Ist Selbstbräuner schädlich oder sicher?
Neulich haben wir über UV-Filter gesprochen bzw. diejenigen davon, die man in Sonnencremes lieber vermeiden sollte (→ bedenkliche UV-Schutzfilter).
Heute stellen wir uns dieselbe Frage in Bezug auf Selbstbräuner: Sind die Wirkstoffe, die in Selbstbräunungsmitteln eingesetzt werden, sicher oder schädlich für unsere Haut bzw. unsere Gesundheit?
Welche Substanzen bräunen die Haut in einem Selbstbräuner?
Schauen wir uns zunächst an, was in einem Selbstbräuner die Haut bräunt.
Der Haupt-Aktivstoff, welcher in den meisten Selbstbräunungsmitteln eingesetzt wird, ist Dihydroxyacetone (DHA). Darauf werden wir uns auch bei der Besprechung der Wirkung und Sicherheit von Selbstbräunern konzentrieren, weil es zu dieser Bräunungssubstanz die meiste Fachliteratur gibt.
Zwei andere Wirkstoffe, welche in Selbstbräunern (meist als Ko-Aktivstoffe) ebenfalls eingesetzt werden, sind: Erythrulose und Glyceraldehyde. Auf beide werden wir uns in diesem Beitrag an einigen Stellen ebenfalls beziehen. Die Forschung dazu ist jedoch so dürftig, dass allgemeine Aussagen zu deren Sicherheit nicht möglich sind.
Dabei ist die Wirkungsweise aller drei Wirkstoffe – DHA, Erythrulose und Glyceraldehyde – gleich: Alle gehören zu der Familie von Zuckermolekülen, die von Pflanzen stammen und welche mit Aminosäuren in der äußersten Hautschicht (stratum corneum | Hornschicht) in Reaktion kommen.
Aus dieser Reaktion werden braune Pigmente (sog. Melanoidine) gebildet.
Diese nicht enzymatische Bräunungsreaktion zwischen DHA bzw. Erythrulose oder Glyceraldehyde und Hautproteinen ist in Chemie als Maillard Reaktion bekannt (mehr dazu hier). Dies wollen wir uns merken, weil wir im Verlauf des Beitrags noch darauf zurück kommen.
Die bräunenden Wirkstoffe in Selbstbräunern sind somit durchaus „natürlich“. Daher werden sowohl DHA als auch Erythrulose (selten Glyceraldehyde) auch in naturkosmetischen Selbstbräunern eingesetzt. DHA wird darüber hinaus in Nahrungsmitteln verwendet (s. hier).
Gesundheitsrisiken aus der Verwendung von Selbstbräunern
Nachdem wir den Bräunungsmechanismus kurz skizziert haben, gehen wir nun zu der Frage über, welche (Gesundheits-)Risiken die Verwendung von Selbstbräunern überhaupt nach sich ziehen könnte? Kurz: Ist Selbstbräuner schädlich?
Und hier beginnt es bergauf. Denn wie zu den meisten kosmetischen Mitteln, ist auch die Fachliteratur zu der Substanz Dihydroxyacetone, ganz zu schweigen von Erythrulose und Glyceraldehyde, weder breit noch eindeutig.
Vier potenzielle Risiken lassen sich herauskristallisieren (ich beschränke mich im Folgenden aufgrund der mangelnden Datenlage zu den anderen Bräunungsmitteln auf Dihydroxyacetone | DHA):
1) Risiko aufgrund von Inhalation
2) Risiko aufgrund von Irritation bzw. Kontaktallergie
3) Risiko aus dem Eindringen in die lebendige Haut und hierdurch ins Blut
4) Risiko aus der Bildung von freien Radikalen bzw. AGEs
Inhalation von Selbstbräunern
Viele Forscher weisen darauf hin, dass das erhöhte Interesse an der Sicherheit von DHA aus der wachsenden Popularität von Bräunungsduschen resultiert (Quelle).
Mit der steigenden Anzahl von Spray-Tanning Kabinen und damit einhergehenden Studien wurde nämlich klar, dass das Einatmen von Selbstbräunungsprodukten nicht unbedingt vorteilhaft für unsere Lungen sein muss.
Eine neue, in 2019 veröffentlichte in vitro Studie warnt zwar davor, dass Inhalation von DHA zu toxischen Effekten führen kann (Quelle). Die Hauptstimme der Forschung lautet jedoch derzeit immer noch, dass die Wirkung von eingeatmeten Selbstbräunungsmitteln in geschlossenen Räumen ungewiss bzw. unklar ist. Weitere Studienergebnisse müssen abgewartet werden.
DHA, Irritation bzw. Kontaktallergie
Zu Kontaktallergien aufgrund der Verwendung von Selbstbräunern bzw. spezifisch: des Wirkstoffes DHA, sagt die Fachliteratur nicht viel. Kontaktallergie wurde bei Tieren festgestellt, deren Haut täglich mit DHA behandelt wurde. Eine kontaktallergische Reaktion bei Menschen kommt hingegen selten vor (hier hier und hier).
Zusammenfassend kann man zwar eine Kontaktallergien nach der Verwendung von DHA, wie bei den meisten Wirkstoffen, nicht ausschließen. Als bekannter Hautallergen gilt Dihydroxyacetone derzeit allerdings nicht.
Eindringen von DHA in die lebendige Haut
Ob bzw. unter welchen Umständen Dihydroxyacetone ins Blut gelangen kann, ist ebenfalls noch nicht klar.
Das Problem liegt zum einen darin, dass bei den bislang durchgeführten Experimenten selten die menschliche Haut, sondern meist die Schweine- oder Maushaut einem Test unterzogen werden.
Zum anderen handelt es sich dabei um in vitro Experimente (im Labor an Hautausschnitten) und selten um in vivo Tests (an lebendigen Tieren).
Zum dritten werden bei den durchgeführten Tests unterschiedliche Mengen an Dihydroxyacetone eingesetzt und die Haut wird unterschiedlich lange mit einer DHA-Lösung behandelt. In einigen Studien lag die Schweinehaut in einer Lösung mit hoch konzentriertem Dihydroxyacetone stundenlang. Das Ergebnis kann auf das Verhalten von geringer konzentriertem DHA auf einer menschlichen Haut nicht übertragen werden.
Solche Schwierigkeiten bei der Auswertung der Studienergebnisse sollte man im Hinterkopf behalten.
DHA in der Dermis?
Dann gibt es aber auch den Grundtenor unter den Forschern, dass der Bräunungs-Wirkstoff DHA nur unter besonderen Umständen in die mittlere Hautschicht (Dermis) gelangen kann:
- wenn die Haut verletzt ist
- wenn Selbstbräuner auf Schleimhäute aufgetragen werden (Quellen hier und hier).
Im März 2020 wurde von dem Wissenschaftlichen Ausschuss „Verbrauchersicherheit“ der EU (Scientific Committee on Consumer Safety, SCCS) eine Zusammenfassung der Wirkung von DHA publiziert. Dabei haben sich die Wissenschaftler besonders die Wirkung von DHA auf Haare bzw. Kopfhaut angeschaut. Das Fazit lautete, dass keine relevante Absorptionsrate gemessen werden konnte (hier).
Fazit: Ob und inwieweit Dihydroxyacetone in die lebendige Hautschicht (Dermis) gelangen kann, wird somit je nach Studiendesign unterschiedlich beantwortet. Diese Differenzen hängen hoch wahrscheinlich mit den oben erwähnten, unvergleichbaren Testmethoden (DHA-Konzentration, Hautmaterial, Länge und Wiederholungen des DHA-Auftrags, etc. zusammen).
Viele Forscher konnten einen Effekt von DHA nur in der äußersten Hornschicht nachweisen. Andere Studienergebnisse zeigten hingegen, dass DHA in die tiefere Hautschicht und von da ins Blut gelangt ist.
Die erlaubte Konzentration von DHA
In Bezug auf systemische Effekte aus der Verwendung von Selbstbräunern ist die Haltung der EU seit Jahren gleich: In Selbstbräunern, die topisch auf der Haut verwendet werden, kann die DHA-Konzentration bis zu 10% betragen. In Haarprodukten liegt die Höchstkonzentration von DHA bei 6,5%.
Die US-amerikanische FDA betrachtet DHA hingegen als Farbstoff und setzt dafür keine Obergrenze fest (hier und hier).
DHA und Zellentod
Jetzt stellt Ihr euch bestimmt die folgende Frage: Falls theoretisch die Möglichkeit besteht, dass der Selbstbräuner-Wirkstoff DHA in der lebendige Haut zu finden ist, was bedeutet das konkret für uns?
Welche Konsequenzen hätte eine nachgewiesene Präsenz von DHA in menschlichem Blut für unsere Gesundheit? Können daraus Schaden entstehen?
Eine Konsequenz aus dem Durchdringen von DHA in die lebendige Haut kann zum Beispiel der Zellentod sein.
Dies haben inzwischen zwei Studien nachgewiesen (von 2004 hier und von 2017 hier). In beiden Studien wurden kleine Ausschnitte menschlicher Zellen in Lösungen mit DHA stunden- bzw. tagelang aufbewahrt. Gezeigt wurde dabei, dass DHA sowohl die Bildung von freien Radikalen als auch einen Zellentod verursachen kann.
Dabei verweisen allerdings selbst die Studienautoren darauf, dass eine in vitro Messung mit einer höheren Konzentration von DHA ein anderes Ergebnis nach sich zieht als die Verwendung von Selbstbräunern in einer „realen“ Umgebung.
DHA und Bildung von freien Radikalen
Die vierte und letzte Wirkung von DHA auf der Haut ist die Bildung von freien Radikalen und AGEs.
Dass DHA zur einer vermehrten Bildung von freien Radikalen in der Haut führt, ist gelegentlich „im Internet“ zu lesen. Ist da was dran und unter welchen Bedingungen findet dieser Prozess statt?
Sonne aus der Tube versus „echte“ Sonnenstrahlen
Die meist zitierte Quelle dieser Annahme ist eine Studie von 2008. Gemessen wurde darin jedoch ausschließlich der Anstieg von freien Radikalen nach dem Auftrag von Selbstbräunern während einer Sonnenexposition.
Das Schweineohr wurde mit drei Präparaten mit jeweils DHA, Erythrulose und liposomalem DHA behandelt und UV-Strahlen ausgesetzt. Die Menge an freien Radikalen wurde ex vivo anhand von Elektronenspinresonanz (Electron Spin Resonance | ESR | Spectroscopy) gemessen. Der höchste Anstieg an freien Radikalen in der Schweinehaut wurde nach dem Auftrag von DHA, der zweit höchste nach dem Auftrag von liposomalem DHA und der dritt stärkste nach dem Auftrag von Erythrulose verzeichnet.
Dabei zeigte sich, dass die Konzentration der Bräunungswirkstoffe durchaus einen Einfluss auf die anschließend produzierte Menge an freien Radikalen hat: Je höher die Konzentration von DHA oder Erythrulose, desto mehr freie Radikale produziert wurden. Die Studienautoren empfehlen, die Zeit in der Sonne zu verkürzen, solle ein Selbstbräuner zuvor verwendet worden sein. Sonst droht eine Beschleunigung des Alterungsprozesses (Quelle) (Fulltext)Wichtige Anmerkung: Die mit 5%, 10% und 20% DHA und Erythrulose behandelte Schweinehaut wurde der Sonne ohne jeglichen Sonnenschutz ausgesetzt. Wäre ein Sonnenschutzmittel zuvor appliziert worden, wäre die Menge an freien Radikalen maßgeblich reduziert worden? Inwiefern? Das wissen wir leider nicht (mehr dazu unten).
Selbstbräuner ohne Sonnenexposition | AGEs
Die oben besprochene Studie aus dem Jahr 2008 wird, wie erwähnt, als die Quelle angegeben, wenn es um den Zusammenhang zwischen Selbstbräunern und freien Radikalen gibt. Dabei wurde dieser Zusammenhang nur mit Einbeziehung von UV-Strahlen gemessen.
Werden freie Radikale ebenfalls vermehrt produziert, wenn keine Sonnenexposition im Anschluß auf den Auftrag eines Selbstbräuners stattfindet?
Hier ist die Antwort nicht eindeutig. Oben haben wir den Maillard Prozess erwähnt, in welchem, vereinfacht gesagt, Zucker und unseren Hautproteinen in Reaktion kommt und daraus Ketoamine (sog. Amadori-Produkte) entstehen. Es ist bekannt, dass Amadori-Produkte freie Radikale erzeugen.
Auf der anderen Seite konnte zum Beispiel ein Experiment an einer Schweinehaut aus dem Jahr 2015 keine Bildung von freien Radikalen nachweisen. Was die Autoren allerdings für wahrscheinlich hielten (ohne es nachgewiesen zu haben), war die Verbindung zwischen DHA und der Bildung von AGEs (Quelle).
Was sind AGEs?
AGEs bedeutet Advanced Glycation End Products, entstehen durch dieselbe nicht-enzymatische Reaktion von Proteinen mit reduzierenden Zuckern – also: die Maillard-Reaktion.
Die Forschung zu AGEs wurde in den letzten Jahren sehr intensiv betrieben. Einige Studien haben dabei auch den Einfluss von AGEs auf die Haut untersucht (hier). Dieser sollte dabei sowohl die Epidermis (Keratinozyten) als auch die Dermis betreffen. Hierbei wird insbesondere von Verlust an Elastizität berichtet, da AGEs die Kohärenz von Fibroblasten angreifen, die für die Hautelastizität zuständig sind (hier, hier und auf Deutsch hier).
Da aber AGEs in der Haut eben durch die Bildung von freien Radikalen zustande kommen (Quelle), wäre der Kreis wieder geschlossen: Selbstbräuner produzieren AGEs ( = Elastin- und Kollagenverlust) sowie freie Radikale – auch ohne Beteiligung von UV-Strahlen.
Die wichtige Frage in diesem Kontext lautet allerdings, wie groß der Ausmaß an freien Radikalen ausfällt, welche von DHA produziert werden?
Eine Arbeit aus dem Jahr 2015 berechnete, dass eine Haut nach der Behandlung mit einer 3%-DHA Konzentration lediglich 0.05% mehr freie Radikale produzieren würde als eine Haut, die mit keinem Selbstbräuner behandelt wurde. Mehr noch: Nach 20 Minuten würde der Anstieg auf die ursprüngliche Menge zurück gehen (Quelle).
Das klingt nach einer Menge, die man eventuelle annehmen könnte. Dennoch ist die Forschungslage hierzu nicht eindeutig und weitere Arbeiten sind abzuwarten.
Ist Selbstbräuner schädlich? Forschungsstand zusammengefasst
Eine Inhalation von Selbstbräunungsmitteln sollte vermieden werden – dazu gehören sowohl Bräunungsduschen als auch Selbstbräuner in Sprühflaschen (Sprays), die man zu Hause verwenden kann DHA gilt nicht als relevanter Kontaktallergen DHA und Erythrulose produzieren in der Haut (im Zuge der sog. Maillard-Reakion) freie Radikale und AGEs Der Anstieg an freien Radikalen ist nach der Sonnenexposition viel (?) größer Die Menge an freien Radikalen wächst proportional zu der Konzentration von DHA bzw. Erythrulose → Je geringer die Konzentration von DHA bzw. Erythrulose, desto geringer die Menge an freien Radikalen Ob ein Zellentod nach der Behandlung mit üblichen Konzentrationen von Selbstbräunungsmitteln stattfindet, ist noch nicht abschließend geklärt Bräunungsmittel können nur dann in die tiefere Hautschicht (Dermis) gelangen, wenn sie auf verletzte Haut aufgetragen werden bzw. durch Schleimhaut aufgenommen werden. Die Absorptionsraten scheinen jedoch gering zu seinSelbstbräuner Mythen
Selbstbräuner bietet automatisch einen Sonnenschutz
Der eine Mythos geht davon aus, dass eine mit Selbstbräunern gebräunte Haut zugleich eine UV-Schutzwirkung aufweist.
Zwar kamen einige Studienergebnisse tatsächlich dazu, dass Selbstbräunungsmittel eine (geringe) UV-Schutzaktivität zeigen. Diese wurde allerdings zum einen widerlegt. Zum anderen wäre die Wirkung ohnehin nicht ausreichend, um von einem ernsthaften Schutz vor UV-Strahlen ausgehen zu können (hier und hier).
Selbstbräuner produziert Formaldehyde
Der zweite Mythos scheint inzwischen recht etabliert zu sein. Demnach sollen Selbstbräuner eine übermäßige Menge an Formaldehyd produzieren.
Dieses Risiko ist nur dann erhöht, wenn ein Selbstbräuner über seine Mindesthaltbarkeit hinaus verwendet wird. Doch selbst nach dem Ablaufdatum ist die Menge an Formaldehyd extrem gering und wird nicht als gesundheitsschädlich eingestuft (hier SCCS) und hier).
Ist Selbstbräuner schädlich oder sicher? Mein Fazit
In einer Übersicht der bislang erschienenen Fachliteratur mit in vivo und in vitro Studien zu dem bräunenden Wirkstoff DHA (bis 2017) kamen die Autoren zu zwei Ergebnissen:
- Erstens sind klinische Studien dazu nicht besonders zahlreich und zeichnen sich durch eine geringe Sample-Größe aus
- Zweitens wird in der bisherigen Forschung generell ein gutes Sicherheitsprofil von Selbstbräunern gezeigt (hier).
Weitere Aufsätze aus den Jahren 2017 und 2018 weisen wiederum auf zwei Zusammenhänge hin:
- Zum einen sollte sich die Reaktion von DHA mit Hautproteinen auf die oberste Hautschicht (Maillard-Reaktion) beschränken
- Zum anderen fanden Studien zu Absorptionsraten keine signifikante Aufnahme von DHA in die Haut, sofern Selbstbräuner topisch auf die Haut aufgetragen werden (hier und hier).
Das Problem beginnt erst dann, wenn DHA auf eine verletzte Haut oder durch Inhalation systemisch aufgenommen wird.
Selbstbräuner – best practices |
|
JA |
NEIN |
Geringere Konzentration an Bräunungswirkstoffen und reduzierte Anwendungsfrequenz | Höchste Konzentration an Bräunungswirkstoffen und tägliche Anwendung |
Auftrag 24h vor der Sonnenexposition | Direkter Auftrag vor der Sonnenexposition |
Cremes, Mousses und Lotions | Sprays
Bräunungsduschen | Spray Tanning |
Woher weiß man, ob die Konzentration of DHA hoch oder niedrig ist, fragt Ihr? Diese wird ja auf der Verpackung nicht ausgelobt. Hier kann man sich anhand von anderen Inhaltsstoffen orientieren, die vor bzw. nach DHA aufgelistet sind – vorausgesetzt, man kennt deren „übliche“ Einsatzkonzentrationen bzw. die maximal zugelassenen Konzentrationen (die INCI-Liste enthält alle Inhaltsstoffe in einer absteigenden Menge bis auf 1% (Substanzen unter 1% müssten nicht absteigend aufgelistet werden).
Eine andere Möglichkeit wäre, die DHA-Konzentration aus der Beschreibung des Produktes zu erahnen – handelt es sich um eine schrittweise Bräunung (Gradual Tan), ist die Menge an DHA bzw. Erythrulose eher im niedrigen Bereich angesiedelt. Bei schnell bräunenden Express Tanning Produkten, wäre hingegen von der höchsten Menge auszugehen.
Das ist jedoch leider ein Idealmodel (oder mit anderen Worten eine Vereinfachung), denn die gesamte Formulierung, und insbesondere die darin enthaltenen Penetrationsverstärker, können auch bei relativ niedrigen Mengen an Bräunungswirkstoffen eine stärkere Wirkung verursachen.
Ist Selbstbräuner schädlicher als Solarium?
Oder: Ist Selbstbräuner weniger schädlich als Sonne?
Einen direkten Vergleich zwischen der Menge an freien Radikalen, die durch UV-Strahlen (auch in Solarien) gebildet werden, und der Menge an freien Radikalen aus der Verwendung von Selbstbräunern gibt es zwar meines Wissens nicht.
Ich gehe jedoch davon aus, dass UV-Strahlen unvergleichbar mehr Radikale produzieren als Selbstbräuner – und generell viel gefährlicher sind, da sie nicht nur zur vorzeitigen Hautalterung (Photoaging), sondern in erster Linie zum Hautkrebs führen können!
Aus der Übersicht der Fachliteratur zur Wirkung von topisch aufgetragenen Selbstbräunern fand ich keine Warnung vor der Anwendung von Selbstbräunungsmitteln auf die Haut.
Gewarnt wird vor Selbstbräunern nur im Kontext von Tanning Sprays und der Verwendung auf Schleimhaut bzw. auf eine verletzte Haut (Quelle).
Von daher wäre das Dilemma: Sonne (bzw. Solarium) oder Selbstbräuner klar zu Gunsten der Sonne aus der Tube gelöst.
Im Folgenden muss jeder für sich entscheiden, ob eine regelmäßige Verwendung von Selbstbräunern eine Notwendigkeit darstellt.
Ich selbst verwende Clarins Selbstbräuner Tropfen ca 1x/Woche und hauptsächlich im Sommer ( hier Review zum Selbstbräunerkonzentrat von Clarins). In den kälteren Monaten nur gelegentlich. In sehr warmer Zeit verwende ich auch gerne ca. 2x/Monat eine Selbstbräuner-Mousse. Sonst halte ich von Selbstbräunern Abstand.
Einen Selbstbräuner-Spray, der eventuell in Augen, Nase oder Mund gelangen kann oder Spray-Kabinen finde ich aus den oben genannten Gründen grundsätzlich nicht empfehlenswert, da potenziell gesundheitsschädlich.
Doch wie das im Falle von bedenklichen UV-Filtern ist, so werden wir auch Selbstbräuner weiterhin im Auge behalten und schauen etwa in einem Jahr, was sich diesbezüglich in der Fachliteratur geändert hat.
Na, was denkt Ihr jetzt?
Eure Pia
Ich bin ein großer Freund von Selbstbräunern fürs Gesicht und mache mir ehrlicherweise auch wenig Sorgen um mögliche Nebenwirkungen – ich schätze mal es stresst mich mehr, wenn ich beim Blick in den Spiegel fahl und krank wirke, und Stress ist ja bekanntlich auch nicht gesund!
So kann man das auch sehen. Vielleicht geht’s mir sogar ähnlich… 🙂
Hallo Pia. Ich hab gehört, es gibt auch „Farben“ (etwas ähnliches was auch in Henna vorkommt) und die Haut vorübergehen braun zu färben. Davon habe ich gehört, in deiner Instagram-Interview, das aber leider nur 24 Stunden verfügbar war. Kannst du mir weiterhelfen, was es für Produkte da geben könnte?
Liebe Grüße Elisabeth
Hm, vielleicht war das Sally Hansen Airbrush Legs? Nein, Du meinst doch eine konkrete Substanz… Ich stehe leider auf dem Schlauch. Aber vielleicht komme ich noch darauf, was das sein konnte… :/
Liebe Pia,
ein großartiger Beitrag! Ich möchte mich diesen Sommer zum ersten Mal an Selbstbräuner wagen (auch inspiriert durch deine Beiträge). Die Frage nach dem potenziellen Schaden durch die enthaltenen Stoffe schwirrte und schwirrt dennoch in meinem Kopf rum. Dieser Beitrag kam also zur richtigen Zeit für mich 😉
Danke vielmals für deine Recherche und Arbeit!
Liebe Grüße
Katha
Liebe Katha, jetzt musst Du aber bitte noch ergänzen: Wirst Du denn den Versuch mit einem Selbstbräuner doch starten oder hat Dich der Beitrag davon abgehalten? 🙂
Ehrlich gesagt, ich habe noch nie Selbstbräuner verwendet. Nicht mal ausprobiert. Ich wüsste gar nicht, wozu? Ich bin extrem blass, störe mich aber schon lange nicht mehr daran. So bin ich eben!
LG Andrea
Liebe Andrea, ich finde es toll, dass Du Deine blasse Haut toll findest! Damit hast Du ja ein „Problem“ weniger… 🙂 Viele Grüße, Pia