Tipp: Rosenwasser – Multitalent und Alleskönner? (nicht ganz)

Rosenwasser Hautirritant Allergie

Ist Rosenwasser gut für die Haut?

Wenn Ihr nach Rosenwasser googelt, sprengen Euch regelrecht Lobeshymnen wie „Alleskönner“, „Multitalent“, „Holy Grail“ etc. ins Auge.

Dabei wird fröhlich aufgezählt, warum ein bestimmtes Rosenwasser genial für die Haut sein sollte: die meisten sind „konservierungsfrei“, „vegan“ und „ohne Alkohol“. Selbstverständlich sind sie dabei so „natürlich“, dass es natürlicher nicht mehr geht.

Das Gesichtswasser besteht nämlich aus Rosenblüten.

Wow! Und das muss unsere Haut doch lieben, oder?

Nicht unbedingt.

Schauen wir uns heute kurz an, wie ein Toner bzw. ein Hydrosol auf Basis von Rosenwasser hergestellt wird und ob es unserer Haut tatsächlich besondere Vorteile bringt.


Herstellung von Rosenwasser

Ein Rosenwasser kann auf zweierlei Art und Weise hergestellt werden:

  1. Ein Rosenwasser kann destilliert werden (Destillat)
  2. oder nicht – in diesem Fall kann ein Gesichtswasser etwa mit einem Rosenduft angereichert werden.

Den Unterschied zu wissen, ist beim Kauf eines Rosenwassers sehr wichtig. Denn während ein Destillat nicht konserviert werden muss, muss ein nicht destilliertes Rosenwasser unbedingt Konservierungsstoffe enthalten.


Bestandteile von ätherischen Ölen

Warum muss ein destilliertes Rosenwasser nicht konserviert werden, fragt Ihr?

Weil das Wasser Bestandteile von einem ätherischem Öl enthält (etwa Rose Damascena oder Rosa Centifolia).

Ätherische Öle entstehen eben nicht anders als in einem Prozess der Destillation und das Wasser, das übrig bleibt, wird als Rosenwasser verkauft.

Werden Rosenblüten nur ein Mal destilliert, wird das Rosenwasser noch etwas von dem Rosenöl enthalten. Einige ätherische Öle haben gute Konservierungsstärke, weshalb sie so gerne in Naturkosmetik verwendet werden.

Woran erkennt Ihr, ob ein Rosenwasser destilliert wurde, wenn das nicht auf der Verpackung steht?

Das erkennt Ihr an der INCI-Liste. Aufgelistet werden Bestandteile von ätherischen Ölen wie “Geraniol”, “Citronellol”, etc.   


Destillat oder lieber keins?

Ist also ein konservierungsfreies, destilliertes Rosenblütenwasser besser als ein nicht destilliertes?

Nein! Der Grund dafür ist, dass viele Bestandteile von ätherischen Ölen ein mittleres bis hohes Allergiepotenzial haben.

Dazu gehören Geraniol und Citronellol allemal! Selbst wenn sie sehr gering konzentriert sind, müssen sie aufgrund des Allergiepotenzials bereits ab 0,001% auf der Liste der Inhaltsstoffe aufgelistet sein. Eine Übersicht von allergenen ätherischen Ölen und Pflanzenextrakten findet Ihr in diesen Tabellen.

Steht auf der Verpackung eines Rosenwassers das Wort „destilliert“, auf der INCI-Liste wurden jedoch keine Bestandteile von ätherischen Ölen beigefügt, kann man daraus zweierlei schließen:

  • Die Allergene wurden nicht deklariert (das Rosenwasser darf so nicht in der EU verkauft werden)
  • Die Menge dieser Inhaltsstoffe ist so klitzeklein (etwa weil das Produkt mehrfach destilliert. wurde), dass sie nicht deklariert werden muss. Das wirft allerdings die Frage, ob diese Menge der ätherischen Öle ausreichend ist, um das Rosenwasser überhaupt effektiv zu konservieren.

Destillationsprozess und Konservierung

Wenn ein Rosenwasser nicht in einem Destillationsprozess hergestellt wurde, muss es unbedingt vor Verkeimung geschützt – also konserviert – werden.

Wir wissen ja, dass auf Wasser basierende Pflegeprodukte ohne Konservierungsstoffe nicht länger als acht Tage aushalten können, ohne zu verkeimen. Dazu habe ich bereits hier am Beispiel eines Vitamin C Serums ohne Konservierungsstoffe geschrieben.

Hier findet Ihr bei Interesse die Stellungnahme  der deutschen Chemiker zur Konservierung von Kosmetik (2).

Zur konservierungsfreien Pflegeprodukten s. auch hier (3)


Rosenwasser auf dem Kosmetikmarkt

So viel zur Theorie. Da mich die Frage vor Kurzem beschäftigte, habe ich einige Firmen, die Rosenwasser verkaufen, angeschrieben. Weiter unten findet Ihr das Ergebnis meiner Kurzrecherche. Meine Fragen zielten auf die Art der Konservierung und die Haltbarkeit des Gesichtswassers ab.

So erhält Ihr eine Übersicht davon, was es auf dem Kosmetikmarkt gibt und wie die Zusammensetzungen aussehen.

  1. APEIRON: Rosenwasser – destilliert, konserviert mit Geraniol und Citronellol. Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) beträgt 2,5 Jahre nach Herstellung.

  2. MATERNATURA: Rose Water – destilliert, allerdings keine Angabe von ätherischen Ölen auf der INCI-Liste. Die MHD beträgt zwei Jahre.

  3. BALM BALM: Floral Water Hydrosol – destilliert, allerdings keine Angabe von ätherischen Ölen auf der INCI-Liste. Die MHD beträgt zwei Jahre.

  4. ZOYA GOES PRETTY: Rose Water – destilliert, allerdings keine Angabe von ätherischen Ölen auf der INCI-Liste. Die MHD beträgt ein Jahr.

  5. SOULTREE: Pure Rose Toning Mist Spraykonserviert mit Sodium Levulinate, Sodium Gluconate, Potassium Sorbate, Lactic Acid, Limonene, Linalool, Citronellol, Geraniol und Citral (die fünf letztgenannten Inhaltsstoffe sind potenzielle Allergene). Die MHD ist mir unbekannt.

  6. PROVID Rosenblüten Lotion – konserviert mit Alkohol sowie Limonene, Geraniol, Linalool, Citral, Citronellol, Eugenol (alle Inhaltsstoffe sind mit einem Allergiepotenzial behaftet). Die MHD ist mir unbekannt.

  7. AKAMUTI:Rosewater – destilliert, allerdings keine Angabe von ätherischen Ölen auf der INCI-Liste. Die MHD beträgt ca. 1,5 Jahre.

  8. COSMOVEDA: Bio Rosenwasser – konserviert mit Geraniol und Citronellol. Die MHD beträgt zwei Jahre.

  9. TAUTROPFE Sanftes Rosenwasser – konserviert mit Citronellol und Geraniol. Die MHD beträgt sechs Monate.

  10. AVRIL: Organic Rose Water – nicht destilliert, konserviert mit Benzyl Alcohol und Dehydroacetic Acid. MHD ist mir unbekannt.

  11. PRIMAVERA: Rosenwasser Bio– destilliert im ersten Vorgang, konserviert mit unvergälltem Alkohol (Angaben ergänzt nach einem sehr angenehmen Gespräch mit einer Primavera-Vertreterin)

Ist Rosenwasser gut für die Haut?

Zum Schluß möchte ich Euch meine Meinung zur Verwendung von einem Rosenwasser in der Hautpflege schildern. Ein Rosenwasser ist nämlich ein gutes Beispiel dafür, welche Überlebenskraft Mythen haben (Stichwort: Kleopatra und ihre Rosenwasser-Bäde).

Und ja, Avicenna hat bereits im 10. Jahrhundert ein Rosenwasser hergestellt; das aber für medizinische Zwecke.

über Anwendungen von Rosenwasser in der Vergangenheit könnt Ihr hier nachlesen, 4

Hier zur pharmakologischen Effekten von Rose Damascene, 5).


Chemiefreie Rosenwasser?

Weil Rosenwasser einen so guten Ruf genießt, springen Kosmetikfirmen, insbesondere Naturkosmetik, gerne darauf ein. Kunden zieht dabei offenbar an, dass ein so vermarktes Gesichtswasser „geprüft und „zertifiziert nach strengen Vorgaben (von etwa) ECOCERT“,  „chemiefrei“, „ohne Parabene“, „bio“ und „mit 99,9% natürlichen Zutaten“ „natürlichen Ursprungs“ ist plus „aus kontrolliert biologischem Anbau“ stammt.

Doch das alleine ist für den Wohl unserer Haut unerheblich!

Dabei schreiben Herstellen von Rosenwasser ihren Produkten Eigenschaften zu, die in meinen Augen etwas problematisch klingen: „verwöhnende Pflegewirkung“, „sinnliche Erfrischung“, „strahlenden Teint“, „Frische-Kick“, „mehr Feuchtigkeit“, Verminderung von Pickeln bzw. Akne, etc.

Persönlich halte von Tonern mit Rosenwasser nicht viel. In meinen Augen können sie der Haut mehr schaden (aufgrund von Alkohol oder ätherischen Ölen) als helfen. Die berüchtigten antioxidativen und antibakteriellen Eigenschaften von Rosenöl sind in Hydrolaten aufgrund der geringen Konzentration nicht auffindbar (s. Rosenwasser Hydrolat in klinischer Studie (1)). Falls Ihr den Geruch mögt, kauft Euch doch lieber ein Parfüm mit einem Rosenduft für „sinnliche Erfrischung“ als ein Hydrolat auf Basis von Rose Damascena.

Hautpflegeprodukte „ohne Konservierungsmittel“ bedeuten keineswegs bessere oder sichere Pflegepräparate.


Kein Besprühen zwischendurch!

Zum Schluß ein wichtiger Hinweis: Manche Hersteller empfehlen die Verwendung eines Rosenwassers fürs Zwischendurch. Etwa laut Apeiron eignet sich deren Spray „als belebende Erfrischung auf Reisen, bei trockener Luft und an heißen Tagen, für Gesicht und Dekolleté.“ (hier)

Davon würde ich stark abraten!

Ohne eine zumindest sehr leichte okklusive (das Wasser in der Haut einschließende) Schicht oben drauf, wird das Wasser am Gesicht oder am Körper die Feuchtigkeit aus der Haut ziehen, anstatt die Haut zu befeuchten. Mehr dazu findet Ihr in dem Beitrag zur Wirkung von Hyaluronsäure auf die Haut.

Dasselbe gilt übrigens für diverse parfümierte Bodysprays oder Thermalwasser, worüber ich hier ausführlich geschrieben habe.


Eure Erfahrung mit Rosenwasser

Und jetzt seid Ihr dran! Verwendet jemand von Euch gerne ein Rosenwasser?

Wenn ja, welches?

Was assoziiert Ihr mit Rosenwasser?

Sprechen Euch Hydrolate dieser Art an?

Oder habt jemand von Euch bereits ein Rosenwasser selbst zu Hause hergestellt? Erzählt bitte!

Liebe Grüße

Eure Pia

Lest bitte auch den Beitrag zu Clean Beauty – ein neuer Trend, der nicht unbedingt gut für die Haut ist.


Quelle 1: Ulusoy/Tinaz/Canbay (2009): Tocopherol, Carotene, Phenolic Contents and Antibacterial Properties of Rose Essential Oil, Hydrosol and Absolute, in: Current Microbiology, 59(5):554-8

Quelle 2: LEBENSMITTELCHEMISCHE GESELLSCHAFT – Fachgruppe in der GESELLSCHAFT DEUTSCHER CHEMIKER – Arbeitsgruppe Kosmetische Mittel, (2010): in: Lebensmittelchemie 64, 50

Quelle 3: Varvaresou/Papageorgiou (et al.) (2009): Self-preserving cosmetics, in: International Journal of Cosmetic Science, 31, 163-173

Quelle 4: Tobyn/Denham/Whitelegg (2011): The Western Herbal Tradition: Chapter 25: Rosa damascene, damask rose, 253-270

Quelle 5: Boskabady/Shafei et al. (2011): Pharmacological Effects of Rosa Damascena, in: Iranian journal of basic medical sciences, Jul-Aug; 14(4): 295–307

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Marcella

Hallo Zusammen,
ich habe 2-3 mal unterschiedliches Rosenwasser ausprobiert. Und ich bin anscheinend das tolle Beispiel, dass es eben nichts für jeden ist.
Egal in welchem Produkt auch nur ein Hauch von Rosenwasser als Inhaltsstoff aufgelistet ist, reagiert meine Haut wie ein Vulcan.. Sie wird zum einen Feuerrot und ich spüre ein sehr unangenehmes kribbeln, am Tag danach entwickeln sich lauter Pusteln. Die Haut fühlt sich furchtbar an und ich würde sie sinnbildlich gesehen gerne abziehen wollen.

Ich habe eine sehr empfindliche Haut, die durch Trockenheit gerne das ein oder andere Püstelchen entstehen lässt. Mein erster Gedanke war nun einmal „Rosenwasser – ach da schau ich, dass ich etwas natürliches bekomm. Das wird mir und meiner Haut gut tun.“ – Da lag ich wohl falsch.

Also meine Meinung gleicht sich eigentlich mit deiner. –> AUFPASSEN! Es ist definitiv nichts für jeden geeignet.

Liebe Grüße, Marcella

Tina

Hallöchen, bin grad irritiert… gibt es von Rosense 2 verschiedene Sorten Rosenwasser? Vorher war doch alles so natürlich ohne Zusätze und auf der heutigen Flasche steht hinten und oben ganz klein, dass Citronellor, Linalool und Geraniol drin ist. Sorry, aber kann im Internet keine vernünftige Auskunft finden. Hab ich das falsche Produkt oder hatten die früher einfach die Zusatzstoffe verschwiegen? Liebe Grüße, Tina

MDS

Hallo liebe Pia!
Ich antworte erst jetzt, weil ich keine Benachrichtigung über deine Antwort erhalten habe – evtl. hast du das so eingestellt, oder es ist etwas schief gelaufen, direkt auf „reply“ unter deine Antwort konnte ich auch nicht gehen… nur als Info!
Ich nutze ein reines Rosenhydrolat von Classic Ayurveda, das super günstig ist und eigentlich für den Gebrauch in der Küche bestimmt – ich halte es im Kühlschrank und fülle mir immer nur eine sehr kleine Menge fürs Bad ab – das ist natürlich umständlich, aber ich teile das Fläschchen gut auf und nutze es eben auch für andere Dinge, so dass ich es auch schnell aufbrauche – bin gespannt auf deine Meinung und würde wirklich gerne Meinungen zur Neutralisierung des ph-Werts hören – ist das belegt? Hat jemand einen Selbsttest mit entsprechenden Streifen gemacht? Gibt es andere Produkte, die ihr empfehlt, um den ph-Wert der Haut zu neutralisieren? Lieben Dank für den Austausch!

MDS

Hm, bis auf mögliche Allergien (gilt es natürlich zu testen) und der falschen Schichtung, kann ich keine Argumente gegen Rosenwasser erkennen? Außer natürlich, dass man genau sehen muss, was drin ist wie bei allen Produkten… Ich nutze es persönlich sehr gerne als Destillat als erste Schicht nach der Reinigung – mein persönliches Empfinden ist sehr positiv – meine Haut fühlt sich ausgeglichen und befeuchtet an, kein Spannen, weniger Rötungen – kann natürlich auch an den weiteren Schichten liegen, aber ich habe es auch eine Zeit lang ausgesetzt und es hat mir in Bezug auf die oben genannten Punkte gefehlt. Ich bin keine Dermatologin, kenne nur diese Studie zum Vorteil von „mist“:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/srt.12178
was sagst du dazu? Außerdem gibt es die Meinung, Rosenwasser neutralisiere den ph-Wert der Haut – was sagst du dazu bzw. kennst du Studien dazu? Aus meiner persönlichen Empfindung kann ich es gut nachvollziehen: Grundsätzlich gerät meine Haut leicht aus der Balance (Rötungen, sonstige Störungen) und mit Rosenwasser ist sie nach Selbsttests stabiler. Ich bin gespannt auf deine Meinung/Kommentare!

Helena

Auch hier kann ich warum auch immer leider nicht direkt auf deinen Kommentar antworten.

Ich habe überhaupt keine Probleme mit Konservierungsstoffen und vermeide sie auch nicht wirklich (einige schon wie zum Beispiel Chlorphenesin, aber das wird ja nicht so oft benutzt wie andere). Vor allen Dingen bei Phenoxyethanol weiß ich, dass es in der erlaubten Konzentration ein vergleichsweise milder Konservierungsstoff ist. Habe aber auch gelesen, dass wenn man mehrere Produkte nacheinander mit Phenoxyethanol benutzt, diese 1%-Grenze überschritten werden kann, und mehrere Produkte zu layern wird ja immer beliebter, weswegen es leider nicht ganz ohne Warnhinweise auskommt.

Ich persönlich benutze eine Mischung aus konventioneller Kosmetik und alkoholfreier Naturkosmetik. Als Konservierungsmittel benutzen sie stattdessen Sodium Benzoate, Ethylhexylglycerin, Sodium Anisate, Sodium Levulinate und manchmal Phenethyl Alcohol (unter 1%). Sie benutzen luftdichte Pumpspender aus Violettglas. Eigentlich machen sie alles richtig, nur leider benutzen sie auch ätherische Öle, aber ich verzeihe es ihnen, weil der Rest der INCI Liste so toll ist und sie die konservierende Verstärkung gut brauchen können.

Es gibt sehr viele Inhaltsstoffe, die mit Vor- und Nachteilen kommen und es ist schier unmöglich sie alle immer zu vermeiden. Den Preis müssen einige natürlich auch im Auge behalten. Ich kümmere mich gerne um meine Haut, habe aber kein Interesse daran regelmäßig pro Produkt 40 bis 60 Euro (oder mehr) für 10 bis 30 ml auszugeben.

Btw, vielen Dank für die Antwort. Bin sehr froh, dass ich deinen Blog gefunden habe. Ich recherchiere sehr viel selbst, bin aber natürlich kein Experte, deswegen finde ich es gut einen Ort im Internet zu haben, wo ich Fragen stellen und man sich gedanklich austauschen kann. 🙂

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