen, B./Wulf H. (2013): Application of sunscreen − theory and reality, in: Photodermatology, Photoimmunology & Photomedicine, 96-101 (link)
Quelle 6: Ou-Yang, H./Jiang, L. (et al.) (2017): Sun Protection by Beach Umbrella vs Sunscreen With a High Sun Protection Factor. A Randomized Clinical Trial, in: JAMA Dermatol., 153(3), 304-308 (link)
Die Sonnencreme (gleichzeitig „Tagescreme“) die ich benutze (noch aufbrauche) ist die Resist Anti Aging für Mischhaut und fettige haut von PC. Ich habe mischhaut, auch mit trockenen Partien, und kann mir nicht GAR NICHT- erklären wie man dieses Produkt für Misch oder fettige Haut überhaupt anbieten kann. Ich habe jetzt nach 2 Stunden immernoch einen SOLCHEN glänzenden Fettfilm auf der Haut das mich der Blick in den Spiegel echt entsetzt. Habe leider aber auch noch keinnnn einiges Sonnenfluid gefunden das nicht fettet (sonst bekomme ich unterlagerungen auf sonst eig sehr reinger haut), nicht ZU stark mattiert (sichtbarkeit von feinen Fältchen) aber schon ein mattes finish hinterlässt, wasserfest ist, extrem hohen Schutz bietet usw usf….
Super Weiterführung zum Thema Sonnenschutz, liebe Pia! ????
Mich würde ja auch sehr interessieren, welche Auftragetechnik den Schutz zerstört (sprich z.b. Primer oder MU im Anschluss). Das Gerät, welches den Schutz auf der Haut messen kann und du schon mal erwähnt hast, klingt dabei auch spannend.
Liebe Pia, unter meiner Sonnencreme trage ich meistens Toner, BHA 3%PC, 1-2 Seren und dann großzügig Sonnencreme (2Finger Methode) in 2 Schichten auf.
Meine Hautärztin meinte nun, dass der Sonnenschutz direkt auf die Haut muss, und die Seren dann drüber … ich bin grad etwas ratlos ????????♀️
Was meinst du?
Liebe Grüße Petra
hat meine auch gesagt. aber ich habe dazu online keine einzige bestätigung gefunden ausser das das wohl eine angeblich veraltete sichtweise ist.