Trockene versus feuchtigkeitsarme Haut – welche Haut habe ich?
Viele fragen sich, was eigentlich eine trockene von einer feuchtigkeitsarmen Haut unterscheidet? Der grobe Unterschied zwischen einer trockenen Haut (Xerosis) und einer dehydrierten bzw. feuchtigkeitsarmen Haut besteht darin, dass der trockenen Haut Öl fehlt (konkret: Sebum), während die feuchtigkeitsarme Haut mehr Wasser benötigt.
Diese Darstellung ist etwas vereinfacht, da sich eine trockene Haut zum Beispiel ebenfalls durch eine reduzierte Anzahl von natürlichen Feuchtigkeitsfaktoren (NMF) auszeichnet. Dazu kommen wir aber in den nächsten Beiträgen. Die simple Ausdifferenzierung: trockene Haut = wenig hauteigenes Öl, dehydrierte Haut = Mangel an Wasser, reicht uns als Einstieg in das Thema zunächst einmal aus.
Hauttyp versus Hautzustand
Eine trockene Haut gilt als Hauttyp.
Eine feuchtigkeitsarme Haut, die viel häufiger vorkommt, wird wiederum in Dermatologiebüchern als Hautzustand qualifiziert (Literaturquellen s. unten).
Dennoch: Ein Hauttyp kann sich mit Alter ebenfalls verändern. Eine ölige Haut mit 15 Jahren, kann zu einer trockenen Haut mit 60 Jahren werden (was sogar oftmals der Fall ist).
Eine feuchtigkeitsarme Haut gleicht zwar einer fettarmen Haut nicht. Doch in der Realität brauchen sowohl eine trockene als auch eine dehydrierte Haut meist beides: wasserbindende und lipidhaltige Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten!Trockene versus feuchtigkeitsarme Haut
Schauen wir uns jetzt an, was eine feuchtigkeitsarme Haut und was eine trockene Haut in Gesichtspflege braucht.
Welche Gesichtspflege braucht eine feuchtigkeitsarme Haut?
Eine feuchtigkeitsarme Haut benötigt mehr Inhaltsstoffe, die das Wasser in der Haut binden, damit der Wassergehalt in der äußersten Epidermis-Schicht (stratum corneum) erhöht werden kann.Eine dehydrierte Haut braucht aber auch Okklusiva (Lipide/Fette) in Pflege, die das Wasser in der Haut einschließen.
Je mehr Öl eine Haut produziert, desto weniger Okklusiva braucht sie, weil das Sebum die okklusive (wassereinschließende) Funktion übernimmt.
Und umgekehrt: Je trockener eine Haut ist, desto mehr Lipide benötigt sie in der Pflege.
Welche Gesichtspflege braucht eine trockene Haut?
Eine trockene Haut braucht zwar mehr Öl (Fette/Lipide) in Pflegeprodukten, weil dies von der Haut nicht in ausreichenden Mengen produziert wird. Da die Hautbarriere aber durchlässig ist (weil die Lipidschicht kaum vorhanden ist), verliert die Haut ebenfalls andauernd Wasser!Eine trockene Haut ist somit meist ebenfalls dehydriert. Sie braucht also genau dieselben Pflegekomponente wie eine feuchtigkeitsarme Haut, obwohl deren Proportionen anders aussehen:
- Weil eine dehydrierte, aber nicht trockene, Haut ausreichend Öl produziert, sollte der okklusive Anteil in Pflegeprodukten für ölige Häute geringer ausfallen.
- Eine trockene Haut braucht auf Dauer mehr Lipide. Die Pflegeprodukte sind somit reichhaltig(er). (1)
Ölige Haut kann dehydriert sein
Viele Menschen, die mit einer öligen Haut gesegnet sind, mögen keine lipidhaltigen Pflegeprodukte.
Doch braucht eigentlich eine ölige Haut Fette in Gesichtscremes?
Nicht unbedingt. Eine ölige Haut produziert so viel Sebum, das dies eine okklusive Barriere auf der Haut bildet und den Wasserverlust verhindert. Eine zusätzliche Okklusion (Lipide/Öl) ist dann meistens nicht nötig.
Eine von Natur aus fettige Haut kann jedoch durchaus dehydriert sein, was oft an der geschädigten Hautbarriere liegt (aufgrund der Anwendung von harschen Reinigungsmitteln, alkoholhaltigen Pflegeprodukten, Gesichtsreinigungsbürsten, etc).
Damit versuchen Menschen mit einer fettigen Haut, den Fettfilm (Sebum) aus der Haut zu entfernen, was wiederum dazu führt, dass noch mehr davon in der Haut produziert wird.
Menschen mit einer ausgeprägt öligen Haut brauchen leichte Feuchtigkeitsseren mit guten Feuchthaltemitteln und relativ wenig Lipide.
Da viel Feuchtigkeit auch eine Grundlage für Bakterienbildung darstellt, soll eine ölige Haut jedoch auch mit Feuchtigkeitsprodukten nicht übertreiben.Beiträge zu Akne und unreiner Haut findet Ihr hier!
Trockene versus feuchtigkeitsarme Haut – wie pflege ich die Haut richtig?
In beiden Fällen – bei einer feuchtigkeitsarmen und einer trockenen Haut – setzen sich Feuchtigkeitscremes aus denselben Komponenten zusammen: aus Feuchthaltemitteln, Weichmachern, und Okklusiva.
1) Feuchthaltemittel (Natürliche Feuchtigkeitsfaktoren (NMF) und sog. Humectants, etwa Glycerin, Milchsäure oder Hyaluronsäure), binden das Wasser in der Haut. ( s. mehr zu Feuchthaltemitteln)
2) Weichmacher (sog. Emollients | Lipide/Fette, etwa Öle oder Silikone), stellen eine leichte Lipidschicht auf der Haut her. Sie fügen sich in die „Mini-Löcher“ auf der Epidermis ein, die durch das „Auswaschen“ von, bzw. Verlust an, hauteigenen Lipiden entstanden sind (etwa durch harsche Reinigungsmittel). Da diese Löcher mit topisch aufgetragenen Lipiden „zugekleistert“ werden können, wird zugleich der Wasserverlust aus der Haut vermindert. ( s. mehr zu Weichmachern und Silikonen in Hautpflege)
3) Okklusiva (Lipide/Fette, etwa Petrolatum oder Lanolin), bilden eine viel “dickere” Schicht auf der Haut als Weichmacher und schließen das Wasser in der Haut noch effizienter ein. Sie stellen einen physischen Film auf der Haut und dringen nur minimal in die Haut ein. ( s. mehr zu Okklusiva)
Ursachen einer trockenen und dehydrierten Haut
Eine richtige Pflegeroutine für eine trockene versus feuchtigkeitsarme Haut kann definitiv helfen, Spannungsgefühle zu mindern und Trockenheitsfältchen aufzufüllen.
Doch genauso wichtig ist es zu wissen, was sind eigentlich die Ursachen für die Dehydrierung der Haut bzw. für eine trockene Haut. Damit beschäftigt sich ein weiterer Beitrag ( s. Ursachen für eine trockene Haut und Feuchtigkeitsverlust.
Eure Pia
Die gesamte Blogreihe über Hautfeuchtigkeit findet Ihr hier
(1) Proksch, E./Berardesca, E. Et al. (2020): Dry skin management: practical approach in light of latest research on skin structure and function, in: The Journal of dermatological treatment, Nov;31(7):716-722
Herzlichen Dank für die vielen aufschlussreichen Beiträge! Eine Frage: Ich gehe davon aus, dass ich eine feuchtigkeitsarme Fetthaut habe. Weil meine Haut allerdings relativ schnell „aus der Balance“ gerät, habe ich von unterschiedlichen Experten (zumindest schienen sie als solche und hatten entsprechende Ausbildungen) ihres Faches sehr unterschiedliche Meinungen gehört (von total trockener Haut bis hin zu fettiger Haut war alles dabei) – kannst du ein preiswertes Testgerät für den Hausgebrauch empfehlen, das den Feuchtigkeits- und Fettgehalt der Haut misst? Als Anregung: über Beiträge speziell zu feuchtigkeitsarmer Fetthaut würde ich mich sehr freuen und ich schätze, viele andere auch…
Bravo! Meine Muttersprache ist auch nicht Deutsch, aber Sie haben sich getraut ein blog zu schreiben, mutig!. Noch dazue, es ist das erste Mal, dass ich einen informierten, korrekten Beitrag über die Bedürfnisse der Haut in Internet lesen kann. Es ist ein täglicher Kampf, meiner Kundschaft, diese Tatsachen rüberzubringen und verstehen zu lassen.
Haben Sie besten Dank für Ihre Einschätzung!
Hallo Pia,
Es ist OT zum Beitrag, aber ich wollte dich gerne fragen, ob du mal etwas zu den Möglichkeiten des „DIY“ verfassen würdest, falls du Interesse hast?
Mir ist neulich der Gedanke gekommen, als ich mich auf Kosmetische-Rohstoffe durchgeklickt habe. Vielleicht eine grobe Erinnerung, was sinnvoll und was überflüssig ist, da es nett gedacht ist, aber nicht wirklich funktioniert. Wie Nicotinamid, A-C-E Fluid..
Ich schätze deinen Blog ja wirklich sehr und lese gerne deine Beiträge. Da ich selber eine Naturwissenschaft studiere und auf gewisse Standards geschult bin, ist es mir ein großes Vergnügen von dir zu lesen und zwar genau so wie du es handhabst.
Viele Grüße aus Hamburg 🙂
Toller Beitrag! Ich bin gespannt auf Teil 2. Ich habe mit feuchtigkeitsspendenden Seren in Kombination mit Ölen (am Abend) bis jetzt die beste Wirkung erzielt. Ich würde meine Haut in Richtung trocken, sehr sensibel einordnen. Das ich tagsüber auch ganz nett in der T-Zone glänze liegt wohl am Sonnenschutz!
Same here.
Habe von Kindheit an trockene Haut, nur welche? Ganz klar verbessert hat sich mein Hautbild durch die richtige Reinigung (Clinique’s Take the Day off) sowie die abendliche Anwendung des Pai Rosehip Oils.
Bei der Pflege wechsele ich zwischen (alles LRP) Hyaluronsäure, Niacinamiden und Petroleum ab und nichts davon finde ich so ganz zufriedenstellend.
Danke für deine immer sehr sachkundigen und gut verständlichen Beiträge. Super Arbeit!