Phototoxische Duftstoffe in Hautpflege – Übersicht
Dass Duftstoffe in Hautpflege sowohl eine allergische Kontaktdermatitis als auch eine Photo-Kontaktdermatitis (Photoallergie) verursachen können, haben wir bereits erwähnt. Der Entstehungsmechanismus einer Photo-Kontaktdermatitis ist dem einer allergischen Kontaktdermatitis ähnlich.
Während aber für die Auslösung einer allergischen Kontaktdermatitis allein das Allergen verantwortlich ist, muss der allergene Auslöser im Falle einer Photoallergie mit UV-Strahlen (in der Regel UVA – 320 bis 400 nm) in Kontakt treten. (Mehr dazu findet Ihr hier und hier .) Eine Photosensibilität der Haut bedeutet eine Empfindlichkeit gegen UV-Licht.
Diese kann durch eine Verwendung von Reizstoffen in Pflege verursacht werden, etwa einigen Bestandteilen von ätherischen Ölen oder Pflanzenextrakten. Eine Photosensibilität kann sich als Photo-Kontaktdermatitis bzw. Photoallergie oder – viel häufiger – Phototoxizität äußern (s. das untere Bild). Das heutige Thema sind phototoxische Duftstoffe in Pflege.
Phototoxische Duftstoffe
“Die toxisch-irritative Kontaktdermatitis ist eine entzündliche Hautkrankheit, die durch Kontakt der Epidermis mit toxisch oder irritativ wirkenden Substanzen hervorgerufen wird.” (Quelle 1, S. 98)
Phototoxische Reaktion kann bereits nach dem ersten Kontakt der allergenen Substanz mit UVA-Strahlen auftreten (da sie nicht immunologisch bedingt ist). Die Reaktion ist auf die Hautareale beschränkt, die UVA-Strahlen ausgesetzt wurden.
Als phototoxisch gelten insb. ätherische Öle reich an Furanocoumarine (bzw. Furocoumarine). Wenn UVA-Strahlen ausgesetzt, wird die Haut dann sichtbar irritiert, gerötet oder bekommt einen Sonnenbrand-ähnlichen Ausschlag. Außer der sichtbaren Schäden, können Furanocoumarine ernsthafte Schäden in den Hautzellen verursachen (DNA-Schäden). (Quelle 2, S. 195) Je höher konzentriert Furanocoumarine in einem Präparat sind und je länger die UVA-Exposition ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer phototoxischen Hautreaktion. Bereits eine so geringe Konzentration von Furanocoumarinen wie unter 0,03% kann zu Phototoxizität führen! (Essential Oil Safety, S.85)
Phototoxische Duftstoffe in ätherischen Öle und Pflanzen
- Arznei-Engelwurz – angelica archangelic – angelica root oil
- Limettenöl – citrus aurantifolia – lime oil
- Bitterorange/Orangenöl – citrus aurantium – bitter orange oil
- Bergamottöl – citrus bergamia – bergamot oil
- Zitrone – citrus limon – lemon
- Zitrusöl – citrus medica limonum – lemon oil
- Grapefruitöl – citrus paradisi – grapefruit oil
- Mandarinenöl – citrus reticulate – petitgrain mandarin oil
- Kreuzkummelöl – cuminum cyminum – cumin oil
- Feigenblatt – ficus carica
- Verbenaöl – lippia citriodora – verbena oil
- Weinraute – ruta graveolens – rue oil
- Johanniskraut – hypericum perforatum – St. John’s Wort
- Tagetesöl – tagetes minuta
(Quelle 2, S. 196 u. Quelle 3, S. 58)
Sweet orange oil (Süßorange) wird zu phototoxischen Ölen nicht gezählt. Dennoch: Sauere Formulierungen mit sweet orange oil plus UV Licht ist ebenfalls ungünstig, da es schnell zur Bildung von freien Radikalen kommen kann s. Essential Oil Safety S. 12). Lemon leaf oil und Orange leaf oil sowie Mandarin oil (im Gegensatz zu mandarin leaf oil) sollten laut Autoren von Essential Oil Safety (S. 87) nicht phototoxisch wirken.
Dass Herstelle photoallergische und phototoxische Duftstoffe in ihre Pflegepräparate reinpacken, überrascht und erschreckt zugleich.
Phototoxische Duftstoffe – Wie reduziere ich das Risiko einer Phototoxizität?
- Verwende keine Produkte, die phototoxische Duftstoffe enthalten.
- Ein Sonnenschutz mit einem guten UVA Schutz hilft, das Risiko einer Phototoxizität zu reduzieren. Da kein Sonnenschutzpräparat zu 100% vor UV-Strahlen schützt, ist das allerdings keine Garantie!
- Furanocoumarine können aus ätherischen Ölen mithilfe von Destillierung entfernt werden (hier findet Ihr beim Interesse eine patentierte Methode dafür). Wähle also Produkte, die mit „furocoumarin free“ bzw. „fcf“ oder „distilled“ = destilliert) gekennzeichnet sind!
- Je heller die Haut, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer phototoxischen Reaktion. Produkte mit dubiosen Substanzen sollten somit insbesondere von hellen Hauttypen vermieden werden!
- Sind mehrere phototoxische Öle bzw. Extrakte in einem Produkt enthalten, wächst das Risiko proportional. Wenn also die Konzentration von jeweils einer Substanz bei 0,4% liegt und zwei davon enthalten sind, sollte jede Substanz bis zu max. 0,2% enthalten sein. (Ob dies der Fall ist, muss jedoch der Hersteller konsultiert werden!)
- 12 Stunden nach dem Auftrag von Produkten mit phototoxischen Duftstoffen wird die Wahrscheinlichkeit einer Phototoxizität stark reduziert. Wenn Du auf Pflegeprodukte mit potenziell phototoxischen Substanzen nicht verzichten möchtest, verwende sie ausschließlich abends!
Das würde bedeuten, dass insbesondere Sonnenschutzpräparate mit photosensibilisierenden Substanzen ein No-Go sind!
Liebe Grüße
Pia
Quellen
Quelle 1: W. Weyers: „Entzündliche Dermatosen mit Spongiose“ (2003): in: Helmut Kerl,Claus Garbe,Lorenzo Cerroni,Helmut Wolff (2003): Histopathologie der Haut, Berlin , darin: Kapitel 7.
Quelle 2: Michele Navarra/Marco Miroddi/Gioacchino Calapai (2015): „Phototoxicity of Essential Oils“ (Kapitel 9), in: Giacinto Bagetta/Marco Cosentino/Tsukasa Sakurada: „Aromatherapy: Basic Mechanisms and Evidence Based Clinical Use„, CRC Press
Quelle 3: Janetta Bensouilah,/Philippa Buck (2006): „Aromadermatology: Aromatherapy in the Treatment and Care of Common Skin Conditions“, Oxon
Duftstoffe in Hautpflege – Blogreihe / Übersicht
- Einführung – Erinnerung an einige Fakten, die wir in den oben erwähnten Beiträgen bereits zusammengefasst haben
- Duftstoffe und Kontaktdermatitis
- Duftstoffe und Photoallergie
- Duftstoffe und Phototoxizität (heute)
- Duftstoffe und Oxidation
- Duftstoffe und Hautbarriere
- Abschluß: Liste von allergenen und phototoxischen Duftstoffen
Liebe Pia, ich befasse mich auch schon länger mit Kosmetik-Inhaltsstoffen und lerne immer gerne wieder Neues. Deine Ausführunge zu den Duftstoffen finde ich klasse.
Was mich noch etwas nachdenklich stimmt: Kosmetische Produkte dürfen in der Europäischen Union nur dann in den Verkehr gebracht werden, wenn zuvor eine Sicherheitsbewertung durchgeführt wurde, die die sichere Verwendung der Produkte bestätigt.
Dr. Hauschka hat mir z.B. mal auf Nachfrage zum Thema enthaltene phototoxische Stoffe versichert: “ Dr. Hauschka Produkte enthalten keine Substanzen, die in den verwendeten Konzentrationen bei rein äußerlicher Anwendung photosensibilisierend oder phototoxisch wirken könnten, d.h. unter Sonneneinstrahlung zu Hautreaktionen führen können.“
Was denkst du darüber?
Weißt Du wie das mit Lavendel aussieht? Ich habe da bisher widersprüchliche Aussagen gelesen; mal wird es als phototoxisch beschrieben, mal nicht.