Ich rege mich selten auf. Zum einen glaube ich, dass alles einen Sinn hat. Zum Zweiten bin ich immer fest davon überzeugt, dass es für alle Probleme eine Lösung gibt. Und zum Dritten gehe ich generell sehr realistisch durch die Welt und kaum etwas kann mich aus der Bahn werfen (denn Menschen sind eben so, wie sie sind).
Doch neulich habe ich mich in der Tat geärgert: Ich hatte eine Person bei der Erstellung Ihrer Hautpflegeroutine beraten. Sie hatte vor einigen Jahren Hautkrebs (ist unter ärztlicher Aufsicht). Und sie verwendet morgens als Sonnenschutz eine „Tagescreme“ mit „Sun Drops“. Von den Tropfen nimmt sie… ganze vier und mischt sie in ihre Tagescreme in einem Verhältnis von etwa 1:3.
Denn, so die Erklärung, die Sonnen-Tropfen haben ja einen „Sonnenschutz von 50“; von daher müsste alles im Butter sein, oder? NEIN!
Sun Drops – so unsinnig wie Puder mit LSF
In einem der letzten Beiträge habe ich darüber berichtet, dass ein „Puder mit LSF“ keine Alternative zu einem Sonnenschutz darstellen kann (hier).
Mehr: es ist im Prinzip gar kein Sonnenschutz, denn damit kannst Du dich nicht vor UV-Strahlen schützen. Das geht deshalb nicht, weil man davon eine so hohe Menge an Puder auftragen müsste, die niemand im Leben auftragen würde! Ganz abgesehen davon, dass sich die Puderpartikel wahrscheinlich nicht gleichmäßig auf der Gesichtshaut verteilen und somit der Schutz vor UV-Strahlung Löcher aufweisen würde. Also ein fettes NO für Puder mit LSF – verstanden als vernünftigen Schutz vor UV-Licht.
Was sind Sonnentropfen (Sun Drops)?
Genauso schlimm verhält es sich mit der Idee von Sun Drops.
Die Idee besteht darin, „ein paar“ Tropfen in die Tagescreme bzw. ein Serum beizugeben – und voilà: Ihr erreicht damit einen wunderbaren Schutz vor UV-Strahlen.
Davon wird immer mehr produziert, da diese Vorstellung eines unkomplizierten, leichten Sonnenschutzes offenbar bei dem Kunden auf positive Resonanz stößt.
Richtig?
Falsch! Mehr noch: Ein Verkauf von Sun Drops mit einem hohen SPF sollte meines Erachtens verboten werden. Weiter unten stelle ich Euch Gründe dafür.
Schauen wir uns jedoch zunächst kurz an, was der Beauty Markt in Sachen Sun Drops derzeit zu bieten hat.
Welche Sun Drops gibt es auf dem Kosmetikmarkt?
Der Hersteller empfiehlt eine Mischung
Es gibt Sun Drops, deren Hersteller explizit deren Mischung mit anderen Pflegeprodukten empfehlen. Dazu gehören etwa Beyer & Söhne, CNC, Venice, Biodroga, Coola oder High Droxy.
So empfiehlt Biodroga, 3-5 Tropfen von den „Sun Protection Drops SPF50″ auf der Handoberfläche mit einer Pflege oder Foundation zu mischen.
Coola berichtet, dass deren „Sun Silk Drops Organic Face Sunscreen SPF 30“ entweder solo verwendet oder mit einem Moisturizer bzw. einer Foundation gemischt werden kann.“ (hier, Stand 9.6.2022)
Der Hersteller empfiehlt die Mischung nicht explizit. Online Shops & Zeitschriften aber schon
Doch nicht jeder Hersteller empfiehlt eine Mischung von Sun Drops mit der Tagescreme.
Ich habe mir nämlich alle offiziellen Hersteller-Homepages von Sun Drops angeschaut. Nicht direkt empfohlen wird eine solche Mischung etwa bei Rodial, Ozon Sun (Rossmann), Vitabay, M1, Odacité, Hello Sunday, Doktor Eckstein, Cosart, Cover FX oder Dr. Barbara Sturm.
Online Shops wissen aber besser und raten dem Kunden dazu, Sun Drops gerne einer Pflege beizumischen. Das ist nicht verwunderlich, denn die Namen „Face Drops“ oder „Booster Drops“ werden von Vielen mit einem Add On Produkt assoziiert.
Beauty Magazine sitzen auch in dem Sun Drops Wagen
Nicht zuletzt liest man auch in bekannten (Beauty) Magazinen von Sun Drops als „moderne Form von Sonnenschutz“, die man problemlos in tägliche Hautpflege reinmischen kann – etwa bei Glamour (hier)1, GQ (hier)2, Freundin (hier)3 oder Harpers Bazar (hier).4
Falls Ihr Euch auch aus solchen Quellen über Hautpflege informiert, habt Ihr über den neuen Trend der Dropping wahrscheinlich bereits gehört.
Doch bevor Ihr Euch auf der Suche nach Sun Drops macht, lest bitte den Text zu Ende.
Sun Drops verbannen
Bitte denkt daran, dass wir uns mit einem Sonnenschutz nicht hauptsächlich vor Falten und Pigmentflecken, sondern vor Hautkrebs schützen. Ich wünschte mir sehr, dass die Regulierungen rund um den Namen “Sonnenschutz” strenger würden. Neben einer Abschaffung von “Puder mit LSF” würde ich dafür plädieren, auch Sun Drops aus dem Markt zu nehmen.
Warum?
Stell Dir folgende Fragen:
- Wie viele Sonnen Tropfen würdest Du denn in Deine Tagescreme beimischen?
- Welchen Sonnenschutz-Wert (UVB und UVA) würdest Du damit erreichen?
- Besteht die Sicherheit, dass die Wirkstoffe in Deiner Hautpflege mit denen in der Sonnencreme (Sun Drops) nicht interagieren werden, was den UV-Schutz reduzieren könnte?
- Besteht die Sicherheit, dass Sun Drops so gut mit der Gesichtscreme gemischt werden, dass damit ein gleichmäßiger UV-Film auf deinem Gesicht entsteht?
Die zwei letztgenannten Fragen könnte ich bereits jetzt mit “nein” beantworten:
Erstens, wir wissen nicht, wie zwei unterschiedliche Formulierungen miteinander interagieren werden.
Zweitens, ausgerechnet eine ebenmäßige, lückenfreie Verteilung von UVA-Filtern auf der Haut gehört zu den wichtigsten Kriterien für einen guten, sprich: effizienten, Schutz vor UV-Strahlung.
Nun zu den zwei ersten Fragen.
Wie viele Tropfen von Sun Drops sind nötig?
Wie viele Tropfen von einem Sun Drops Produkt müssten in die Tagespflege beigemischt werden, um den ausgelobten UV-Schutz zu erreichen?
Ganz genau: 2 mg/cm2.
Wenn Du diese Menge in Deine Creme mischst, kommst Du auf eine ganz schön große Menge, die dann in das Gesicht eingearbeitet werden müsste. Das wird kaum jemand tun! Falls man Sun Drops mit SPF 50 mit einer Gesichtscreme in einem ca. 1:1 Verhältnis mischst, kommt man – beim Auftrag von 2 mg/cm2 – auf einen SPF von ca. 10 (der UVA-Schutz kann hier sogar ziemlich vernachlässigt werden).
Damit sind wir mit den Kuriositäten aber noch nicht durch. Denn die meisten Menschen tragen nicht mal die Hälfte der Sonnenschutzmenge auf, die vorgesehen ist, um den ausgelobten Lichtschutzfaktor zu erreichen. Dazu haben wir ausführlich in diesem Beitrag gesprochen.
In anderen Situationen würdest Du ein Produkt mit “LSF 5” wahrscheinlich auslachen…
Aber genau dazu sind wir gerade gekommen und der Kunde merkt es nicht mal, weil auf den Sun Drops doch ein Lichtschutzfaktor von 50 steht!
Sun Drops in Ölform
Noch schlimmer ist die Situation, wenn Sun Drops eine ölige Konsistenz haben – wie etwa bei High Droxy oder Beyer & Söhne.
“Ölige” Sun Drops sind in meinen Augen die fahrlässigsten Hautpflegeprodukte auf dem Markt. Warum? Weil sie Konsumenten einen Schutz vor UV-Strahlen vorgaukeln, welcher in den aller wenigsten Fällen gewährleistet werden kann.
Denn versuche mal 2 mg/cm2 Öl in Dein Gesicht einzuarbeiten – am besten noch gemischt mit einer Creme, wie es die Idee von Sun Drops vorgibt.
Geht das? In seltensten Fällen. Solltest Du eine sehr trockene Haut haben, könntest Du ein Sonnenschutz in Ölform verwenden und schauen, ob die Menge in Deine Haut eintrudelt. Meine Erfahrung sagt jedoch, dass es kaum jemand schafft.
Komme dabei aber nicht auf die Idee, wie es Beyer & Söhne in der Beschreibung von ihrem Dayshade Öl empfehlen, das SPF Öl „in Kombination mit jeglichen (sic!) Pflegeprodukten“ zu verwenden (aus der B&S Homepage, Stand 9.6.2022). Wie haben oben gesehen, dass das Mischen von Sonnenschutzmitteln mit anderen Pflegeprodukten ein ziemlich schlechter Vorschlag ist.
Doch die meisten würden nicht mal auf die Idee kommen, die viele nötigen Tropfe einer Creme bzw. Serum beizumischen. Schließlich heißt es bei einigen Herstellen: etwa 3-5 reicht aus…
Hier in diesem video könnt Ihr sehen, welche Menge man an Öl man braucht, um das Gesicht mit dem ausgelobten UV-Schutz abzudecken – nämlich vieeeel mehr als nur 3-5 Tropfen.
Sun Drops – Fazit
Die Vorstellung, ein paar Tropfen eines SPF Boosters der Tagescreme bzw. einem leichten Serum beizumischen, und damit einen effizienten UV-Schutz zu erreichen, ist fabelhaft.
Zugleich ist die Idee aber auch unrealistisch und riskant.
Hier geht es nicht um Beauty.
Es geht um die Hautgesundheit – um die Gesundheit des größten menschlichen Organs. Das sollten wir stets im Hinterkopf behalten, bevor wir nächstes Mal ein Auge auf “Sun Drops” legen.
Eure Pia
Alle Beiträge zum Thema Sonnenschutz, die auf dem Blog erschienen sind, findet Ihr hier Alles über Sonnenschutz: Grundlagen und Reviews
Und wenn Dir der Text weitergeholfen hat und Du mich für eine Tasse Kaffee einladen möchtest, kannst Du das mit dem Klick auf das untere Bild tun! Wir können uns dann auch gerne über Sun Drops unterhalten. 🙂
Auf dem Blog findet Ihr regelmäßig neue Erfahrungsberichte über Sonnenschutzprodukte. Tragt Euch gerne für den Newsletter ein:
- Glamour, In vs. Out.: Sonnencreme ersetzen wir ab sofort durch dieses Produkt – und es ist auch super bei Pickeln! Text von Anna Bader v. 9.5.2021[↩]
- Tagescreme mit LSF: Warum eines dieser 7 Produkte Pflicht ist, Text von Nils Dose v. 26.4.2022[↩]
- Freundin, UV-SCHUTZ FÜRS GESICHT: SUN DROPS SIND UNSER BEAUTY-LIEBLING IM SOMMER, v. 3.7.2020[↩]
- Harpers Bazar, HAUTPFLEGE: DIE NEUEN ADD ON-SEREN SIND DIE MODERNE FORM DES SONNENSCHUTZ HAUTPFLEGE: DIE NEUEN ADD ON-SEREN SIND DIE MODERNE FORM DES SONNENSCHUTZ, Text von Ann-Sophie Friedrich v. 20.3.2019[↩]
Liebe Pia, auch wenn der Beitrag schon etwas älter ist, möchte ich auch noch meinen Senf dazu geben. 😉 Ich verstehe absolut, was du sagen willst und gebe dir auch recht; diese Sun Drops suggerieren häufig, dass man mit nur ein paar wenigen Tropfen ausreichend vor UV-Strahlung geschützt ist, was nicht stimmt. Dennoch möchte ich an dieser Stelle das Dayshade Fluid von Beyer & Söhne in Schutz nehmen, da du Informationen unvollständig wiedergibst und dadurch ein völlig falsches Bild entsteht. (Den Kommentaren zu urteilen bin ich ja auch nicht die einzige mit dieser Meinung.)
1. Es handelt sich beim Dayshade Fluid nicht um Sun Drops, sondern um ein Öl-Fluid. Mir ist nicht klar, wie du darauf kommst, dass dies Sun Drops sein sollten?
2. Es wird explizit darauf hingewiesen, dass das Kombinieren mit anderen Produkten die Schutzleistung beeinflusst.
3. Es steht explizit, wie viel man verwenden muss, um die ausgewiesene Schutzleistung zu erhalten: „Die unter Testbedingungen verwendete Menge entspricht etwa 3 Pumpstößen für das Gesicht. Daraus ergibt sich ein Lichtschutzfaktor von 61 und ein UVA-Faktor von 34. Mit der Hälfte der Menge erreicht Dayshade ungefähr die Hälfte an Schutz.“
Ich habe übrigens eher fettige Mischhaut und für mich funktioniert das Öl super. Ich trage die 3 Pumpstösse nacheinander auf (1. Pumpstoss auftragen – kurz warten – 2. Pumpstoss auftragen – kurz warten – 3. Pumpstoss auftragen) und dadurch kann meine Haut das Öl super aufnehmen.
Liebe Grüsse, Anna
Liebe Anna, besten Dank für Dein ausführliches Feedback. Das Dayshade UV-Schutzöl kommt in meinen Augen direkt in die Kategorie von Sun Drops, da dies leider von sehr Vielen eben so verwendet wird – als Antioxidans-Booster. Drei Pumpstöße tragen die wenigsten auf, die mir dazu ein Feedback gegeben werden. Ein Pumpstoß ist bereits viel. Für diejenigen, die es richtig verwenden, werden sich hohe UV-Schutzwerte ergeben. Für den Rest sehr geringe. Darauf wollte ich hinweisen. LG Pia
Liebe Pia, ja ich verstehe schon, was du sagen willst, aber das gleiche Argument kann man dann bei jedem Sonnenschutzmittel anbringen. Auch eine „normale“ Sonnencreme wird häufig in unzureichender Menge aufgetragen und erreicht damit nicht den angegebenen Schutz.
Aber ja, im Grundsatz verstehe ich dich, ich finde nur die Schreibweise ein wenig einseitig. LG, Anna
Liebe Anna, besten Dank für Deinen Kommentar. Ich bin mir sicher, dass Deine Sichtweise vielen LeserInnen hier bei der Auswahl der richtigen Sonnencreme helfen wird. Zu B&S: wie oben in dem Beitrag angegeben, empfiehlt der Hersteller das Öl „in Kombination mit jeglichen (sic!) Pflegeprodukten“ zu verwenden (aus der B&S Homepage, Stand 9.6.2022).
Wir können es Drops oder anders nennen. Es wird als ein Mischprodukt empfohlen und das sollte man in Bezug auf Sonnenschutzprodukte unter keinen Umständen tun.
Ich beziehe mich in dem Beitrag auf Sonnenschutzpräparate, die entweder explizit vom Hersteller – wie im Falle von B&S – oder versehentlich aufgrund ungenauer Angaben von dem Leser als ein Mischprodukt betrachtet werden könnten. Es geht mir um Bildung in Bezug auf eine hautfreundliche Verwendung von Hautpflege und kein Schlechtmachen von Produzenten.
Ich grüße dich herzlich, Pia
Liebe Pia,
ich kann deine Aufregung verstehen, möchte jedoch die Produktkategorie „Sun Drops“ in Schutz nehmen. Ich selbst nutze die Sun Drops von Dr. Barbara Sturm, wohl gemerkt pur/ unverdünnt, und diese gehören tatsächlich zu meinen favorisierten Sonnenschutz-Produkten. Ich mag die leichte Konsistenz und die Tatsache, dass mein Gesicht selbst mit einer großzügigen Schicht von diesem Produkt nicht zu weißlich und fettig aussieht. Auch wird man vom Hersteller klar darauf hingewiesen, dass das Mischen mit anderen Produkten den Schutzfaktor verringert. Aber selbst ohne diesen Hinweis hätte ich mich gegen das Mischen entschieden, da ich… na ja, wie soll ich das am besten formulieren… noch über ein paar aktive Gehirnzellen verfüge, die mir sagen, dass ein verdünntes Produkt niemals dieselbe Wirkung haben kann, wie ein unverdünntes :).
Dazu muss ich noch sagen, dass ich die Sun Drops gerne im Alltag nutze (auch im Winter und an bewölkten Tagen), während ich in extremen Situationen (z.B. bei Sportaktivitäten, am Strand, beim Schwimmen usw.) zu anderen, reichhaltigeren und wasserfesten Mitteln greife.
Generell glaube ich, dass bei dieser Problematik, wie auch bei jedem anderen Konflikt, zwei Seiten dazu gehören: Die Kosmetikindustrie, die mit neuen Produkten auf aktuelle Trends (und Sonnenschutz spielt eine immer größer werdende Rolle) und Bedürfnisse der Kunden reagiert, und Verbraucher, die sich schlecht informieren bzw. die Werbeversprechen der Hersteller ungefiltert annehmen. Denn meistens reicht ein gesunder Menschenverstand, um so manche Aussagen der Hersteller zu relativieren und zu hinterfragen.
Darüber hinaus glaube ich, dass ein kleinerer LSF (und da meine ich natürlich nicht LSF 5) im Alltag immer noch besser ist als gar kein LSF. Wenn man bedenkt, wie viele Generationen Sonnenschutz ausschließlich im Strandurlaub bei 35 Grad in der Mittagssonne (oder gar nicht, wie mein Vater oder mein Mann, zum Beispiel) benutzten, ist es doch eine durchaus positive Entwicklung, dass so viele Menschen mittlerweile UV-Schutz in ihre Pflegeroutine integrieren. Umso erfreulicher ist es, dass es einige Alternativen zu herkömmlichen Sonnenschutz-Cremes auf dem Markt gibt (und dazu gehören eben auch Drops, Sprays, Sticks oder Öle), so dass selbst Sonnenschutz-Skeptiker etwas Passendes finden können.
Herzliche Grüße
Elena
Liebe Elena, besten Dank für Deine ausführliche Darstellung. 🙂 Ja, wenn man den verringerten Schutz mit Sun Drops in Betracht zieht, und bei all dem mitdenkt, ist man auf der richtigen Seite.
Ich grüße dich herzlich
Pia
Mein persönliches Fazit aus der Diskussion: Ernüchterung über den notwendigen (?) Pragmatismus bei der Herstellung von Sonnenschutzmitteln. Ich werde mir Mühe geben, nur noch Produkte mit klarer Anwendungs- und Dosierungsempfehlung zu kaufen, die zu meiner Haut ohne zusätzlichen Primer, Puder etc. passen. Ein pragmatisches ‚mehr ist mehr’ im Zweifelsfall kann es für mich nicht sein. Von den Wirkstoffen möchte ich nicht mehr als notwendig auf meiner Haut haben. Hehre und mühsame Vorsätze… Ich zähl auf Dich, Pia!
Rita bat mich, Ihr Kommentar hier „irgendwo anzuhängen“. Der Bitte komme ich gerne nach:
„Liebe Pia,
leider kann ich weder fachlich noch mit persönlichen Erfahrungen zum Thema Sun Drops beitragen. Ich möchte einfach nur sagen, dass ich sehr dankbar dafür bin, dass Du Deine Argumente contra Sun Drops mit uns teilst.
Genauso dankbar bin ich für die Kommentare, die nicht (ganz) Deiner Meinung sind.
Ich gehöre nämlich häufig zur Gruppe der bequemen Kosmetikkonsument(inn)en, die zu gerne den Herstellerangaben glauben möchten – besonders wenn es sich um „Convenience Produkte“ handelt, die die Kombi von Funktion und bequemer Anwendung versprechen. Die ein oder andere kritische Anmerkung hilft sehr, das eigene Gehirn wieder einzuschalten.
Deine Kritik war provokant, zumindest in dem Sinne, dass sie den Kommentar eines Herstellers herausgefordert hat. Vielen Dank an Miriam, dass sie die Herausforderung angenommen hat.“
Danke, liebe Rita, für Deinen Kommentar! Das Gehirn einzuschalten klingt gut und scheint der Sinn der Sache zu sein… 🙂 LG Pia
Liebe Pia, hier meldet sich nun auch Miriam von HighDroxy zu Wort. Es wäre tatsächlich schön gewesen, hättest du unsere Hinweise auf der Produktseite vollständig zitiert und nicht nur den Teil, der deine Headline zu stützen scheint. So finden wir Dein Zitat ehrlich gesagt aus dem Zusammenhang gerissen und damit unnötig irreführend.
Wir bezeichnen unseren flüssigen Sonnenschutz D-Fence 50 auch an keiner Stelle als „Drops“ und weisen an mehreren Stellen (Anwendungshinweise, FAQs, Packungsbeilage) darauf hin, dass sich der ausgelobte Schutz beim Mischen überproportional verringert. Generell obliegt es den mündigen Kund*innen, ob sie einen deutlich verringerten Schutz in Kauf nehmen der aber für hiesige Gefilde a) noch durchaus alltagstauglich ist und ihr b) ermöglicht, SPF komfortabel täglich zu verwenden.
Vielleicht wäre es beim Thema Sonnenschutz für viele Menschen auch hilfreich zu erklären, wieviel vom ausgelobten SPF tatsächlich auf der Haut landet bzw. was man dafür tun muss. Denn hier wird aus unserer Sicht das Pferd oft von hinten aufgezäumt: Labore stehen für ihre Test-Protokolle vor der Aufgabe, die Lebenswirklichkeit replizierbar und objektiv messbar abzubilden. Das gelingt ihnen nur, indem sie diverse Faktoren über einen Kamm scheren und vereinheitlichen. Zum Beispiel den Faktor „Der SPF ist großzügig und gleichmäßig aufzubringen“ -> in der Laborwirklichkeit heißt das „2mg/cm²“. Im echten Leben heißt das „großzügig und gleichmäßig“. Ein Faktor, der vom Testprotokoll gar nicht berücksichtigt wird, sind die unterschiedlichen Texturen, die Sonnenschutzmittel heute haben (neben anderen Faktoren, wie z.B. eine im Labor in durchgehend einheitlicher Stärke auftreffende UV-Strahlung und eine exakt gleichmäßig aufgetragene Menge). Es wird denke ich klar, dass es hier um ermittelte Werte geht, um Produkte mit Lichtschutzfaktor untereinander vergleichbar zu machen.
War früher die gute alte Sonnenmilch das einzige Testobjekt (und Alltagspflege mit SPF eher noch der Exot im Regal), so gibt es mittlerweile Fluids, Gele, Sprays – oder eben Öle. Es liegt auf der Hand, dass von Ölen eine andere Menge erforderlich ist, um „großzügig und gleichmäßig“ aufgetragen werden zu können, als von einer Creme. Kommen dadurch weniger Filter auf die Haut? Eigentlich nicht, denn zum einen fehlt beim Öl der (filterfreie) Teil an Lösungsmitteln (Alkohol, Silikon) und Wasser, der bei einer Creme (auch einer Sonnenschutzcreme) mehr als zwei Drittel ausmachen kann.
Sonnenschutzöle wie unseres enthalten grundsätzlich partikelfreie (chemische) Filter, die allesamt öllöslich sind. Je nach Rezeptur kann man also davon ausgehen, dass bei einem Öl (welches vollständig von der Haut aufgenommen wird) volumenanteilig mehr Filter auf die Haut verbleibt als bei einer Creme, aus der nach dem Auftrag bis zu 2/3 Wasser, Alkohol und volatiles Silikon verdampfen! Zum anderen, und dieser Faktor ist ganz wichtig: Ein Öl lässt sich viel besser gleichmäßig auftragen und setzt sich wunderbar in alle Furchen und Rillen der Hautoberfläche ab. Für D-FENCE 50 gilt zudem: Die Filter sind in der Rezeptur überdosiert, der Labor-SPF liegt deutlich über 50. Mit dem tatsächlichen SPF dürfen wir nicht werben, warum steht im nächsten Absatz.
Kommt nun also garantiert SPF 50 auf der Haut an? Ohne in irgendeiner Form provozieren zu wollen: Darum geht es gar nicht. Die SPF- Methodik dient einzig dem Vergleich der Sonnenschutzprodukte untereinander, daher auch die grobe Unterteilung in 6,15,20,30,50 und 50plus. Mit einem „SPF 63“ dürften wir beispielsweise nicht werben. Dies soll den Kund:innen die Kaufentscheidung vereinfachen: Zwei Produkte mit dem gleichen SPF bieten die gleiche potentielle Schutzwirkung, wohlgemerkt ohne Berücksichtigung ihrer individuellen Konsistenz. Es geht überhaupt nicht darum, diesen konkreten Schutz auch tatsächlich *garantiert* auf die Haut zu bringen.
Und das ist nicht annähernd so skandalös wie es klingt, wenn man den eingangs erwähnten Widerspruch zwischen „Laborwirklichkeit“ und „Lebenswirklichkeit“ berücksichtigt. Kurz zur Erinnerung: Der numerische SPF besagt, um welchen Faktor der Eigenschutz der Haut vor der Sonne (unter Laborbedingungen!) multipliziert wird. Der geringste Eigenschutz (keltischer Hauttyp, blass, Sommersprossen, meist rotes Haar) beträgt knapp 10 Minuten am Tag – mit SPF50 also 7,5 Stunden. Dem gegenüber steht die „Lebenswirklichkeit“: Kein Sonnenschutzprodukt kann zu 100% Schutz bieten. Aus diesem Grund ist in der Lebenswirklichkeit der Menschen angekommen, dass man z.B. die Mittagssonne meiden sollte, Sonnenbrille und Kopfschutz verwenden sollte und sich umsichtig in der Sonne verhalten sollte. Darauf weisen wir übrigens ebenfalls in unserem Beipackzettel sowie auf unserer Produktdetailseite hin. Natürlich ist bei diesem komplexen Thema Eigenverantwortung gefragt. Und dazu gehört neben der Gesichtspflege mit SPF eben auch: Mittagssonne meiden, Schatten suchen, Hut und Sonnenbrille aufsetzen, Körper bedecken. Aber natürlich auch das Bewusstsein, dass sich der LSF verringert, je weniger man davon aufträgt und dass aus diesem Grund die o.g. Faktoren beim umsichtigen Umgang in und mit der Sonne mindestens genauso wichtig sind.
Wir hoffen, wir konnten damit den Blick auf dieses multifaktorielle Thema ein wenig erweitern, denn letztlich geht es ja darum, den Menschen vor UV-Strahlung zu schützen und Sonnenbrand zu vermeiden.
Liebe Grüße!
Liebe Miriam, besten Dank für Deine ausführliche Erklärung. Nicht von ungefähr liest man in den Kommentaren, dass High Proxy einen sehr guten Kundenservice anbietet. Mir geht es allerdings nicht darum, „eine Headline zu stützen“, sondern vielmehr darum, Menschen vor falschen Annahmen in Bezug auf den aufgetragenen Schutz vor UV-Strahlen zu schützen. Dafür ist es nötig, die potenziell negativen Konsequenzen aus der Verwendung von Sun Drops, Boostern etc. hervorzuheben. Gerne werde ich allerdings im obigen Text auf Deinen Kommentar hinweisen, der eine Ergänzung darstellt.
Ja, das Thema hat sehr viele Nuancen, angefangen davon, dass meines Wissens noch keine Studie dazu erschien, inwiefern ein Sonnenschutz durch den Auftrag eines Serums darunter vermindert wird, über die Tatsache, dass die meisten die Hälfte, wenn nicht ein Viertel, der ausgelobten Menge auftragen, bis hin zu dem Aspekt der eigentlichen Formulierung des Sonnenschutzpräparates. Hier ist eine gleichmäßige Verteilung der UV-Filterpartikel – was Du ja selbst erwähnst – äußerst wichtig. Und das wird beim Mischen einer Sonnencreme, Sun Drops, eines Boosters – oder wie man es auch immer nennen mag – mit einer “Tagespflege” nicht erreicht.
Und weil eben so viele Faktoren Einfluss auf die Dauer und Stärke eines Lichtschutzfaktors nehmen (neben der Formulierung und Darreichung auch die Hauteigenschaften – trocken vs ölig – oder auch die Menge an ausgeschiedenem Schweiß), ist es beim Sonnenschutz aus meiner Sicht sehr wichtig, für einen sehr hohen und Wasser resistenten Sonnenschutz zu greifen und mehr davon aufzutragen als 1,5g (1.8-2g/cm2). Eben weil die Laborwerte und realen Werte unterschiedlich (nicht widersprüchlich) ausfallen. Davon habe ich in diesem Beitrag berichtet: „Wie viel Sonnenschutz ist richtig“. Und auch hier: „Wie lange wirkt ein Sonnenschutz“.
Kompromisse in Form von “Boostern” sollten beim UV-Schutz nicht in Kauf genommen werden. Anders als Ihr, gehe ich nämlich von einem mündigen Kunden leider nicht aus. Warum? Ich berate seit ca. vier Jahren Menschen bei der Gestaltung ihrer Hautpflegeroutinen. Dabei sind das die Wenigsten, die eine informierte Entscheidung beim Kauf von Pflegeprodukten treffen – aus unterschiedlichen Gründen. Uns ausgerechnet beim Sonnenschutz werden ziemlich katastrophale Sachen gemacht; es wird beispielsweise gemischt, was das Zeugt hält (nicht nur mit Sun Drops), damit die Textur einigermaßen komfortabel ist, usw. Die Eigenverantwortung ist aber ein anderes Thema.
“Generell obliegt es den mündigen Kund*innen, ob sie einen deutlich verringerten Schutz in Kauf nehmen der aber für hiesige Gefilde a) noch durchaus alltagstauglich ist und ihr b) ermöglicht, SPF komfortabel täglich zu verwenden.”
Dazu hätte ich eine Bitte: Könntet Ihr uns bitte mitteilen, viele Tropfen von dem D-Fence eigentlich aus High Proxy-Perspektive ausreichen würden, um den UV-Schutz für “hiesige Gefilde” “alltagstauglich” zu machen? bzw. was würde denn der UVB und UVA Schutz von X Tropfen betragen? Damit wäre vielen von den Nutzern sehr geholfen. Herzlichen Dank dafür im Voraus! Pia
Liebe Pia,
gerne versuche ich auf deine Fragen zu antworten, fürchte aber, dass dich meine Ausführungen enttäuschen werden: Eine „wasserdichte“ abgestufte Dosierungsempfehlung, die für alle gleichermaßen gilt und einen spezifischen SPF auf der Haut quasi garantiert, gibt es nicht und kann es nicht geben.
Zu groß sind die Unwägbarkeiten, dies sind nur einige:
Einzucremende Fläche (Wie groß ist das Gesicht, Glatze, Bart, Haaransatz,…)
Tatsächliche UV-Belastung (UV-Index)
Individuelle Eigenschutzzeit (zeit- und ortsabhängig)
Selbst wenn man den SPF-Test für die unterschiedlichsten Dosierungsmengen durchführen würde, um zu wissen, wie er bei X Tropfen, y Tropfen usw. ausfallen würde, wäre man kaum einen Schritt weiter. Abgesehen davon, dass der SPF-Tests so nicht funktioniert – das Testprotokoll prüft, ob ein zuvor definierter SPF erreicht wurde, ja oder nein. Solche Tests wären also nicht nur sündhaft teuer, sondern auch zumindest unorthodox.
Es hilft alles nichts – man muss einen gewissen Pragmatismus walten lassen. Die Wissenschaft sieht das übrigens ähnlich und gesteht ganz offen zahlreiche Schwächen an den aktuellen Testmethoden ein – und auch an dem Konstrukt des zahlenbasierten SPF. Es gab in der Vergangenheit immer wieder die Diskussion, von den Zahlen weg zu gehen zu einer vereinfachenden Zusammenfassung anhand von Begriffen:
Niedrig: LSF 2 bis 6;
Mittel: LSF 8 bis 12;
Hoch: LSF 15 bis 25;
Sehr hoch: LSF 30 bis 50;
Ultra: LSF 50 plus
Wir sind mit Day Light also bereits im „sehr hohen“ Bereich und mit D-Fence eigentlich (inoffiziell) im Ultra-Bereich, halten diesen aber für irreführend und verzichten daher auf das „+“ hinter der 50.
Ein gutes Orientierungsnetz für den individuellen SPF-Bedarf ergibt sich aus dem eigenen Fitzpatrick-Hauttyp und dem aktuellen UV-Index. Die Fitzpatrick-Typen 5 und 6 werden in Bezug auf SPF-Empfehlungen eher vernachlässigt, für die anderen gilt für den SPF eine recht einfache Faustregel (Mehr dazu auf https://www.bfs.de/):
Typ 4: UV-Index x 1
Typ 3: UV-Index x 2
Typ 2: UV-Index x 3
Typ 1: UV-Index x 4
In Deutschland bewegen wir uns im Jahresverlauf zwischen 0 und 8. Der keltische Typ 1 bräuchte im Sommer also SPF 30. Mit unserer Day Light 30 ist das kein Problem, auf Basis aller bekannten Durchschnittswerte (1,2-1,5 Gramm).
Beim D-Fence wird es zwangsläufig etwas ungenauer, denn 1,5 Gramm Öl geht eben nur im Test im Labor, denen ist es völlig egal wie die Haut glänzt. Uns macht das keine Bauchschmerzen, da wir wissen dass das D-Fence quasi ein UV-Schutz-Konzentrat ist: Mehr UV-Filter kann man in einer natürlichen Ölmischung nicht lösen, wir stapeln da wirklich tief. Ich kann es dir nicht „beweisen“, aber wir wissen anhand von Berechnungen: Mit unserer alltagstauglichen Dosierunsgempfehlung von rund 12 Tropfen (bis Kinnlinie) übertreffen wir die Schutzleistung vom Day Light 30 deutlich.
Und das ist für den Alltag eben ausreichend – auch für eine blasse, rothaarige Frau im Hochsommer – vernünftiges Verhalten vorausgesetzt.
Auch wenn das nicht die Antwort war, um die Du gebeten hast, hoffe ich, ich konnte „unseren“ Blick auf das Thema besser vermitteln. Aus unserer eigenen langjährigen Beratungspraxis wissen wir: Viele Kund:innen sind verunsichert bzw. frustriert, da sie das „SPF-Optimum“ nicht erreichen und bei ihren Recherchen auf das Vorurteil stoßen, weniger SPF würde kaum was bringen. Das führt dann immer wieder dazu, dass dieser Pflegeschritt komplett weggelassen wird. Daher werben wir so vehement für einen gewissen Pragmatismus. Auch ein anteiliger Schutz von 15 bewirkt schon ganz viel für die Hautgesundheit – wenn er denn täglich zum Einsatz kommt. Und der ist mit guten Produkten wirklich leicht zu erreichen.
Viele liebe Grüße sendet das HighDroxy-Team
Hallo und herzlichen Dank für die Mühen. Allerdings ist das tatsächlich keine Antwort auf meine Fragen. Leider nicht mal annähernd. Wir haben oben schon geklärt, dass Laborwerte und reale Schutzwerte voneinander abweichen können.
Das ändert aber nicht an der Tatsache, dass der Konsument die Laborwerte in Erfahrung bringen darf und soll, um ein Produkt einschätzen zu können. Wird sie/er ein Sonnenschutzprodukt in der ausgelobten Menge auftragen und das Produkt regelmäßig nachcremen, werden die Unterschiede nicht so gravierend ausfallen, wie es oben klingen mag. Sonst wäre die Angabe von Schutzwerten auf jeder Sonnencreme völlig sinnlos.
Kurz: wir wissen weiterhin nicht, was etwa 10 Tropfen von D-Fence an UVA und UVB ergeben würden. (Und natürlich auch nicht, wie stark der Schutz durch das Mischen mit einer Tagescreme reduziert werden würde! Das Problem besteht weiterhin, selbst wenn das oben nicht angesprochen wurde).
Im Gegenteil dazu wissen wir aber sehr wohl, was etwa 2g von, sagen wir, Bioderma Photomax Creme an UVA und UVB Schutz (Laborwerte) ergeben würde (vorausgesetzt, niemand kommt auf die Idee, soe mit anderen Pflegeprodukten zu mischen).
Solche Orientierungswerte sind sehr wichtig! Ich glaube nicht, dass daran ein Zweifel besteht.
Solltet Ihr mal genaue Laborwerte zu Eurem D-Fence haben, postet diese hier bitte. Viele sind sehr daran interessiert. 🙂
Ich grüße das HD Team herzlich
Pia