Hautpflege für Babys und Kleinkinder – Basics

Gute Hautpflege für Kinder und Babys

Viele Eltern sind verunsichert, wie eine richtige Hautpflege für Babys und Kleinkinder aussehen soll. Daher möchte ich heute mit Euch ein paar Regel zur Hautpflege von einer unreifen oder sehr jungen Haut teilen.

Wie pflege ich richtig die Haut von Babys und Kleinkindern?

Unsere Haut erfüllt eine Reihe von wichtigen Funktionen. Sie reguliert zum Beispiel die Körpertemperatur, schützt uns vor unerwünschten Umwelteinflüssen inkl. Bakterien und Mikroorganismen sowie der UV-Strahlung, bewahrt die Hautfeuchtigkeit, etc. Die Haut besteht aus drei Schichten: 1) der am tiefsten liegenden Unterhaut (Subkutis), 2) der mittleren Dermis und 3) der obersten Epidermis. Der Schutz von Umwelteinflüssen und der Hautaustrocknung befindet sich dabei zum Großteil in der äußersten Schicht der Epidermis: dem sog. stratum corneum (= Hornschicht). Mehr zu Hautschichten und zur Rolle von stratum corneum könnt Ihr hier nachlesen.

Ältere Studien wiesen darauf hin, dass die Hautbarriere von Babys bereits in der 34. Schwangerschaftswoche vollkommen funktionsfähig ist. Demgemäß wäre diese Entwicklung noch im Mutterleib abgeschlossen. Heute wird allerdings davon ausgegangen, dass es noch mindestens zwölf Monate nach der Geburt dauert, bis die äußere Hautschicht ihre Funktion vollständig ausüben kann (Quelle 1, Quelle 2).

Zumindest bis zum 2. Lebensjahr haben Kinder weiterhin eine dünnere stratum corneum– Schicht und kleinere Korneozyte (tote Hornzellen auf der Hautoberfläche) (Quelle 3, S. 2).

Da einige Kinderpflegeprodukte erst ab dem 3. Lebensjahr empfohlen werden, würde ich also gerne daran festhalten, dass die Baby- und Kinderhaut bis zum 3. Lebensjahr besonders stark geschützt werden muss. Bewusst ausgewählte Pflegemittel und gut überlegtes Pflegeverhalten der Eltern sind deswegen nicht nur bei Neugeborenen, sondern auch bei Kleinkindern von großer Bedeutung.


Eigenschaften von Babyhaut

In funktionaler Hinsicht unterscheidet sich die Baby-Haut im Vergleich zu einer (gesunden) Erwachsenenhaut u.a. durch folgende Eigenschaften:

Dünne Hautbarriere

Erstens: Babyhaut zeichnet sich durch eine dünnere Hautbarriere aus. Das heißt: im Vergleich zur Erwachsenenhaut hat das stratum corneum weniger Schichten. Eine dünnere Barriere schützt wiederum in einem geringeren Umfang vor dem Eindringen von Bakterien und Mikroorganismen von außen. Zugleich ist sie auch anfällig für mechanische Verletzungen. Außerdem haben dadurch topisch applizierte Inhaltsstoffe einen kürzeren und einfacheren Weg, um in die Haut einzudringen.


Lockere Verbindung zwischen Hautschichten

Zweitens: Der Zusammenhalt zwischen Epidermis und Dermis ist in der Babyhaut lockerer als in Erwachsenenhaut (Quelle 4). (Diese Verbindungsstelle zwischen Epidermis und Dermis nennt man dermo-epidermale Junktionszone.) Neben vielen anderen wichtigen Funktionen, ist eine enge Verbindung zwischen den beiden Hautschichten essential für die Wundheilung. Auch stellt die dermo-epidermale Junktionszone eine Barriere für das Durchdringen von unerwünschten Molekülen von Epidermis hin zu Dermis dar. Eine undichte Barriere öffnet hingegen eine Hintertür für unwillkommene Substanzen, etwa Allergene, was zur Hautkrankheiten führen kann.


Erhöhter pH-Wert

Drittens: Direkt nach der Geburt hat die Haut einen erhöhten pH-Wert (das Fruchtwasser ist basisch, um pH 7.15). Laut vielen Messungen sinkt der pH-Wert bei Reifgeborenen bereits einige Tage danach. Allerdings wird in der Fachliteratur zugleich darauf hingewiesen, dass der Säuremantel Wochen, wenn nicht Monate, braucht, um normalisiert zu werden (Quelle 3, S. 1). Doch selbst bei einem schwach sauren pH-Wert verfügen Babys über eine – im Vergleich zu Erwachsenen – geringere Pufferkapazität. Das bedeutet, dass die Babyhaut bei pH-Veränderungen (zum Beispiel bei einer pH-Erhöhung nach der Anwendung von harschen Reinigungsmitteln) langsamer in den ursprünglichen Zustand zurückkehrt. Leidet das Kind unter Hautausschlägen bzw. unter krankheitsbedingt beschädigter Hautoberschicht, ist die Pufferkapazität noch geringer (Quelle 5). In diesem Beitrag habe ich ausführlich darüber berichtet, wie wichtig ein leicht sauer pH-Wert der Hautbarriere (um 5,5) für das optimale Funktionieren der Haut ist. Ein erhöhter pH-Wert beeinträchtigt nämlich den Zusammenhalt der Hautbarriere, erhöht das Risiko des hauteigenen Wasserverlustes und des Eindringens von Bakterien von aussen – erhöht also das Entzündungsrisiko.


Weniger Melanozyte

Viertens: Babyhaut wird mit einer geringeren Anzahl an Melanozyten in der Epidermis ausgestattet. Da Melanin als hauteigener Sonnenschutzfilter fungiert, weist eine Haut mit einer reduzierten Melanozytenzahl einen geringeren hauteigenen UV-Schutz auf. Dabei wissen wir heute, dass ein Sonnenbrand in der Kindheit das Entwicklungsrisiko eines malignen Melanoms (des „schwarzen Hautkrebs“) erhöht (Quelle 6).


Weniger Lipide

Fünftens: Weil die Aktivität von Talgdrüsen nach der Geburt noch gering ist, hat eine Babyhaut weniger epidermale Lipide. Da Lipide, neben proteinhaltigen Keratinozyten und Korneozyten, die Hautbarriere verdichten, hat eine reduzierte Lipidmenge eine durchlässigere Haut zur Folge (Quelle Nr. 7, S. 3). (Mehr zur Funktion von Lipiden in der Haut könnt Ihr hier nachlesen.)

Bei durchlässiger (sprich: löchriger) Haut wäre wiederum zweierlei zu erwarten:

    • Einerseits könnte man von einem erhöhten Verlust des hauteigenen Wassers ausgehen (sog. transepidermalen Wasserverlusts, TEWL). In diesem puncto gehen  Forschungsergebnisse jedoch auseinander: einige weisen auf einen erhöhten, andere auf einen niedrigeren und wieder andere auf einen ähnlich ausfallenden Wasserverlust in der Babyhaut wie im Falle einer gesunden Erwachsenenhaut. Eindeutig feuchtigkeitsarm ist eine Babyhaut daher nicht.
    • Andererseits würde eine durchlässige Epidermis auf eine erhöhte Aufnahme von Toxinen und Mikroorganismen aus der Umwelt hindeuten. Dies könnte wiederum zu Hautentzündungen führen.

Die Haut von Frühchen sind noch empfindlicher!

Übrigens: Bei Frühgeborenen und Babys mit einem niedrigen Gewicht ist die Hautbarriere noch viel stärker beeinträchtigt. Das stratum corneum von Frühchen ist sehr viel dünner als die von Reifgeborenen: anstatt von 15 Zellreihen, verfügen sie anfangs nur über eine! (Quelle 3, S. 2)

Zwar findet der Aufholprozess recht schnell statt: nach etwa drei Wochen sollten die Hautbarriere-Funktionen denen von reif geborenen Kindern gleichen. Trotzdem vergehen Wochen bis Monate, bis diese Entwicklung  abgeschlossen ist (Quelle 4).


Hautpflege für Babys und Kleinkinder: 10 Pflegeregel!

Die oben beschriebenen Hauteigenschaften von Neugeborenen und Kleinkindern geben Euch bereits ein paar Ideen dafür, wie die zarte Haut zu behandeln ist. Daraus ergeben sich einige Pflegeregel, die wir im Folgenden besprechen werden.


Hauptsache: Mild!

Wie oben erwähnt befindet sich die Hautbarriere fast vollständig im stratum corneum. Dabei macht die äußerste Hautschicht lediglich einen Bruchteil der Gesamtdicke der Haut aus und ist zugleich dauernd externen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Dementsprechend kann die Verwendung von harschen Chemikalien die noch schwache Barrierefunktion zusätzlich beeinträchtigen.

Daher lautet das Pflegegebot Nr. 1: Wähle Pflegeprodukte mit milden Inhaltsstoffen, deren Verwendung kein Irritationsrisiko für die zarte Babyhaut nach sich zieht.

→ Beachte dabei, dass Bezeichnungen wie: „dermatologisch getestet“, „extrem sensitiv“, „natürliche Duftstoffe“ oder „zertifizierte Naturkosmetik“ keine Garantie für milde Zusammensetzung von Pflegeprodukten darstellen.


Woher weiß man, welches Produkt mild zusammengesetzt ist?

Reizarme Hautpflege für Babys und Kleinkinder (inkl. Baby-Waschlappen bzw. Feuchttücher) enthält die folgenden Inhaltsstoffe nicht:

Reizstoffe zu vermeiden:
  • Alkohol denat. (Penetrationsverstärker, Konsistenzgeber, Konservierungsstoff) – Verbrennungs- und Irritationsgefahr
  • Propylenglycol (INCI: propylene glycol) (Penetrationsverstärker, Feuchthaltemittel) – Irritationsgefahr (insb. wenn höher als 5%, Quelle 1; bei Dermatitis-Patienten sogar ab 2%, Quelle 8)
  • Sodium Lauryl Sulfate (Tensid) – absolutes No-Go = bekannter Reizstoff
  • Sodium Laureth Sulfate, Ammonium Laureth Sulfate (Tenside) – Irritationsgefahr. Diese kann zwar durch die Beigabe von anderen, milderen Tensiden reduziert werden (mehr dazu findet Ihr in diesem Beitrag). Trotzdem gehören Sulfate zu den harschesten Tensiden in Pflegeprodukten und müssen daher nicht unbedingt in Babyprodukten enthalten sein.
  • Cocamidopropyl Betaine (Tensid) – gilt als deutlich weniger reizend als Sodium Lauryl Sulfate, dafür aber als stärker Allergen (Quelle Nr. 9, S. 479 und hier) – Gefahr von Kontaktdermatitis (zu Kontaktdermatitis könnt Ihr hier nachlesen). 
  • Methylisothiazolinone (Konservierungsstoff) – Gefahr von Kontaktdermatitis. Seit Juli 2015 ist die Kombination von Methylchloroisothiazolinone unMethylisothiazolinone in der Europäischen Union aus Produkten, die auf der Haut verbleiben, verboten. In abwaschbaren Pflegepräparaten können beide nicht mehr als 0.0015 % ausmachen (Quelle 10). Methylisothiazolinone wurde in 2013 von der Amerikanischen Gesellschaft für Kontaktdermatitis (American Contact Dermatitis Society) zum Kontaktallergen des Jahres gekürt (Quelle 11). Als besorgniserregend wird hierbei die Verwendung von Methylisothiazolinone insbesondere in Babyprodukten eingeschätzt (Quelle 12 und hier). 
  • Formaldehydabspalter: Quaternium-15, Diazolidinyl urea, DMDM hydantoin, Imidazolidinyl urea, Bronopol, Tris(hydroxymethyl)nitromethane (Konservierungsstoffe) – Gefahr von Kontaktdermatitis (Quelle 9, S. 472)
  • Parfüm – Gefahr von Kontaktdermatitis (hier)
  • Farbstoffe – Gefahr von Kontaktdermatitis
  • Ätherische Öle – Gefahr von Kontaktdermatitis (mehr zu allergenen Bestandteilen in Pflege findet Ihr hier)
  • Lanolin – Gefahr von Kontaktdermatitis (insb. in Menschen mit geschwächter Hautbarriere, inkl. Babys und Kleinkindern, Quelle 8 und hier)
  • Oxybenzone (INCI: benzophenone-3 / Sonnenschutzfilter) –  Gefahr von Kontaktdermatitis (Quellenübersicht 13)
  • Octinoxate (INCI: octyl methoxycinnamate bzw. ethylhexyl methoxycinnamate / Sonnenschutzfilter) – Gefahr von einer zu starken Hautpenetration, insb. bei geschädigter (bzw. unreifer) Hautbarriere (Quellenübersicht 14). (Liposomale Einkapselung kann die Penetrationstiefe zwar verringern (Quelle 15); dafür müsste man jedoch zunächst einmal wissen, wie die Formulierung des Sonnenschutzes in Detail aussieht.)
  • Octocrylene (Sonnenschutzfilter) – Gefahr von Kontaktallergie und Photoallergie. Neulich wird auf eine wachsende Anzahl von allergischen Reaktionen auf Octocrylene verwiesen (Quelle 16, Quelle 17).
  • Olivenöl – als Massageöl auf trockene Haut. Diese Studie von 2013, Quelle 18 kam zum Ergebnis, dass Olivenöl zur Beschädigung der Hautbarriere führen kann, während Sonnenblumenöl einen positiven Effekt auf die Kohärenz der epidermalen Lipide hat. Drei Jahre später kam eine Forschergruppe jedoch zu einem anderen Resultat: Beide Ölarten waren im gleichen Ausmaß feuchtigkeitsspendend, beide haben die Hautbarriere von Babys (konkreter: die Lipidstruktur) leicht verändert (Quelle 19). Das Problem mit Olivenöl ist dabei dessen Hauptbestandteil: Ölsäure (INCI: oleic acid). Ölsäure ist nämlich in der Lage, epidermale Lipide zu fluidizieren (verflüssigen), was wiederum das Eindringen von Aktivstoffen verstärken kann. In einer gesunden Haut ist diese vorübergehende Eröffnung von zusätzlichen Überlieferungskanälen in der Haut unproblematisch. Auf einer Babyhaut, die bereits über weniger Lipide verfügt, sollte man aber keine Penetrationsverstärker bzw. Lipidfluidizer verwenden! (mehr dazu s. Quelle 20)

Parabene und Nanopartikel in (nicht nur) Babyprodukten wird der kommende Beitrag behandeln.

Klick zum Vergrößern:Babypflege und Kinderpflege


Keine Seife!

Pflegetipp Nr. 2: Benutze keine Seifen! Diese haben in aller Regel einen basischen pH, was hauteigene Lipide zerstört und dadurch die Hautbarriere schwächt. (Nicht nur) In Hautpflege von Babys und Kleinkinder verwende Produkte mit einem leicht sauren pH-Wert (um 5,5). Sauer bedeutet gesund. (zur Relevanz von unserem hauteigenen Säuremantel gehts hier lang).


Kein Puder!

Pflegetipp Nr. 3: Puderpartikel auf Basis von Talk und Starch/Stärken sollten nicht eingeatmet werden!  Damit der Windelbereich trocken bleibt, ist ein regelmäßiger Windelwechsel – wie auch ein möglichst häufiger Verzicht drauf – am günstigsten. Für die Pflege des Windelbereichs eignet sich am besten eine auf Zink basierende Wundschutzcreme.


(Kurzes) Baden, kein Reiben!

Wann das erste Baden erfolgen sollte, ist in Fachbüchern nicht eindeutig definiert. Der allgemeine Tenor geht davon aus, dass dies erst dann der Fall sein darf, wenn die Temperatur des Neugeborenen stabilisiert ist. Das ist etwa 6 Stunden nach der Geburt.

Dabei sollte die Badedauer 5 Minuten (nach einigen Quellen 10 Minuten) nicht überschreiten. Zu einer sehr milden Reinigung verwendet bitte keine üblichen Handtücher, sondern äußerst milde Waschlappen, die möglichst wenig Mikropeeling verursachen (etwa waschies, hier).  

→ Da die Reste der Nabelschnur trocken gehalten werden sollen, vergesst nicht, nach dem Baden/der Reinigung diese Stelle immer gründlich abzutrocknen. Dieses Thema solltet Ihr aber unbedingt mit Eurer Hebamme und dem Kinderarzt besprechen.


Reinigungsmittel vs. reines Wasser

In 2016 wurden Empfehlungen aus dem Runden Tisch europäischer Experten für die Kinderhaut veröffentlicht (European Roundtable Meeting on Best Practice Healthy Infant Skin Care, Quelle 2). Das Treffen war durch Johnson & Johnson „unterstützt“. Dies könnte zur Vermutung führen, dass die Empfehlungen in puncto Popo-Reinigung mit Wasser versus mit frei verkäuflichen Reinigungsmitteln zu Gunsten der Letztgenannten ausfallen würde. Interessanterweise stellt das Abschlußpapier mit Verweis auf zahlreiche Quellen jedoch fest, dass die Überlegenheit einer Methode bislang nicht eindeutig bewiesen wurde.

Bei Frühchen sowie bei Babys mit einem Körpergewicht unter 1.000g sollte man zur Reinigung jedenfalls nur reines Wasser verwenden (Quelle 3, S. 2).

Persönlich finde ich es nicht verkehrt, die Babyhaut in den ersten Lebenswochen ebenfalls nur mit Wasser zu reinigen. Danach kann eine kleine Menge eines mild zusammengesetzten Reinigungsmittels benutzte werden. Ein Spritz vom (Bade)Öl ins Wasser hilf gut gegen die Hautaustrocknung.

Vorsicht: Die Badewanne kann danach rutschig werden!


Feuchtigkeitscreme?

Meine Kleine habe ich relativ selten (ca. 1x/Woche) und sehr kurz gebadet und sie anschließend nicht immer eingecremt. Stattdessen habe ich ihre Haut beobachtet und nur dann mit einer Feuchtigkeits-Okklusiven-Pflege nachgeholfen, wo trockene Stellen zum Vorschein kamen (auch selten). Gebadet hatte ich sie immer im Wasser mit einem Spritz von milden Reinigungsmitteln und ein paar Öltropfen (Vorsicht: Rutschgefahr!). Das war wahrscheinlich der Grund dafür, dass ihre Haut nie trocken war.

In der Literatur habe ich allerdings Aufsätze gefunden, die explizit auf Babys mit einer trockenen Haut oder (genetisch bedingter) Gefahr von atopischer Dermatitis (Neurodermitis) bezogen sind. In einer Studie wurden 124 Babys ab der 3. Lebenswoche sechs Monate lang beobachtet. Die Hälfte wurde täglich eingecremt, die andere Hälfte nicht. Das Ergebnis lautete, dass tägliche Pflege das Entwicklungsrisiko von atopischer Dermatitis um 50% senkt (zum Eincremen wurden verwendet: Sonnenblumenöl, Cetaphil und Aquaphor) (Quelle 21).

Eine andere Studie bestätigte diese Erkenntnis: Japanische Forscher ließen Säuglinge aus der Hochrisikogruppe für die Entwicklung atopischer Dermatitis täglich eincremen (mit Kontrollgruppe). Im Anschluß konnten in der Gruppe der eingecremten Babys statistisch signifikante Verbesserungen der stratum corneum-Hydratation gemessen werden. Das Ergebnis zeigte außerdem, dass durch eine tägliche Hautpflege mit Feuchtigkeitscremes in 30% der Fälle Ekzeme zurückgegangen sind (Quelle).

Eine Literaturübersicht von einigen klinischen Studien zur Hautpflege von Babys mit einem Risiko zur Entwicklung von Neurodermitis aus dem Jahr 2021 kam jedoch zum Ergebnis, dass die Anwendung von Feuchtigkeitspflege das Risiko nicht per se reduzieren wird.

In Anlehnung auf die Fachliteratur können wir somit nicht den Schluß ziehen, dass das Eincremen von Kindern mit geschwächter Hautbarriere bzw. aus einer Risikogruppe automatisch gute Resultate nach sich ziehen würde.

Es bleibt also dabei, dass wir selbst – idealerweise nach einer Konsultation mit dem Kinderarzt – entscheiden müssen, ob die Haut Eurer Kinder täglich eincremen werden soll.


Eincremen bei Frühchen

Dennoch habe ich auch einen Verweis darauf gefunden, dass die Anwendung von Feuchtigkeitspflege mit Lipiden auf die Haut von Frühchen umstritten ist. Einige Autoren zeigten, dass die Verwendung von topischen Salben das Risiko von Infektionen bei Frühgeborenen erhöhen kann. Prophylaktische Anwendung von Weichmachern bei Frühchen sollte demzufolge vermieden werden.

Auf der anderen Seite konnten 80 Forscher eine hoch signifikante Reduktion von nosokomialen Infektionen ohne Nebenwirkungen durch den topische Auftrag von Sonnenblumenöl feststellen. Demnach bewahrt das Sonnenblumenöl die Integrität von stratum corneum und erhöht die Hautfeuchtigkeit.

Dabei ist, wie oben erwähnt, das Sonnenblumenöl dem Olivenöl überlegen.

→ Bei Frühchen sollte man generell besonders vorsichtig sein und das Pflegeverhalten unbedingt mit dem Kinderarzt abstimmen. An dieser Stelle würde ich mich über Eure persönliche Erfahrung sehr freuen! Bitte teilt mit uns, wie Ihr mit Euren Babys und Kleinkindern in Sachen Eincremen vorgegangen seid!


Keine direkte Sonnenstrahlung!

Krabbelnde Babys am Spielplatz oder am Strand ohne Schutzkleidung und Kopfbedeckung sind einer ernsthaften Gefahr ausgesetzt. Keine Creme schützt zu 100% vor UVA- und UVB-Strahlen. Ferner lässt sich die ausgelobte Menge (2 mg/cm2) ohnehin selten auf ein Kind auftragen. Außerdem wird der Schutz durch Krabbeln und Planschen schnell abgetragen. Babys bis zum 1. Lebensjahr sollten unter keinen Umständen direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt werden. Ältere Kinder sollten vor UV-Strahlung möglichst geschützt werden. Braune Haut ist übrigens nicht gesund, sondern deutet auf das Gegenteil hin!

Beachtet dabei, dass auch Sand (am Meer & im Sandkasten) und Wasser die Sonnenstrahlen reflektieren und die Bestrahlung zusätzlich verstärken! Tipp: Besorgt für Eure Kinder UV-Kleidung und -Mützen!


Okklusion – nicht immer das Optimale!

In unserer Blogreihe zur Hautfeuchtigkeit haben wir gelernt, dass Okklusion die beste Methode zur Verhinderung vom Flüssigkeitsverlust aus der Haut darstellt. Da sich Babys und Kinder generell durch eine eher trockene Haut auszeichnen, könnte man annehmen, dass eine möglichst dichte Okklusion das A und O einer guten Pflege ist.

Dem ist aber nicht immer so. Ist die Kinderhaut trocken aber ansonsten gesund, kann eine okklusivere, fettigere Pflege angewendet werden. Leiden Babys/Kinder hingegen unter Neurodermitis oder Neugeborenenakne (acne neonatorum) bzw. Säuglingsakne / Kleinkinderakne (akne infantum), ist allzu starke Okklusion nicht angebracht. Vielmehr sollten in diesem Fall leichtere Pflegemittel appliziert werden. (Eine Liste von okklusiven Inhaltsstoffen findet Ihr hier.) Das führt uns zum weiteren Pflegegebot: Konsultiere möglichst viel mit dem Kinderarzt!


Kinderarzt fragen!

In diesem Post beziehe ich mich auf Hautpflege für Babys und Kleinkinder mit einer gesunden Haut bzw. Hautbarriere. Viele Säuglinge leiden allerdings unter Neurodermitis und diversen anderen Entzündungskrankheiten, wo frei verkäufliche Pflegepräparate unzureichend sein können. Ist Euch hinsichtlich der Haut Eurer Babys und Kinder etwas Beunruhigendes aufgefallen, solltet Ihr also unbedingt einen ärztlichen Rat aufsuchen!


An dieser Stelle sollte noch ein längerer Text zu Parabenen und Nanopartikeln in Hautpflege für Babys und Kleinkinder kommen. Dies würde den Text allerdings eindeutig sprengen. Daher kommt das Thema: Nanopartikel und Parabene in Hautpflege (inzwischen hier) im kommenden Beitrag.


Hautpflege für Babys und Kleinkinder

Nach der obigen Einführung könnt Ihr jetzt losgehen und euch milde Pflegepräparate für Eure Kinder heraussuchen.

Als „erste Hilfe“ habe ich für Euch eine Liste von geeigneten Pflegeprodukten für Babys und Kleinkinder aus der Drogerie vorbereitet. Für eine Sonnenschutzcreme müsst Ihr euch allerdings in eine Apotheke begeben, da Drogerien derzeit nur suboptimale Produkte im Angebot haben. Dieser Teil inkl. einer PDF-Liste zum Herunterladen kommt nach dem Post zu Parabenen und Nanopartikeln.

Buy me a coffee 1

 

Ich würde mich sehr freuen, könnten wir den Beitrag so interaktiv wie möglich gestalten. Bitte teilt Eure Erfahrungen mit Babypflege, Empfehlungen zu Pflegeprodukten für Baby- bzw. empfindliche  oder beanspruchte Erwachsenenhaut in den Kommentaren. Danke! 

PS. Habt Ihr eine Idee für die 10. Pflegeregel? 🙂

lank


Blogreihe zur Pflege von Babys und Kleinkinder (+ Pflege einer empfindlichen Haut):

   Parabene und Nanopartikel (nicht nur) in Babypflege

   Pflegeprodukte für Babys und Kleinkinder – Beispiele 

   Winterpflege für Kleinkinder

   Guter Sonnenschutz für Kinder

   Alles über empfindliche Haut – inkl. Produktvorschläge

Eure Pia


Quellen

  1. Fernandes/Machado/Prado de Oliviera (2011): Children and newborn skin care and prevention, in: Anais Brasileiros de Dermatologie, On-line version ISSN 1806-4841
  2. Blume-Peytavi/Cork/Faergemann (2009): Bathing and cleansing in newborns from day 1 to first year of life: recommendations from a European round table meeting, in: Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, 23(7):751-9
  3. Lawley, Leslie (2017): Overview of Dermatologic Care in Children, in: Teng, Joyce/Marqueling, Ann/Benjamin, Latanya: „Therapy in: Pediatric Dermatology“, Stanford
  4. Visscher/Adam/Brink (2015): Newborn infant skin: Physiology, development, and care, in: Clinics in Dermatology, 33,3, May–June 2015, Pages 271-280
  5.  SCCS, Clarification on Opinion SCCS/1348/10, https://ec.europa.eu/health/scientific_committees/consumer_safety/docs/sccs_o_069.pdf, 10 October 2011 
  6.  Kulichova/Danova/Kunte (2014): Risk factors for malignant melanoma and preventive methods, in: Cutaneous medicine for the practitioner 94(5):241-8
  7.  Sarkar, Rashmi/Goel, Khushbu/Garg, Vijay (2014): Skin Care in Newborn, in: Sarkar, Rashmi/Inamadar, Arun, Palit, Aparna: Advances in Pediatric Dermatologie, Kamatak
  8.  Zirwas/Stechschulte (2008): Moisturizer Allergy, in: The Journal of clinical and aesthetic dermatology, Nov; 1(4): 38–44
  9.  Fonacier, Luz/Boguniewicz, Mark (2016): Contact Dermatitisin: Leung, Donald/Szefler, Stanley/Bonilla, Francisco/Akdis, Cezmi/Sampson, Hugh: „Pediatric Allergy. Principles and Practice“, 3rd Edition, Elsvier
  10.  European Commission, Consumers: Commission improves safety of cosmetics, Press Release Database, 26.9.2014
  11.  American Contact Dermatitis Society, History of Allergen of the Year, 
  12.   Schlichte/Katta (2014):  Methylisothiazolinone: An Emergent Allergen in Common Pediatric Skin Care Products, in: Dermatology research and practice, published online 2014 Aug 27, doi:  10.1155/2014/132564
  13.  Open Chemistry Database, PubChem, Oxybenzone, PubChem CID 4632
  14.  Open Chemistry Database, PubChem, Oxtinoxate, PubChem CID 5355130
  15.  Montiert/Ozzetti/Vergnanini (2012): Evaluation of octyl p-methoxycinnamate included in liposomes and cyclodextrins in anti-solar preparations: preparations, characterizations and in vitro penetration studies, International journal of nanomedicine,2012;7:3045-58. doi: 10.2147/IJN.S28550. Epub 2012 Jun 20
  16.  Karlsson/Vanden Broecke/Martensson (2011): Clinical and experimental studies of octocrylene’s allergenic potency, in: Contact dermatitis, 64(6):343-52
  17. Avenel-Audran/Hervße Dutartre / An Goossens (2010): Octocrylene, an Emerging Photoallergen, in: JAMA Dermatology, 146(7):753-757
  18. Danby/AlEnezi/Sultan (2013): Effect of olive and sunflower seed oil on the adult skin barrier: implications for neonatal skin care, Pediatric dermatology, 30(1):42-50
  19.  Cooke/Cork/Victor (2016):  Olive Oil, Sunflower Oil or no Oil for Baby Dry Skin or Massage: A Pilot, Assessor-blinded, Randomized Controlled Trial (the Oil in Baby SkincaRE [OBSeRvE] Study), in: Acta dermato-venereologica, 96(3):323-30
  20. Dayan, Nava (2005): Delivery System Design in Topically Applied Formulations: An Overview, in: Rosen, Meyer: „Delivery System Handbook for Personal Care and Cosmetic Products“, New York, S. 105
  21.  Simpson/Chalmers/Hanifin (2014): Emollient enhancement of the skin barrier from birth offers effective atopic dermatitis prevention, The Journal of allergy and clinical immunology, 134(4): 818–823
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Lena

Der Beitrag kommt genau zur richtigen Zeit für mich, nach diesen Infos hatte ich gesucht, vielen Dank! Die Liste von geeigneten Pflegeprodukten für Babys und Kleinkinder aus der Drogerie kommt noch oder gibt es diese schon? lg

Lena

Super, vielen Dank! 🙂 lg

LindaLibraLoca

Ich habe zwei Kinder und biel gelesen zu dem Thema. Bei Badezusätze. Und ich es gehandhabt wie Du, nur beim Sonnenwchutz war ich nie ganz glücklich mit meinen Lösungen. Vor allem die Sorge vor den Nanopartikeln in den neueren Cremes mit physikalischen Filtern hat mich da umgetrieben, dass war sowohl im Studium in Derma (lang her) als auch in der einen oder anderem Fortbildung, die ich zu dem Thema dann besucht habe, wichtig. Manchmal glaube ich, ich hätte doch Dermatologin werden sollen, aber damals war vom Beautyblog noch nichts am Horizont, da waren dann andere Bereiche interessanter.
Ich bin gespannt auf Deine Meinung zu dem Thema!

Valerie

Hallo Pia, obwohl ich bisher noch keine Kinder habe und das in nächster Zeit auch nicht erwarte habe ich deinen ganzen Artikel gelesen. Sehr, Sehr ausführlich und gut erklärt wie immer. Wenn ich einmal Kinder haben sollte komme ich auf den Post zurück. Da ich auch als Neugeborene schon mit Neurodermitis zu tun habe möchte ich bei meinen Kindern speziell darauf achten.

Grüsse Valerie

Sunnivah

Wow, ein toller Beitrag, unglaublich informativ, hab wieder was gelernt!
Ich kann leider nix beisteuern, außer was die erwachsene, sensible Haut angeht und sagen: die Ausführung zu den LSF (speziell Octocrylene), kann ich nur bestätigen. Mit meiner Rosazea geht der gar nicht. Gut sind in der Hinsicht Sonnencremes von Avene, die fast ausschließlich ohne formuliert sind (auch das Kinderprodukt → mein Wintersonnenschutz).
Meine Schwester allerdings hat Kinder und gerade vor einer Woche einen weiteren Sohn geboren: sie steht aber auf NK und nutzt auch gern Cremes mit Pflanzenextrakten und ath. Ölen drin, bei denen mir ganz anders wird. Reinreden kann ich ihr aber auch nicht: erhobener Zeigefinger kommt nie gut :-/

Sarah

Hallo Pia,
vielen Dank für diesen wieder mal ausführlich und gut recherchierten Artikel. Da bist du sicher ne ganze Weile drüber gesessen.
Mich betrifft das Thema zwar nicht direkt, finde es aber sehr interessant und habe auch wieder ein paar neue Dinge dazu gelernt!!

Liebste Grüße,
Sarah

http://www.eattraincare.com

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