Wartezeit nach dem Auftrag einer Sonnencreme ist unabdingbar!
Bereits vor einigen Jahren hat sich der Chemiker, Perry Romanowsky zum Thema Sonnencreme und Wartezeit geäußert. Das Thema wurde vor Kurzem von einer anderen Chemikerin und zugleich Bloggerin, LabMuffin, hier aufgegriffen. Ich habe mir die Lage angeschaut und es sieht so aus, dass eine Wartezeit nach dem Auftrag einer Sonnencreme tatsächlich absolut notwendig ist! Warum und worauf müssen wir eigentlich warten? Darüber berichtet der heutige Blogpost!
Was enthält eine Sonnencreme?
Darüber, wie ein Sonnenschutz funktioniert, haben wir auf Skincare Inspirations schon mehrfach berichtet. Je nachdem, welche UV-Filter eingesetzt werden, werden Sonnenstrahlen auf der Haut „eingefangen“ und/oder von der Haut reflektiert.
Wie oft der Sonnenschutz aufgetragen werden soll bzw. wie lange eine Sonnencreme schützt, hängt von der Stabilität der eingesetzten Filter und der gesamten Zusammensetzung sowie der Wasserresistenz des UV-Schutzes. Pauschal kann die Frage nicht beantwortet werden.
Hier findet Ihr einen Beitrag zum Thema: Wie lange wirkt eine Sonnencreme und wovon ein erneuter Auftrag abhängt?Wie gut eine Sonnencreme schützt, hängt zusätzlich davon ab, ob die Sonnenschutz-Filter den gesamten UV-Bereich abdecken. Man findet nämlich auf dem Markt weiterhin Produkte, die sich durch einen „Lichtschutzfaktor“ auszeichnen, die aber die Haut kaum im UVA-Bereich schützen. Mehr zu all diesen Fragen findet Ihr in den zwei Blogreihen zum Sonnenschutz:
Alles über UV-Strahlen Alles über Messung vom UVA-Schutz (Anti-Aging Schutz)Doch was enthält, oder enthalten sollte, ein Sonnenschutzpräparat?
Eine gute Sonnencreme enthält u.a. drei wichtige Bestandteile:
- Sonnenschutz-Filter
- Filmbildner
- Diverse Inhaltsstoffe, welche die Verteilung eines Sonnenschutzpräparates verbessern und dadurch den UV-Schutz erhöhen.
Sonnenschutz-Filter
UV-Filter absorbieren und/oder reflektieren Sonnenstrahlen, damit sie keine Hautschädigung hervorrufen. Dazu gehören etwa Tinosorb, Zinkoxid, Octocrylen oder Avobenzon.
Filmbildner
Filmbildner tragen dazu bei, dass die Sonnencreme möglichst lange am Gesicht haftet. Einige bilden zusätzlich einen Wasser bzw. Schweiß resistenten Film. Filmbildner sind u.a. Polymere jeglicher Art, wie Butylated PVP (Polyvinylpyrrolidone) oder Acrylates/C10-30 Alkyl Acrylate Cross Polymer, aber auch Wachse und Silikone.
Substanzen zur verbesserten Verteilung von UV-Filtern
Substanzen zu einer besseren Verteilung der einzelnen Partikeln in einer Sonnencreme (Silikone und Polymere) helfen den UV-Filtern bei einer möglichst gleichmäßigen Verteilung nach dem Auftrag. Werden die Partikel nicht gleichmäßig verteilt, ist es so, als würdest Du unter einem löchrigen Regenschirm stehen: Anfangs nutzt es ein bisschen, doch am Ende bist Du ohnehin nass.
Sonnencreme und Wartezeit – UV-Filter
Bezieht sich die Wartezeit auf alle Sonnenschutzprodukte? Ja! Gehen wir kurz auf den Unterschied zwischen
- mineralischen bzw. anorganischen UV-Filtern (Zinkoxid, Titandioxid)
- und den sog chemischen bzw. organischen UV-Mitteln ein (Avobenzone, Mexyrol, Tinosorb, etc.).
Noch bis vor Kurzem dachte man, dass die sog. mineralischen Sonnenschutzprodukte die Sonnenstrahlen (sofort) reflektieren und nicht absorbieren (falsch). Das hat zur Annahme geführt, dass mineralische Sonnencremes sofort wirken (richtig), während chemische mehr Zeit zum „Absorbieren“ brauchen (falsch). Die 20-minutige Wartezeit würde sich somit nur auf die organischen Filter beziehen, da Sonnenschutz direkt nach dem Auftrag gegeben ist.
Klingt das für Euch bekannt und möglicherweise richtig? Richtig ist aber das Folgende:
Anorganische (mineralische) Sonnenschutzmittel reflektieren, aber auch absorbieren UV-Strahlen, mehr dazu hier. Sie wirken auch sofort nach dem Auftrag.
Organische (chemische) Sonnenschutzmittel, welche die UV-Strahlen absorbieren, wirken ebenfalls sofort nach dem Auftrag. Mehr noch: Sie wirken sogar selbst in der Sonnenflasche und auf Glass, Plastik oder Quarz (wo die Schutzwirkung in vitro getestet wird). Also müssen die UV-Filter nicht zunächst in die Haut einziehen, um die UV-Schutzwirkung zu entfalten ( mehr zur Wirkung von UV-Filtern, s. hier).
Aber Halt! Merkt Ihr den vermeintlichen Widerspruch? Gerade habe ich Euch erzählt, dass alle Sonnencremes eine sofortige Wirkung entfalten. Und trotzdem müssen wir die leidigen 20 Minuten nach dem Auftrag abwarten. Warum eigentlich?
Sonnencreme und Wartezeit – die Filmbildung
Wie oben erwähnt, braucht die Filmbildung und eine gleichmäßige Verteilung der einzelnen Partikel von Inhaltsstoffen Zeit. Nach dem Auftrag einer Sonnencreme verdunsten einige Inhaltsstoffe, andere werden absorbiert, der Film konsolidiert sich und trocknet an. Erst nach ca. 20 Minuten ist der Film auf der Haut geformt und die Sonnenschutz-Emulsion bildet eine „Einheit“ auf der Haut.
Es geht also nicht darum, ob der Sonnenschutz „einzieht“, sondern darum, dass eine gewisse Zeit für die Filmbildung und gleichmäßige Verteilung der Emulsion auf der Haut erforderlich ist. Die Krux an der Sache ist also, dass einige Zeit vergehen muss, damit die UV-Filter – gemeinsam mit den Filmbildnern – die Haut mit einem Film bedecken und gleichmäßig verteilt werden können! Eine kurze Anmerkung: Inwiefern und wie lange ein Film auf der Haut stabil bleibt, hängt von vielen Faktoren ab. Durch eine mangelhafte Zusammensetzung kann der Filmbereich etwa durch das Verdunsten des Lösungsmittels (etwa Propylenglykol) schnell reduziert werden. Nanopartikel und Polymere sollten hingegen der Stabilität eines UV-Filterfilms verhelfen (mehr dazu in diesem Beitrag zur Wirkung einer Sonnencreme).Sonnenschutz und Wartezeit – Wovor eigentlich?
Viele Quellen gehen von mindestens 15 Minuten, die meisten aber von 20 Minuten, aus. Wir haben gerade die Frage beantwortet, warum eine Wartezeit nach dem Auftrag einer Sonnencreme erforderlich ist. Jetzt stellt sich sofort die nächste Frage: Worauf bzw. womit muss man eigentlich warten?
Man sollte nach dem Auftrag einer Sonnencreme 20 Minuten abwarten,
- bevor man auf die mit einer Sonnencreme behandelten Stellen weitere Flüssigkeiten aufträgt (etwa eine Foundation),
- bevor man die Haut anfasst bzw. reibt (mit einem Makeup-Pinsel, mit Kleidung, Handtuch, etc.),
- bevor man schwitzt, sich die Hände wäscht, etc.
Besonders bei dem Auftrag einer Foundation wäre ich vorsichtig und würde zumindest 20 Minuten nach dem Auftrag der Sonnencreme abwarten, weil es sonst die Filmbildung völlig zerstören kann.
Was denkt Ihr zu dem Thema Sonnencreme und Wartezeit? Wartet Ihr 20 Minuten nach dem Auftrag Eurer Tagescreme mit Lichtschutzfaktor ab? Wie handhabt Ihr dies morgens, wenn die Zeit knapp ist? Schafft Ihr es überhaupt, noch ein Serum darunter aufzutragen? Erzählt bitte!
Eure Pia
Quellen
1. Binks, B./Brown, J. et al. (2016): Evaporation of Sunscreen Films: How the UV Protection Properties Change, in: ACS Applied Materials & Interfaces 2016 8 (21), 13270-13281
2. Marinopoulos, I. (2016): Photochemical and evaporation behaviour of sunscreen formulations, Doktorarbeit, Department of Chemistry, The University of Hull
Das ist interessant. Ich denke, vor allem im Gesicht warte ich morgens keine 20 Minuten, bevor ich mit dem Makeup weitermache. Ich ziehe mich an, aber das dauert sicherlich nicht so lange.
Mal sehen, wie ich meine Morgenroutine da noch besser anpassen kann, denn Frühstücken tue ich in der Regel nicht.
Anne – Linda, Libra, Loca
Dann mach mal Frühstück, Kinder fertig, Wäsche waschen und… und … und … zwischendurch. 🙂
Viele Grüße, liebe Anne.
PS. Ich hab mir die ISDIN Creme (Fusion Water) gekauft. Super leicht, in der Tat!
Bei mir liegt von Natur aus genug Zeit zwischen Eincremen und Rausgehen. Zumindest wenn wir solche Dinge wie „schnell auf der Terrasse die Haare kämmen“ nicht mitzählen.
Wenn ich nicht grade eine Mittagspause mache, dann halte ich mich beruflich bedingt eh nur in geschlossenen Räumen, nahezu ohne jedes Tageslicht auf.
Da frage ich mich vielmehr, wenn ich dann ab ca. 17/18Uhr tatsächlich mal nehr als 5min draußen bin, ist der Sonnenschutz dann noch aktiv?
In diesem Fall würde ich gar keinen Sonnenschutz tragen. Es hängt von dem Sonnenschutz ab: Diejenigen, mit sehr stabilen UV-Filtern und höhen UV-Werten würden gegen 18.00 noch wirken, wenngleich nicht zu 100%, sondern vielleicht 50% oder weniger…
Liebe Pia,
vielen Dank für diese Informationen!
Ich trage jeden Tag eine Mischung aus getönter und ungetönter Sonnencreme (gleiche Serie), so kann ich mir immer den passenden Ton mischen. Die Sonnencreme wirkt wie eine getönte Tagescreme, sie gleicht den Teint schon ein bisschen aus. Das mache ich direkt nach dem Aufstehen (also natürlich erst Gesicht waschen und Serum drauf, kurz warten zum einziehen, das dauert nicht so lange) und dann mache ich alles andere inklusive Kind wecken und fertig machen, und wenn ich dann noch Zeit habe, mache ich noch was im Gesicht. Das sind mindestens 20 Minuten, passt also ohne dass ich es wusste 😉
Liebe Emma, das ist eben die Lösung: Sonnenschutz als erster und erst dann alles andere… Mache ich auch so!
Jetzt habe ich ein Problem! Mir fehlt morgens die Zeit, um 20 min zu warten. Ich warte ca. 2-3 min. Ich werde wohl früher aufstehen müssen 🙁
Liebe Birte, so sehr es mir Leid tut, finde ich die Lösung tatsächlich sehr gut! 🙂
Hallo Pia,
Vielen lieben Dank für diesen Post!
Heißt dass wenn ich meine Sonnencreme grob einarbeite, dann so 5-10Min warte und dann nochmal nacharbeite dass ich dann besser nochmal eine Schicht Sonnencreme auftragen sollte da ich die alte/aktuelle Schicht „zerstört“ habe?
Und wie verhält es sich denn mit dem Serum was du erwähnt hast? Sollte dies auch erst eingezogen sein bevor man weitermacht oder ist es nicht so dramatisch wenn ggf Teile sich mit der nächsten Schicht vermischt und dann eben in die Haut einzieht?
Ich wünsche dir noch einen schönen Sonntag!
Liebe Sarah, ich nehme mal an, dass der Sonnenschutz nach 10 Minuten „eingearbeitet“ werden kann. Das mache ich auch so. Das Serum drunter sollte gut eingezogen sein. Wenn die Haut noch etwas feucht ist, spielt das keine Rolle, ist sogar besser für den Einzug des Sonnenschutzes. Danke für Deine Rückmeldung! 🙂 Viele Grüße Pia
Vielen lieben Dank für dein Feedback Pia! 🙂