Ursachen von Akne

Ursachen von Akne
Akne ist eine entzündliche Veränderung der Talgdrüseneinheit bzw. des Talgdrüsenfollikels. Sie gehört zu den meist verbreiteten Hautkrankheiten weltweit.
Akne tritt in erster Linie an Körperstellen auf, die sich durch eine hohe Dichte an Talgdrüsen auszeichnen. Das sind: Gesicht, Rücken, Brust, Nacken und Dekolleté.
Schätzungsweise sind ca. 85% aller Jugendlichen von Akne betroffen (Quelle Nr. 1 und hier)
Heute wird von einer Epidemie von Akne in der späten Jugendzeit gesprochen. Selbst wenn auch weitere Erscheinungsformen von Akne identifiziert werden können (neonatal | Neugeborene, infantile – bis zu 1 Jahr, mid childhood – 1-7 Jahre alt, pre adolescent – 7-12, adolescent (Pubertät) – 12-18, acne tarda | Erwachsenenakne), sind es insbesondere die Jugendakne und Erwachsenenakne, die mit einer Reihe von zusätzlichen Problemen verbunden sind.
Denn die Erkrankung manifestiert sich nicht nur auf der Haut. Vielmehr wird Akne mit hoher psychischen Belastung, Depression bis zur Selbstmord (Quelle) in Verbindung gebracht. Studien berichten, dass selbst eine milde Akne Einfluss auf die Lebensqualität, Selbstwertschätzung und psychisches Wohlbefinden haben kann (Quelle Nr. 1, S. 53). Das Thema ist also wichtig genug, um ihm nicht nur einen, sondern mehrere Blogbeiträge zu widmen.
Die Initiative, eine gemeinsame Blogreihe zum Thema “Akne” kam von Marek / SKINCI, dem ich für das “Kooperationsangebot” auch an dieser Stelle sehr herzlich danken möchte.
Marek hat sich dabei explizit gewünscht, dass die Texte einfach und verständlich verfasst werden sollten – dieser Herausforderung stelle ich mich doch gerne! 🙂 Allerdings möchten wir, wie immer, zugleich zeigen, wo unsere Informationen herkommen. Ohne Verweis auf Fachliteratur kommen wir somit nicht drumherum.
Dennoch hoffen wir, dass wir Euch nicht nur eine informative Basis zu Ursachen von Akne liefern, sondern vor allem praktische Hilfe dafür, wie Ihr das Problem effektiv in den Griff bekommen könnt.

Ursachen von Akne

Da sich die Pathogenese von Akne so komplex und vielfältig gestaltet, ist es schwierig, von Akneursachen zu sprechen. Dennoch gehen die meisten Experten von vier Faktoren aus, die mit Akne stark korrelieren:

  • Erhöhte Sebumproduktion
  • Erhöhte Produktion von Keratinozyten | Verhornungsstörung
  • Entzündungsprozesse
  • Propionibacterium acnes
  • (Gene)

Nach längerer Überlegung würde ich diese Liste etwas modifizieren und von fünf, anstatt vier, Faktoren sprechen, die Einfluss auf die Entstehung von Akne haben:

  • Erhöhte Sebumproduktion
  • Geänderte Zusammensetzung vom Sebum
  • Erhöhte Proliferation von Keratinozyten | Verhornungsstörung
  • Entzündungsprozesse
  • Propionibacterium acnes
  • (Gene)

Ihr werdet sehen, dass die Zusammensetzung vom Sebum, die bei Menschen mit Akne anders ist als bei Menschen mit einer gesunden Haut, eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Akne spielt. Die Zusammensetzung vom Sebum soll meine Erachtens von der generell erhöhten Menge an Sebum getrennt behandelt werden.

Beginnen wir mit Punkt Nr. 1

Akne und erhöhte Sebumproduktion

Was ist Sebum?

Sebum (Talg) ist eine Mischung aus Lipiden/Ölen (Triglyceride, Wachsesters, Fettsäure, Cholesterol, Squalene).
 Die Sebum-Schicht liegt auf der Hautoberfläche und gehört zu dem Säuremantel.

Die Zusammensetzung vom Sebum ist genetisch und hormonal bedingt. Das führt dazu, dass selbst eineiige Zwillinge eine unterschiedliche Sebum-Zusammensetzung aufweisen. (Quelle Nr. 1, S. 34)

Sebum wird von Talgdrüsen produziert. Talgdrüsen findet man auf der ganzen Hautoberfläche außer Handflächen und Fußsohlen. Talgdrüsen sind am meisten vorhanden am Gesicht und der Kopfhaut (Quelle).

Braucht unsere Haut eigentlich Sebum?

Eine kurze Antwort lautet: Ja. 

Warum ist Sebum für unsere Haut vorteilhaft?

  1. Eine normale Bildung vom Talg hilft der Haut, Feuchtigkeit aufrechtzuerhalten. Die Öl-Mischung bildet nämlich eine okklusive Schicht auf der Haut, wodurch das hauteigene Wasser nicht so schnell verdunstet. Das Sebum hilft somit gegen eine Dehydrierung der Haut.
  2. Außerdem verhindert eine Sebumschicht Hautverletztungen (man kann sich darunter eine dünne Handy Beschichtung vorstellen, die das Telefon vor Kratzern schützt).
  3. Darüber hinaus transportieren Talgdrüsen Antioxidantien in und auf die Haut.
  4. Auch besitzt Talg antibakterielle Fähigkeiten.
  5. Nicht zuletzt sind Talgdrüsen in den Prozess der Wundheilung involviert.
  6. Eine Rolle vom Sebum beim Transfer von Pheromone wurde vermutet, bislang jedoch nicht überzeugend bestätigt 🙂 (Quelle)

Fazit: Talgdrüsen und Sebum in normalen Mengen sind für das normale Funktionieren der Haut sehr hilfreich. Ein Mangel an Sebum trägt zu einer trockenen Haut bei. Eine Überproduktion vom Sebum (Seborrhö) hat hingegen Unreinheiten und Akne zur Folge.

Was hat Einfluss auf die Entstehung vom Sebum?

Der Ausgangspunkt zum Verstehen der Akne-Problematik ist die Tatsache, dass die Talgdrüsen hormonal gesteuert sind! „Schuld“ daran sind männliche Geschlechtshormone (Androgene), allen voran Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT). Steigt der Androgenespiegel im Blut -> führt das zu einer erhöhten Sebumproduktion (Quelle Nr. 1, S. 63).

Der Mechanismus sieht folgendermaßen aus:

  1. Der Testeronspiegel steigt, wenn Testosteron in der Dermis (durch das Enzym 5α-Reduktase) zu DHT metabolisiert wird.
  2. DHT, ein viel potentes Androgen, kurbelt wiederum die Sebumproduktion an (Quelle).

Dabei ist die Aktivität von 5α-Reduktase in Akne Patienten höher ausgeprägt als bei Menschen ohne Aknekrankheit. Außerdem ist 5α-Reduktase insbesondere in Sebum produzierenden Zellen (Sebozyte) am Gesicht vorhanden (Quelle)!

Wenn also Hormone/Androgene über die Sebumproduktion entscheiden, stellt sich die folgende Frage:

Was hat Einfluß auf Androgene in unserem Körper?

A) Androgene lassen sich zum einen durch die Einnahme von PILLE (östrogenhaltige Kontrazeption) beeinflussen. Mehr weibliche Hormone = weniger männliche Hormone. Das weibliche Hormon Östrogen reduziert die Produktion vom Talg. Derzeit gibt es unterschiedliche Hypothesen, wie dies tatsächlich geschieht. Daran, dass Östrogen prinzipiell die Lipidproduktion reduziert, wird jedoch in der Fachliteratur festgehalten. (Quelle)

B) Zum anderen wird bei schwerer Akne das potenteste pharmakologische Mittel ISOTRETINOIN – ein Derivat von Vitamin A (13-cis-RA) – verschrieben. Bereits nach acht Wochen kann man eine reduzierte Größe von Talgdrüsen beobachten, zusammen mit einer verminderten Lipidproduktion. Dazu, wie auch generell zu Therapiemethoden bei Akne, werden wird noch ausführlicher berichten.

Auch wenn nicht alle Forscher mit dieser Annahme einverstanden sind, wächst die Evidenz darüber, dass Nahrung mit hoher Insulinreaktion Einfluss auf Androgene haben kann. Den genauen Mechanismus werden wir dann beschreiben, wenn wir zu dem Thema: „Akne und Diät kommen“. Allerdings können wir schon heute daran festhalten, dass ein hoher Verzehr von Kohlenhydraten und Milchprodukten Einfluss auf Insulin (insulin-like growth factor-I (IGF-I)) und dadurch auf die Einwicklung von Akne haben können. 

Verzicht auf Kohlenhydrate mit hohem glykämischen Index (GLYX) bzw. glykämischer Last und auf Milchprodukte plus orale Einnahme von Grüntee-Extrakt (EGCG), Probiotika, Vitamin D und eventuell Linolsäure und Zinkglukonat als Gegenmaßnahme scheint hingegen förderlich sein. Mehr zum Zusammenhang zwischen Diät und Akne kommt bald!

Wie oben ausgeführt, ist 5α-Reduktase (Typ 1) ein Enzym, das Testosteron zu DHT umwandelt, was wiederum zu einer verstärkten Sebumproduktion führt. Eine gute Idee wäre somit, 5α-Reduktase unter Kontrolle zu haben. Leider gibt es nicht so viele Möglichkeiten, die Aktivität des Enzyms mit pharmakologischen bzw. kosmetischen Mitteln zu beeinflussen. Dazu gehören:

  • Linolsäure 
  • Zinkgluconat
  • Polyphenole im Grünem Tee: Epicatechin-3-gallate und Epigallocatechin-3-gallate (EGCG) (Quellen: hier und hier). Die Literatur verweist dabei insbesondere auf das Polyphenol bzw. Phytoöstrogen: Epigallocatechin-3-gallate (EGCG), dem auch eine entzündungshemmende Rolle zugeschrieben wird. Ferner wurde herausgefunden, dass EGCG sowohl a) die Zellenproliferation als auch die b) Lipidgenese hemmen kann (via anti-IGF-I Effekt) – dass also:
    • a) Korneozyte nicht so schnell nachproduziert werden und entsprechend auf der Hautoberfläche abgelagert werden
    • b) keine erhöhte Ölproduktion zu Stande kommt (Studien zeigten eine Sebum reduzierende Wirkung von Cremes mit 2% und 3% EGCG und 5% EGCG) .

Es gibt Studien, die auf auf eine Sebumproduktion erhöhende Wirkung von beiden Lichtstrahlen – UVA und UVB – hinweisen. Die meisten davon zeigten, dass insbesondere UVB (durch die Erhöhung des im Sebum enthaltenen Öl Triglyceride) eine Erhöhung von Sebumproduktion zur Folge haben (zur Verbindung von UVB und Sebumproduktion s. hier und hier). Es scheint allerdings, dass das UVA zwar zu einer entzündlichen Reaktion in der Haut führt, jedoch keine Sebumerhöhung nach sich zieht – dem wird weitere Forschung bestimmt genauer nachgehen.

Akne_Ursachen_Infografik

Zusammensetzung vom Sebum in Akne-Patienten

Nun können wir es bei der Feststellung lassen, das eine erhöhte Sebumproduktion ein Charakteristikum von Akne ist. Wollt Ihr den Aspekt aber noch etwas vertiefen? Dann lest bitte mit: Wenn wir vom Sebum im Kontext von Akne sprechen, dann liegt das Problem nicht nur in der erhöhten Menge an Talg Entscheidend ist ebenfalls, dass das Sebum in Akne-Patienten anders zusammengesetzt ist als bei Menschen ohne Aknetendenz.  Also: Die Talgmenge wird größer und dadurch erhöht sich auch eine problematische Zusammensetzung der Lipide im Sebum.

Das Sebum in einer Aknehaut zeichnet sich durch drei Eigenschaften aus:

u.a. Linolsäure

Vitamin E hilft wiederum, die Oxidation von Sebum zu verhindern. Durch Oxidation wird das Sebum, das in Menschen mit Akne ohnehin dickflüssiger und klebrig ist, noch mehr Schwierigkeiten haben, abzufließen (Quelle Nr. 2, S. 10).

Das Problem mit Squalene bei Akne ist zweierlei: Zum einen ist die Menge von Squalene in Sebum von Akne-Betroffenen mehr als doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Akne. Zum anderen ist Squalene anfällig auf Oxidation. Oxidiertes Squalene produziert wiederum freie Radikale in der Haut! Da die Menge an oxidierten Lipiden in Akne Patienten höher ist, steigt entsprechend auch die Menge an freien Radikalen.

Allerdings verursacht Squalene nicht nur eine Vermehrung von freien Radikalen, sondern reduziert auch das wichtige Antioxidans der Haut: Glutathione. Wie erwähnt, ist in Menschen mit Akne auch die Menge an einem anderen wichtigen Antioxidantien – Vitamin E – reduziert. Studien zeigten darüber hinaus, dass zwei weitere Antioxidantien in einer Akne-Haut deutlich geringer ausfallen: Superoxide dismutase (SOD) und das antioxidative Enzym: Glutathione peroxidase (GSH-Px) (Quelle). 

Mehr freie Radikale und weniger Antioxidantien führen wiederum zu einem oxidativen Stress in der Haut! (s. mehr zum oxidativen Stress in der Haut).

Außerdem: Oxidation von Lipiden und insb. Oxidation von Squalene kurbelt Entzündungsprozesse an. (Quellen hier hier und hier).  

Die Entzündungsprozesse werden nicht nur durch die Förderung von entzündungsfördernden Zytokinen verursacht, sondern auch dadurch, dass oxidiertes Sqalene die Vermehrung von dem Bakterium propionicum acnes begünstigt (Quelle).

Ich weiß, dass das Ganze auf den ersten Blick nicht gerade sehr verständlich ist. Eine knappe Zusammenfassung der Rolle von Squalene in einer Akne-Haut seht Ihr also in den u.s. farbigen Kästchen und noch mal auf der grünen Infografik. 

Aber: 

Haben wir nicht etwas vergessen? Ja. Es wurde die Frage noch nicht beantwortet, was zu einer Oxidation von Squalene eigentlich führt?

Die Antwort lautet: UVA-Strahlen! (Quelle: Acne und Rosacea, S. 23 und hier)

Geänderte Sebumzusammensetzung Akne

Akne und Verhornungsstörung – Hyperkeratose

Das dritte Charakteristikum bzw. Ursache von Akne ist eine Störung der epidermalen Zellenbildung. Was heißt das?

Die lebendigen Hautzellen auf der Hautoberfläche heißen Keratinozyte. Keratinozyte werden in der Epidermis gebildet, und zwar in einem regelmäßig ablaufenden Prozess. Die neu gebildeten Keratinozyte schieben die älteren Schwester nach oben, hin zur Hautoberfläche. Sobald Keratinozyte auf der äußersten Hautoberfläche landen, werden sie zu sog. toten Zellen, d.h. Hornzellen (Korneozyte).

 
(Hornzelle sind „tot“, da sie nicht mehr über Zellkerne verfügen.)


Diese abgestorbenen Zellen, welche wir gerne regelmäßig mit chemischem Peeling entfernen, bilden nun eine Hornschicht.

Ursachen von Akne unterschiedliche Schweregrade von AKNE

In der Aknehaut passieren zwei ungünstige Prozesse auf einmal:

A) Zum einen steigt die Produktion von Korneozyten. Diese „klettern“ auf die Hautoberfläche schneller, als dies in Menschen ohne Akne der Fall ist.

B) Zum anderen wird die Ablösung von Korneozyten und Hornzellen auf der Hautoberfläche gestört: Die dort fleißig gelangten Hautzellen haben Schwierigkeiten, sich von der Hautoberfläche zu lösen.

Was passiert dann?

 Ein Stau par excellance! Die Hautzellen auf der Hautoberfläche (wir nennen sie, wie erwähnt, Hornzellen, da sie zu diesem Zeitpunkt bereits abgestorben sind) sitzen auf der Haut, sammeln sich auf, kuscheln  und warten… 

Und dann kommt der im Punkt 1 erwähnte Strom an Sebum und sagt: “Hallo” zu der Masse an abgestorbenen Hornzellen. Die beiden Akne-Freunde – das Sebum und die Hornzellen – vermischen sich fröhlich in eine noch weniger überschaubare Masse und füllen das Innere der Talgdrüse auf.

Dieser Stau löst sich dadurch auf, dass ein Mitesser entsteht. Das heißt: der Ausführungsgang des Haarfollikels ist dermaßen durch Sebum und Hornzellen verengt, dass das Sebum nicht abfließen kann, sondern sich, gemischt mit Hornzellen, an einer Stelle akkumuliert und in Form eines sichtbaren “Pickels” (Mitessers) äußert (sog. Talg-Horn-Pfropf) (acne comedonica).

Diese Pickel-Stelle muss zunächst einmal nicht entzündet sein. Erst wenn Entzündung ins Spiel kommt, wird aus einem Mitesser eine eitergefüllte Papel / ein Knötchen (acne papulo pustulosa). Nimmt der Eiter mehr Fläche ein, vermehrt sich die Entzündung und es kann zur Gewebezerstörung kommen. Es bilden sich schmerzhafte Zysten, die häufig eine Narbe auf der Haut hinterlassen (acne conclobata).

Ursachen von Akne Mitessern

Nun, warum können sich die Korneozyte/Hornzellen in einer zur Akne tendierenden Haut nicht so einfach von der Haut ablösen? Was beeinflusst die Verhornungsstörung?

Was beeinflusst Verhornungsstörung?

Einfluss auf die Verhornungsstörung haben hauptsächlich drei Faktoren:

A) Einfluss auf den Stau der Hornzellen auf der Hautoberfläche haben in erster Linie Hormone. Ihr ahnt: es sind wieder die männlichen Hormone Androgene am Werk. 

Was passiert genau? 

Wie erwähnt, wird ein androgenes Hormon Testosteron mit Hilfe von 5α-Reduktase zu Dihydrotestosteron (DHT) konvertiert. Leider ist das Hormon DHT noch etwas weniger freundlich als wir das schon gelernt haben. Denn DHT stimuliert nicht nur die Produktion von Sebum, sondern auch die Proliferation (Vermehrung, Neubildung) von Keratinozyten (s. zu DHA, Sebum und Hyperkeratose). 

Testosteron (via 5α-Reduktase) -> DHT   =  stimuliert Produktion von Sebum

                                                                         =  stimuliert Produktion von Keratinozyten

Anmerkung: Es gibt Studien, die zeigen, dass nicht DHA, sondern Testosteron für die Regulation vom Sebum wichtiger ist. Demnach würden die 5α-Reduktase Inhibitoren nicht wirklich funktionieren (Quelle). Es bleibt abzuwarten, wie sich die Beweislage dazu in den kommenden Jahren entwickelt. Derzeit wird mehrheitlich daran festgehalten, dass 5α-Reduktase Inhibitoren bei Akne durchaus  helfen können.

B) Einfluss auf den Stau von Korneozyten/Hornzellen auf der Hautoberfläche wird zum zweiten durch eine reduzierte Menge von Linolsäure (linoleic acid) im Sebum verursacht. Die Linolsäure-Blutwerte in Menschen mit Akne sind geringer als bei Menschen ohne Aknetendenz. Und weil Linolsäure eine normale Ablösung von abgestorbenen Zellen aus der Hautoberfläche erleichtert (d.h. agiert komedolytisch bzw. keratolytisch), wird der Prozess in Akne-Patienten erschwert. 

Hinzu kommt, dass ein niedriger Spiegel von Linolsäure eine Hautentzündung begünstigt (Quelle).  Topisch aufgetragene Linolsäure hat hingegen, erwartungsgemäß, eine positive Wirkung auf Akne, da sie bereits die Größe von Mikrokomedonen reduziert (Quelle Nr. 1, S. 74).

C) Auch unser inzwischen gut bekannte Squalene trägt zu Hyperkeratose – d.h. vermehrten Zellbildung – bei.

D) Nicht zuletzt hat das Zigarettenrauchen Einfluss auf die Verhornungsstörung: Nikotin trägt nämlich zu Hyperkeratose und Komedogenität bei u.a. durch Stimulierung von bestimmten Rezeptoren auf der Epidermis (genauer: acetylcholine-nicotinic receptors) (zur Verbindung von Nikotin und Akne s. hier und hier). 

Verhornungsstörung Akne Mitesser Pickel

Akne und Entzündungsprozesse

Die letzten Forschungsergebnisse gehen davon aus, dass Entzündungsprozesse eine Entstehung von allen Akneformen begleiten und nicht erst in den letzten Phasen – d.h. bei der Bildung von schmerzhaften Knötchen und Zysten – vorkommen. Studien zeigten, dass in Menschen mit Akne viele Entzündungsmediatoren einen höheren Wert aufweisen (s. hier), darunter entzündungsfördernde Zytokine und Neuropeptide (beide resultieren übrigens aus Stress).
Eine Entzündung wird außerdem durch das Bakterium Propionibacterium acne (s. unten) sowie durch oxidierte Lipide im Sebum gefördert (Ihr erinnert Euch an die Verbindung von erhöhter Menge an Squalen und Oxidation durch freie Radikale). Falls aber Entzündungsprozesse bereits die Entstehung von Mitessern begleiten, müsste die Behandlung von Akne von Anfang an mit entzündungshemmenden Mitteln begleitet werden (ausführlich zu Akne und Entzündung s. hier). Zu der Verbindung von Stress und Akne sowie zu Entzündungsprozessen im Verlaufe der Akne-Entwicklung werden wir aber ausführlicher in den darauf folgenden Beiträgen kommen Zu Entzündungsprozessen in der Haut trägt nicht zuletzt das UV-Licht bei – insbesondere UVB-Strahlen.
Ursachen von Akne Entzündungsprozesse und Akne_Infografik

Propionibacterium acnes

Die Forschungsentwicklung zur Akne stellt ein der besten Beispielen dafür dar, wie schnell sich die Wissenslage mit neuen Erkenntnissen ändern kann. Daran, dass das Propionibacterium acnes die Ursache für Akne schlechthin darstellt, glaubte man noch in den 60er Jahren. Inzwischen gehen Forscher davon aus, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen Propionibacterium acnes und Akne besteht.
Fachliteratur weist jedoch darauf hin, die Stoffwechselprodukte des Bakteriums durchaus einen Einfluss auf entzündliche Prozesse haben können (Quelle Nr.1, S. 91).
Propionibacterium acnes is zwar für die Entwicklung von Entzündungen nicht notwendig, dessen Vermehrung kann eine Entzündung jedoch begünstigen bzw. verbreiten (zu Propionibacterium acnes s. hier und hier).

Akne und Gene

Dass Akne vererbbar ist, stellt eine der sichersten Erkenntnisse bezüglich Akne dar. Gene sind auch ein der wichtigen Antworten auf die Frage, warum es bei einigen zu stark ausgeprägter Akne kommt und bei anderen nicht. Hier kann die Antwort tatsächlich in genetischer Vererbung liegen. Forscher verweisen nämlich auf eine gewisse, genetisch bedingte Empfindlichkeit gegenüber Androgenen, die nicht bei allen Menschen auftritt. 

Je stärker diese Empfindlichkeit ausgeprägt ist, einen desto schwerwiegenden Verlauf kann die Akne annehmen. 

Gene sind auch u.a. dafür verantwortlich, dass Akne bei jedem unterschiedlich verläuft. Doch dazu, welche Faktoren außer Genen dazu beitragen, werden wir im nächsten Beitrag erfahren!


Buy me a coffee

Ich denke, dass Ihr für den Anfang mit genug Informationen zur Akne – deren Ursachen und Entstehung – ausgestattet seid. Das ist wohl der längste von allen Beiträgen aus der Akne-Reihe. Ich finde es ungeheuer wichtig, dass man die Grundlagen lernt, bevor man zu weiteren Akne-Aspekten übergeht. Zur Not müsste man den Beitrag auch zwei Mal lesen. 🙂 

Für Euer Feedback – Fragen, Anregungen, eigene Erfahrungen, etc. – bin ich wie immer sehr dankbar!

Eure Pia

Blogreihe zum Thema Akne

(1) Zouboulis, Christos C. /Katsambas, Andreas/Kligman, Albert M. (Hg) (2014): „Pathogenesis and Treatment of Acne and Rosacea,“ Springer-Verlag Berlin Heidelberg

(2) Bowser, Alison (2010): „Acne and Rosacea: The Complete Guide“, Random House

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Isabel

Hallo Pia,

was für ein toller Artikel! Ich finde ihn wunderbar informativ und verständlich formuliert.
Ich leide seit dem Absetzen der Pille („Hautpille“) unter Akne und finde es sehr spannend, mehr über Akne zu erfahren und hoffe natürlich auch, mit dem Wissen meinen Hautzustand verbessern zu können. Ich freue mich schon sehr auf die weiteren Artikel.

Liebe Grüße
Isabel

Skinci

Das ist wirklich eine umfassende Einleitung, auf die man gerne zurückkommen kann!

Da kann ich auch gut drauf aufbauen und die Arbeit, die Du da reinsteckst ist absolut bemerkenswert! 😀
Ich werde mich bemühen dem Level einigermaßen standzuhalten 😛

Nur mal kurz gucken

Liebe Pia,
vielen Dank für diesen sehr gut aufgemachten und gut recherchierten Beitrag. Es freut mich jedes Mal zu sehen, wenn jemand sich Mühe gemacht hat auf wissenschaftliche Quellen zu verweisen! Auf den Beitrag Akne und Ernährung bin ich schon extrem gespannt. Dazu habe ich in Scopus ebenfalls einige interessante Artikel gefunden.
Liebe Grüße
Nicole

Christine

Was ein toller Beitrag. Sehr gut recherchiert und gut verständlich verpackt.
Was ist mit dehydrierter Haut und Akne? Wäre die Haut hier nicht z.b. durch einen Lipidmangel (z.b. Sqaulene) eher “reiner“?
Und was ist mit trockener Haut und damit vermindertem Sebum? Warum haben beide Hauttypen trotzdem so oft Akne?
Und zu guter letzt: wenn bei akne mehr korneozyten gebildet werden, werden dann nicht automatisch auch neue keranozyten (also lebendig mit zellkern) gebildet? Und diesen Effekt will man doch beim anti-aging, oder? Wären aknepatienten dann länger faltenfrei?
Ich hoffe ich werfe das alles jetzt nicht durcheinander…

Lizzy

Die Frage zu trockener Haut und Akne habe ich mir auch gestellt. Meine Haut ist in der T-Zone am öligsten, die meisten Unreinheiten habe ich aber im Bereich der Wangen und Kieferknochen. Liegt es dann an der Verhornungsstörung?

LindaLibraLoca

Liebe Pia, so ein ausgezeichneter, gut recherchierter und vor allem ansprechend und verständlich gestalteter Beitrag! Vielen Dank dafür,
Bezüglich Squalene frage ich mich jetzt, ob ich es dann in Hautpflegeprodukten vermeiden sollte oder ob die Tatsache, dass es sich um synthetisches handelt, den möglichen komedogenen Effekt reduziert?

Nina

Hi Linda, in den Pflegeprodukten befindet sich Squalan, nicht Squalen 🙂
„Well Squalane is derived from Squalene in a process called hydrogenation, it’s literally one letter different which makes it very easy for inaccurate information to be spread across cyber space! The hydrogenation process make the oil much lighter and much more stable – meaning that it
doesn’t oxidise and cause the dreaded squalene peroxide.“ (https://www.skyntherapyblog.com/squalane-and-acne-facial-oil-breakouts/)

Pia, danke für den übersichtlichen und tollen Beitrag! Er ist eine sehr gute Zusammenfassung eines recht komplexen Themas. Auch echt schön aufbereitet mit den Grafiken und sicher auch gut verständlich für jeden. (Ich bin btw Fan deines wissenschaftlichen Tons aber das liegt vll auch daran dass ich auch aus den Naturwissenschaften komme^^)
liebe Grüße

Linda Libra Loca

Danke schön, liebe Nina, für die Antwort. Das meinte ich mit der (etwas unglücklichen) Formulierung: „es sich um synthetisches handelt“.

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