Was macht Falten? Eine Übersicht
Sobald erste Fältchen sichtbar werden, machen sich viele Menschen auf den Weg nach einer Antifaltencreme. Doch im allerersten Schritt müsste man sich eigentlich die Frage stellen: Was verursacht Falten?
Einfluss auf die Hautalterung und damit die Entstehung von Fältchen und Falten haben interne und externe Faktoren. Das klingt wenig aufregend, nicht wahr? Erfreulich ist dabei jedoch, dass man die schädigende Wirkung von externen Faktoren kontrollieren kann.
Auch können die Erscheinungsresultate des intern bedingten Älterwerdens teilweise abgemildert werden. Fangen wir aber mit dem Thema „Was verursacht Falten?“ systematisch an.
Was verursacht Falten? Interne Faktoren
Für Faltenbildung sind altersbedingte Veränderungen in allen drei Hautschichten verantwortlich ( Falls Ihr mit dem Hautaufbau nicht vertraut seid, lest bitte zunächst einmal den Beitrag zu drei Hautschichten!).
Ursachen für die Faltenbildung in der Epidermis
In der Epidermis, der äußersten Hautschicht, werden Hautzellen mit dem Alter weniger dicht aneinander gebunden. Das trägt zu einem vermehrten Wasserverlust und demzufolge zur Trockenheit der Haut bei. Man nennt den Prozess: transepidermalen Wasserverlust, engl. Transepidermal Water Loss (TEWL).
Auf einer trockenen, reifen Haut sind Falten (Trockenheitsfältchen) wiederum deutlich sichtbarer, da die Aufpolsterung durch „Wasserkissen“ in der Haut fehlt. Die nächste Frage wäre somit: Wie kann man den Wasserverlust aus der Haut verhindern?
Um den Wassergehalt in der Haut zu erhöhen und dessen Verlust zu minimieren, sollten Gesichtscremes folgende Substanzen enthalten:
- Wasserbindende Inhaltsstoffe (u.a. Hyaluronsäure, Glycerin, Urea) Beitrag zu Feuchthaltemitteln findet Ihr hier. Zum Beitrag zu Hyaluronsäure – dem Feuchtigkeitswunder – s. hier.
- Okklusiva, welche eine Isolationsschicht auf der Haut bilden (u.a. Petrolatum, Mineralöle, Bienenwachs, Cetylalkohol, Stearylalkohol) Beitrag zu Okklusiva findet Ihr hier.
- Lipide, welche die Hautbarriere stärken bzw. regenerieren Beitrag zu Weichmachern findet Ihr hier.
Ursachen für die Faltenbildung in der Subkutis
In der dritten Hautschicht, Subkutis bzw. Unterhaut, werden Fettzellen mit dem Alter kleiner und weniger zahlreich. Im Endergebnis wird die Haut weniger aufgepolstert, Falten und Erschlaffung der Haut werden hingegen sichtbar.
Im Gegenteil zum Wasserverlust, dem man, wie oben ausgeführt vorbeugen bzw. nachhelfen kann, hat der Fettverlust in der Haut jedoch dramatischere Folgen. Denn dem Fettverlust kann nur entweder durch Gewichtszunahme oder Unterspritzung mit Präparaten zur Volumenauffüllung (Fillern) geholfen werden.
Bei Menschen mit kleinen, dünnen Gesichtern (wie ich) manifestieren sich die unangenehmen Konsequenzen des Fettverlustes bzw. Fettmangels in der Subkutis am schnellsten, und zwar bereits um das 30. Lebensjahr. Menschen mit runden Gesichtern und einem höheren BMI-Wert bleiben hingegen von den oben beschriebenen Folgen viel länger verschont.
Ein Grund zu einem doppelten Nachtisch? 🙂
Ursachen für die Faltenbildung in der Dermis
Am Ende kommen wir zu der wichtigsten Hautschicht, wenn es um die Entstehung von Falten geht: der Mittelschicht der Haut namens Dermis. In der Dermis spielen sich die gravierendsten Faltenbildungsprozesse ab und sind eng mit den zwei in der Dermis angesiedelten Proteinen verbunden – Kollagen und Elastin:
- Mit Alter wird die Kollagenmenge in der Dermis immer geringer, und zwar aus zwei Gründen:
- mit jedem Lebensjahr produziert der Körper weniger Kollagen
- die bereits vorhandenen Kollagenfaser werden einem Abbauprozess unterzogen.
- Die elastischen Fasern, die für die Hautelastizität verantwortlich sind, werden mit zunehmendem Alter ebenfalls abgebaut. Die Konsequenz sind Falten und Verlust an Hautfestigkeit. (Quelle)
Ausflug ins Zelt: Kollagen und Elastin
In einer Presseinformation von Diadermine habe ich eine interessante, bildhafte Beschreibung von Kollagen und Elastin von Dr. Marianne Waldmann-Laue gefunden, die die Funktion der Proteinen in der Haut mit einem Zelt vergleicht:
„Zur Veranschaulichung der jeweiligen Wirkweise lässt sich sehr schön das Bild eines Zeltes heranziehen. Die Stangen, die ihm die äußere Form geben, sind bei der Haut das Kollagen. Die Heringe, welche das Zelt spannen, sind in der Haut das Elastin“.)
Man stellt sich nun problemlos vor, was mit einem Zelt passiert, wenn die Stangen (Kollagen) in Korrosion übergehen und die Heringe (Elastinfaser) ein nach dem anderen aus dem Boden rausgenommen werden. Irgendwann bricht das Zelt zusammen, da die Spannungskraft nicht mehr vorhanden ist. Kein schönes Bild, oder? So entstehen unsere lieben Falten.
Innere Aufpolsterung der Haut
Die innere Aufpolsterung der Haut lässt somit in allen drei Hautschichten nach:
In der Epidermis | durch Wasserverlust und Reduktion der Anzahl an natürlichen Feuchthaltemitteln (etwa Hyaluron) |
In der Dermis | Kollagenproduktion lässt nach und Elastinfaser werden schrittweise abgebaut |
In der Subkutis | durch Reduktion von der Anzahl an Fettzellen |
Hormone und Faltenbildung
Einfluss auf den Zustand der Haut haben außerdem hormonelle Veränderungen. Wie eine promovierte Wissenschaftsjournalistin, Dr. Gudrun Heyn, bemerkt: „Vor allem in den ersten fünf postmenopausalen Jahren reduziert sich der Kollagengehalt der weiblichen Haut um bis zu 30 Prozent. Die zunehmende Trockenheit durch die geringere Hyaluronsäureproduktion ist schon wenige Wochen nach der Menopause sichtbar. In den folgenden Monaten erschlafft die Haut, verliert an Festigkeit und klarer Kontur.” (Quelle)
Da für die menopausalen Hautänderungen in erster Linie eine verringerte Östrogenproduktion (hypoestrogenism) verantwortlich ist, kann eine topische Anwendung von Estradiol der epidermalen Hautverdünnung entgegenwirken (mehr dazu s. hier).
Eine post-menopausale hormonelle Therapie, welche die Reduktion der Hauteelastizität verlangsamen soll, kann ebenfalls die Folgen des veränderten Hormonhaushalts mildern.
Einen Beitrag zu Akne im Erwachsenenalter findet Ihr übrigens hier.
Was verursacht Falten? Externe Faktoren
Faltenbildung und UV-Strahlen
Die UV-Strahlen, dabei insbesondere UVA-Strahlen, sind für etwa 80% der vorzeitigen Hautalterung verantwortlich. Mit klaren Worten: eine frühzeitige Hautalterung ist meist eine UV-lichtgeschädigte Altershaut (Photoaging).
Solange das nicht verinnerlicht und entsprechend gehandelt wird (Sonnenschutz!), helfen keine Seren oder 200€-teure Feuchtigkeitscremes.Doch was passiert denn eigentlich, wenn unsere Haut Sonnenstrahlen ausgesetzt wird? Die zwei bereits oben erwähnten Proteine spielen dabei eine entscheidende Rolle – Kollagen und Elastin:
- Ultraviolettes Licht baut Kollagen schneller ab als dies im Züge des natürlichen Altersprozesses der Fall ist (Quelle).
- Durch UV-Strahlen wird nicht nur das Kollagen-Fasernetzt zerstört, sondern auch elastische Faser werden auf eine unnatürliche Art und Weise akkumuliert (s. hier). Dies führt zu einer verstärkten Produktion von Metalloproteinasen, die wiederum eine Schädigung des straffen Bindegewebes in der Haut zur Folge haben. Mit klaren Worten: UV-Strahlen erhöhen die Bildung von Metalloproteinasen und diese bauen wiederum Kollagen ab! (s. das untere Bild: UV-Strahlen -> Kollagenabbau)
Faltenbildung und freie Radikale
Wollen wir erfahren, was freie Radikale überhaupt sind? Wie es in einem Aufsatz, betitelt „An introduction to free radical biochemistry”, ausgeführt wird, sind freie Radikale „chemical species possessing an unpaired electron that can be considered as fragments of molecules and which are generally very reactive. They are produced continuously in cells either as accidental by-products of metabolism or deliberately during, for example, phagocytosis.”
Verstanden? Nicht? Kein Wunder. 🙂 Fassen wir also das Wichtigste über freie Radikale im Kontext der Hautalterung in einem Satz zusammen:
Freie Radikale (Sauerstoff-Radikale) oxidieren Zucker, Lipide und Proteine (hierdurch auch Kollagen) und schädigen das DNA (s. hier und hier). Da der Kollagenabbau Falten verursacht, begünstigen freie Radikale die Faltenbildung.Kurz: Was sonst verursacht Falten? Freie Radikale.
Und was trägt zu (externer) Entstehung von freien Radikalen bei?
- Surprise, surprise: UV-Strahlung!
- Aber nicht nur. Wichtige Auslöser für die Bildung von freien Radikalen sind u.a. Rauchen (eine Zigarette enthält angeblich ca. 1000.000.000.000.000 freie Radikale, s. hier) (zum Einfluss vom Rahmen auf Hautalterung s. auch hier)
- und Umweltverschmutzung (mehr dazu hier und hier).
Und was kann freie Radikale „bekämpfen“ bzw. neutralisieren? Ihr wisst doch die Antwort: Radikalenfänger = Antioxidantien! Antioxidationsmittel in Form von Mineralien, Vitaminen, Enzymen und Pflanzenstoffe bilden somit einen eigenen bzw. von außen hinzugefügten Schutz gegen freie Radikale.
Übrigens reduziert die UV Strahlung ebenfalls die Antioxidantien-Menge in der Epidermis (klick). Fassen wir nun das oben gesagte zusammen: Kollagen, dessen Verlust in erster Linie für die Faltenbildung zuständig ist, wird durch die Sonnenstrahlen direkt und indirekt zerstört. UV-Strahlen bauen die Kollagenmenge indirekt ab durch die Bildung von Metalloproteinasen und freien Radikalen.Noch knapper ausgedruckt: UV-Strahlung und freie Radikale verursachen Falten!
In der Blogreihe über Sonnenschutz könnt Ihr den Zusammenhang zwischen UVA-Strahlen und Falten ebenfalls nachlesen.
Freie Radikale versus Antioxidantien
Um die Faltenentstehung zu unterbinden, muss somit eine Balance zwischen freien Radikalen und Antioxidantien hergestellt werden.
Werden die erstgenannten die Oberhand gewinnen (da wir eben zu viel Sonne oder Zigaretten genossen haben), wird im Organismus der sog. oxidative Stress entstehen (klick). Demzufolge werden, wie erwähnt, Lipide und Proteine (Kollagen und Elastin) zerstört und das DNA geschädigt.
Wie hier angenommen wird, ist „Oxidative stress (…) considered of primary importance in driving the ageing process.“ Also: Oxidativer Stress wird für die vorzeitige Hautalterung verantwortlich gemacht.
Gleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien
Wie stellt man nun eine Balance zwischen freien Radikalen und Antioxidantien in der Haut her?
- Erstens durch Nahrung, denn wie Studien belegen, wird die Zerstörung von Lipiden und Proteinen durch Einnahme von Antioxidantien verhindert bzw. kontrolliert. Antioxidantien in der Nahrung können sich sogar positiv auf die Lebenserwartung auswirken. Dabei üben sie eine dreifache Funktion aus: präventive, „bereinigende“ und reparierende. Die wichtigsten antioxidativen Vitaminen, die durch Nahrung aufgenommen werden sollten, da sie nicht vom Körper hergestellt werden, sind: Vitamine E (bereinigt das Organismus aus freien Radikalen), C (reduziert und neutralisiert freie Radikale) und Beta-Carotene. Da eine längere Ausführung über antioxidativ wirkende Nahrungsmittel den Rahmen des Blogposts sprengen würde, habe ich die liebe Steffi von dem Blog HealthyHappySteffi darum gebeten, für Euch eine Übersicht dazu vorzubereiten. Zu ihrem Beitrag geht es hier entlang! Das müsst Ihr bitte unbedingt lesen. Warum? Weil es wichtig ist!
- Zweitens, können freie Radikale durch Antioxidantien in Hautpflegeprodukten „gefangen“ werden. Da die Menge an vom Körper produzierten Antioxidantien mit Alter abnimmt, wird auch der Bedarf an deren externe Zufuhr mit Alter größer. An dieser Stelle kommen Pflegeprodukte ins Spiel, d.h. topische Applikation von Wirkstoffen. Darauf kommen wir noch weiter unten zurück.
Ausflug: Übrigens gibt es inzwischen neue innovative Messverfahren, um sowohl den oxidative Status der Haut als auch den Gehalt an Antioxidanzien in der Haut bestimmen zu können. Auch lässt sich inzwischen bestimmen, ob und wie ein Wirkstoff in die Haut penetriert und ob er dort gespeichert wird. Spannend! Daran werden wir sicherlich noch in weiteren Blogposts anknüpfen!
Was verursacht Falten und wie kann man sie beseitigen?
Und jetzt kommt die große Frage: Kann man tatsächlich den Prozess der extern bzw. der intern bedingten Hautalterung und Faltenbildung verlangsamen? Können die bereits entstandenen Falten teilweise rückgängig gemacht werden?
Das hoffen wir ja alle. Und die Kosmetikkonzerne hoffen ja auch, dass wir uns das erhoffen und beschreiben ihre Anti Aging Produkte hauptsächlich im positiven Kontext von Kollagenproduktion. (Zur Herstellung von Träumen durch die Kosmetikindustrie könnt Ihr hier nachlesen).
- Doch welche Wirkstoffe sind zur Kollagenproduktion und Verlangsamung des Elastinabbaus in der Lage?
- Unter welchen Bedingungen können sie in die (und zwar wo genau) Haut eindringen, um diese Rolle zu erfüllen?
- Was sagen wissenschaftliche Studien dazu?
Diesen Fragen wird hier im Verlaufe der Zeit schrittweise nachgegangen.
Ich grüße Euch herzlich!
Eure Pia
Vergleich von inneren und äußeren Faltenursachen
Hier noch eine Tabelle zum Vergleich von intern- und extern bedingten Alterserscheinungen der Haut (Quelle) (auch hier):
Zu Wirkstoffen, die tatsächlich eine anti aging Wirkung haben, s. hier!
Hallo Pia!
Könntest du ein günstiges AOX-Produkt empfehlen? Am liebsten wäre mir etwas Flüssiges, da ich Cremes/Öle mehr als genug habe!
Folgende Produkte habe ich zu Hause und würde sie auch unter die Antioxitantien einreihen:
das Santaverde Aloe Vera Age Protect Öl (leider inkl. Linalool, Citronellol, Geraniol, Limonene…) – da es kostspielig war, werde ich es aufbrauchen
Pai Rosehip Öl
Clinique City Block 25 – mißbrauche ich lediglich als AOX-Quelle
Liebe Grüße
Gute AOX bietet Paula´s Choice – alle Seren sind gut und reich an AOX. Eine Alternative wäre die Redermic C von La Roche Posay. Deutlich günstiger sind wiederum die Produkte von Olay, die recht viel Niacin beinhalten. Leider sind gute AOX-Seren auch etwas teure. Frag vielleicht Shenja von incipedia.de, ob man etwas Gutes in Rossmann findet. Sie kennt sich aus. Ich habe keinen Rossmann um die Ecke… 🙂
Vielen Dank für den Post. Du kannst diese (für mich) komplizierten Dinge super erklären. 🙂
Oh danke, Shalely, ich freue mich sehr! 🙂 Liebe Grüße nach Hamburg (nehme ich mal an!)
Danke für den umfassenden und bereichernden Beitrag 😉 !
Danke zurück, Bambi! Ich freue mich sehr, dass jemand die etwas längeren Texte überhaupt liest. 😉
Vielen Dank für diesen informativen Beitrag! Mal wieder eine Menge gelernt… Momentan versuche ich auch vorbeugend mit dem einem oder anderen Anti Aging Produkt anzufangen. Jedoch habe ich momentan eher mit einem fahlen Teint zu kämpfen, stressbedingt. Ich versuche auch besser auf meine Ernährung zu achten und gesünder zu essen. Leider ist das im hektischen Alltag nicht immer möglich, besonders wenn man viel unterwegs ist 🙁 Wenigstens habe ich es schon geschafft weniger Kaffee zu trinken und öfters zum Wasser zu greifen. Denn überall wird einem Kaffee angeboten, sei es in Besprechungen, im Flieger, davor… ok, sorry, ein wenig vom Thema abgekommen 😉 Vielen Dank für den Post und den Link zu Steffi, sehr interessant! Lg Jules
Hallo Jules, gegen fahle Haut würde ich AHAs ausprobieren… oder hast Du es bereits? Ja, der Kaffee wird tatsächlich überall angeboten, und wenn man viel unterwegs ist, ist man Müll und trinkt Kaffee. Kenne ich. Würde mich so gerne wie Steffi ernähren, aber irgendwie bin ich dazu zu faul/dumm, wie auch immer… 🙂
Hihi siehst du jetzt weißt du wieso ich bisher kaum Falten habe: rundes Gesicht + höherer BMI. Sehr informativ, ich werde sicher noch mehrmals durchlesen.
Haha ja, da hast Du Glück. Man Gesicht wird nur minimal runder, wenn ich zunehme. Es lohnt sich also nicht. Ich müsste wohl gute 10kg zunehmen, damit ich davon im Sinne von anti-aging-Effekten profitieren könnte… Naja. 🙂