Ist ein Gesichtsspray gut für eine trockene Haut?
Neulich haben wir auf dem Blog über feuchtigkeitsarme Haut gesprochen. Diese kann u.a. durch das Besprühen mit diversen Gesichtssprays „für zwischendurch“ entstehen (s. Thermalwasser, Gesichts- & Bodysprays – von Erfrischung zur Austrocknung).
Der Grund für die Hautaustrocknung liegt darin, dass das Wasser nach dem Besprühen mit einem Gesichtsspray nicht in die Haut eindringt, sondern auf der Haut bleibt und verdunstet.
Die Haut fühlt sich zunächst erfrischt und belebt, beginnt aber kurz danach zu spannen und wird im Endergebnis noch trockener als vorher.
Diese Vorgehensweise betrifft nicht nur reines (Thermal)Wasser, sondern auch Toner und wässrige Feuchtigkeitsseren, die außer Wasser nur Feuchthaltemittel enthalten.
Doch nicht alle Gesichtssprays sind gleich. Heute stelle ich Euch einen Gesichtsspray mit mini kleinen Wasserpartikelgrößen vor. Er hat das Potenzial, die Haut zu befeuchten.
Zunächst schauen wir uns die Wirkungsweise von Feuchtigkeitsseren und vergleichen diese zur Wirkung von Gesichtssprays.
Was ist ein Feuchtigkeitsserum?
Dazu ein kurzer Ausflug in die Bestandteile eines Moisturizers:
Um die Haut zu befeuchten, kann man zwischen diversen Feuchtigkeitsseren und Feuchtigkeitscremes wählen. Was ist der Unterschied zwischen einem Serum und einer Creme, fragt Ihr? Der Unterschied liegt zum einen darin, dass die Konzentration von Feuchthaltemitteln, welche in erster Linie für die Hautbefeuchtung sorgen (etwa Glycerin, Urea oder Hyaluronsäure), in einem Serum höher ausfällt bzw. ausfallen sollte. Zum anderen sind Cremes reichhaltiger, da sie neben Feuchthaltemitteln auch Fette (Weichmacher und/oder Okklusiva) enthalten. Es gibt auf dem Kosmetikmarkt Gesichtsseren, die ebenfalls mit einigen Fetten ausgestattet sind. Viele davon enthalten jedoch außer Wasser hauptsächlich Feuchthaltemittel.
Und jetzt kommen wir zu einem wichtigen Punkt:
Wird ein Feuchthaltemittel auf die Haut aufgetragen, zieht es das Wasser aus den tieferen Schichten der Haut auf die Hautoberfläche. Und das wollen wir. Denn dadurch wird unsere Haut durchfeuchtet, sieht praller aus und kleine Trockenheitsfältchen verschwinden.
Wird jedoch auf ein solches Feuchtigkeitsserum keine Creme bzw. Sonnencreme aufgetragen, wird das Wasser aus der Hautoberfläche verdunsten und die Haut verliert schrittweise an Feuchtigkeit. (Quelle)
Viele Gesichtswasser bzw. Face Mist sind wie Seren formuliert, aber ohne Konsistenzgeber bzw. Gelbildner und Weichmacher. Sie bleiben somit wässrig. Die Wirkungsweise ist jedoch dieselbe: Bleibt das Wasser auf der Haut, wird es verdunsten.
So viel wissen wir derzeit aus der Fachliteratur. Vor Kurzem war ich allerdings fast dabei, diesen Wirkungsmechanismus anzuzweifeln. Denn unter dem Beitrag über Vor- und Nachteile von der Anwendung eines Rosenwassers hat mir eine Leserin auf eine Studie hingewiesen (danke noch einmal!). Demnach trug das Besprühen des Gesichts mit Wasser zu einer erhöhten Hautfeuchtigkeit bei, die stundenlang anhielt. Verwendet wurde ein Wassernebel mit Partikeln in Nanogröße (hier).
Das Thema hat mein großes Interesse geweckt und bei Recherchen bin ich auf eine noch spannendere Studie gestoßen, in der größere Wasserpartikel (Mikro-Größe) verwendet wurden. Und auch diese waren in der Lage, die Haut zu penetrieren und sie stundenlang zu befeuchten (hier Full Text).
Worum ging es in diesem Experiment genau?
Erhöht Gesichtsspray mit reinem Wasser die Hautfeuchtigkeit?
Japanische Wissenschaftler haben sich die Frage gestellt, wie man das positive Resultat von Luftbefeuchtern (Humidifiers) auf die Haut auf eine andere Art und Weise erreichen könnte ( einen Beitrag zu Luftbefeuchtern findet Ihr hier).
Folglich wurden zu einem Experiment 17 erwachsene Japanerinnen eingeladen. Ihre linke Wange wurde mit Wasser besprüht. Eine Messung zwei bzw. sechs Stunden später zeigte, dass die besprühte Wange besser befeuchtet war als die andere. Widerlegt das Experiment all das, was wir oben geschrieben haben? Nein. Schauen wir uns das Design des Experimentes genauer an:
- Zum einen wurde das Bäckchen 30-60 Minuten lang (!) besprüht. Pausenlos.
- Zum anderen wurden die Probanden mit Wasserpartikeln besprüht, die extrem klein waren.
Setzen wir uns nun mit diesen zwei Punkten auseinander.
Gesichtsspray – die Dauer des Besprühens
Erstens: Keiner von uns wird wahrscheinlich die Gesichtshaut auf täglicher Basis 30-60 Minuten pausenlos mit Wasser besprühen. Vielmehr würde die ganze Prozedur jeweils ein paar Sekunden dauern. Dabei ist zu vermuten, dass das Endresultat nicht so gut ausgefallen hätte, wären die Testpersonen lediglich sekundenlang mit Wasser besprüht.
Gesichtsspray – die Größe der Wasserpartikel
Zweitens wurden in dem Experiment professionelle Sprühgeräte verwendet, welche sehr kleine Wasserpartikel produzieren können. Und nur ein derartiger Wassernebel hat die Fähigkeit, so tief in die Haut einzudringen, dass diese sechs Stunden später immer noch gut befeuchtet werden würde.
Wie groß waren denn die Wasserpartikel in dem Experiment, fragt Ihr?
Die Testpersonen wurden in drei Gruppen aufgeteilt und mit Wasserteilchen in folgenden Größen besprüht:
- A) kleiner als 0.5 μm
- B) 1.8 μm
- C) 5.4 μm
In allen Gruppen wurde die Hautfeuchtigkeit der Messung zufolge erhöht. Die kleinste Größe von 0,5 μm hat dabei das beste Resultat hervorgebracht:
- der Grad der Hautbefeuchtun war am höchsten
- der Wasserverlust aus der Haut (TEWL) war am geringsten
- die Befeuchtung der Haut hat am längsten gedauert.
Die genaue Größe der Wasserpartikel ist für uns jedoch unbedeutend. Wichtig ist in diesem Kontext lediglich, dass alle drei Partikelgrößen klein genug waren, um in die oberste Hautschicht, die sog. Hornschicht (Stratum Corneum) zu penetrieren.
( Unterschiedliche Möglichkeiten bzw. Wege, durch welche Wirkstoffe in die Haut gelangen können, werde ich Euch bald in einem längeren Beitrag vorstellen. Das ist gerade ein großes Thema in der Forschung und wir dürfen den Aspekt bei der Besprechung von einzelnen Hautpflegemitteln nicht außer Acht lassen).
Welche Gesichtssprays bzw. Face Mists gibt es?
Nun, welche Partikelgröße haben die “Hydrating Mists”, welche in der letzten Zeit so zahlreich auf den Markt gebracht werden? Folgende Kosmetikmarken habe ich diesbezüglich angeschrieben:
- Herbivore (Rose Hibiscus Coconut Water Hydrating Face Mist)
- Youth to the People (Adaptogen Soothe + Hydrate Activated Mist)
- Dr. Barbara Sturm (Hydrating Face Mist)
- Caudalie (Grape Water)
- Mad Hippie (Hydrating Nutrient Mist)
- Omorovicza (Queen of Hungary Mist)
- PIXI (ROSE GLOW MIST, SKINTREATS GLOW MIST und SUN MIST)
- Joik (Rose facial Mist)
- Kiehl’s (Cactus Flower Mist)
Außerdem habe ich dem Kundenservice von La Roche Posay, Avene und Uriage dieselbe Frage in Bezug auf deren Thermalwasser gestellt.
Und wisst Ihr was?
Keine der Firmen konnte meine Frage beantworten. Entweder kam keine Antwort oder aber eine allgemeine Information über das Produkt und dessen jeweils besonders pflegende Eigenschaften und Anwendungsvorteile. Es ist nicht einfach, Wasserpartikelgrößen zu bestimmen – hier findet Ihr bei Interesse eine Übersicht zu. So klein wie die Partikelgrößen in dem Experiment werden sie sicherlich nicht sein. Aber es ist unterhaltsam zu sehen, wie der Kosmetikmarkt auf eine spezifische Frage der Konsumenten (nicht) reagiert bzw. nicht professionell reagieren kann.
Sind Gesichtssprays gut für die Haut?
Was können wir aus der oben zitierten Studie für den Aufbau unserer Hautpflegeroutine mitnehmen?
Ich muss zugestehen, dass mich das Resultat des Experiments (und auch anderer Studien mit einem ähnlichen Forschungsdesign, wo ein Nebel mit Nanopartikeln verwendet wurden, etwa hier) etwas gewundert hat. Ich ging nämlich davon aus, dass der Befeuchtungseffekt nicht so lange aufrechterhalten bleibt.
Den Effekt wollte ich nun auf eigener Haut ausprobieren. Daher habe ich mir ein Gesichtsspray zugelegt, das kleinste Wasserpartikel mit Nano-Spray-Technologie verstreut. Dieses werde ich nun täglich morgens und abends verwenden (ein paar Minuten lang, wohl gemerkt). Allerdings bin ich nach wie vor nicht 100% davon überzeugt, dass lediglich ein reines Wasser die Haut auf Dauer befeuchten wird. Daher trage ich nach dem Besprühen immer meine gewöhnliche Hautpflege auf. Bislang konnte ich beobachten, dass meine Fältchen direkt nach dem Besprühen weniger sichtbar sind.
Wie lange der Effekt anhält, kann ich noch nicht sagen; werde es aber weiterhin beobachten.
Nach längeren Recherchen von diversen Nano Wassersprays habe ich mir dieses Modell von FrColor zugelegt.*
Man kann das Gerät auch im Auto oder Büro als ein Mini Luftbefeuchter einsetzen.
Die Vorbereitung der Haut in der trockenen Heizungsphase hat begonnen 🙂 Auf dem Video seht Ihr, wie das Nano Gesichtsspray funktioniert.
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Falls jemand solche Nano Sprühflaschen schon mal ausprobiert hat, meldet Euch bitte mit Euren Erfahrungsberichten in den Kommentaren. Vielleicht gibt es auch andere Modelle, die besser funktionieren? Sagt bitte Bescheid!
Eure Pia
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Liebe Pia,
vielen Dank für dein kurzes Statement zu Bakuchiol. Da ich deine Meinung sehr schätze, hilft es mir sehr und ich bin nicht verwundert, dachte mir so etwas schon.
Es wäre auch zu schön gewesen. Ich habe mich in das Thema Bakuchiol etwas eingelesen und fand die im Internet zur Verfügung stehenden Aussagen und Quellen auch sehr dünn. Ich denke das ist ein Hype um die bevorstehende Retinolgrenze ab nächstem Jahr nicht so bitter aussehen zu lassen. Sicherlich werden dann Paula und Co mit solchen Produkten werben. Mal sehn, was da noch kommt.
Ich bin jetzt schon voller Vorfreude auf deinen Bericht. Die 2 anderen Blogs nenne ich lieber nicht aber du bist aus meiner Sicht die bestinformierte und gründlichste.
Mach weiter so. Ich habe gelesen, dass du im wissenschaftlichen Bereich arbeitest. Hat dein berufliches Aufgabengebiet auch mit Hautpflege zu tun?
Liebe Pia, ich wünsche dir und den anderen noch eine schöne Restwoche.
Liebe Grüße Sandra
Hey Pia,
ich finde deinen Blog so toll und habe schon viele Tipps von dir umgesetzt.
Mich, wie bestimmt auch viele andere Frauen, würden sich bestimmt dafür interessieren, wie man Risse in der Haut an der Oberweite oder vielleicht sogar Cellulite an den Beinen reduziert bzw. vorbeugt.
Es wäre total toll, wenn du mal darüber eine Reihe starten würdest 🙂
LG
Maria
Liebe Pia,
erstmal möchte ich dir schreiben, dass ich deine Beiträge zu Wirkstoffkosmetik und Sonnenschutzprodukten echt klasse finde.
Total toll geschrieben, sehr tiefgründig, aufklärend, fast schon wissenschaftlich.
Ich habe 3 Lieblingsblogs und deiner ist echt herausragend. Ich habe fast alles auf deinem Blog gelesen und finde deine Herangehensweise super. Ich bin sehr gespannt, was du nun schlussendlich über die Befeuchtung der Haut herausfinden wirst. Auch ich habe das Gefühl, dass nach Befeuchtung etwas oklusives auf meine Haut muss, da sie sonst um die Augen sehr faltig und trocken wirkt. Wäre interessant, wenn du da etwas anderes herausfindet.
Da ich viel von deiner Meinung halte interessiert mich sehr, was deine Meinung zum neuen Hype Bakuchiol als Alternative zu Retinol ist. Bei meiner Recherche kam ich immer nur auf eine Handvoll beworbene Produkte. Was mich doch sehr wundert, da dass Thema doch lt. Recherche nicht erst gestern gefunden wurde. Produkte aus dem Land, wo es herkommt habe ich gar nicht gefunden. Das soll ja Indien und Ayurveda sein.
Ist das nur ein Marketingding oder warum wird es jetzt erst gehypt? Und warum gibt es vom Land der Erfinder bzw Vorkommen der Pflanze keine verfügbaren Produkte.
Liebe Grüße
Sandra
Liebe Sandra, zunächst herzlichen Dank für Deinen Lob. Das motiviert mich sehr, denn es zeigt, dass die ganzen Recherchen von Euch auch wahrgenommen und als hilfreich betrachtet werden.
Was sind denn die zwei andere Blogs, die Du gerne lest? 🙂
Zu Bakuchiol: Die Literatur dazu ist sehr dünn. Interessante Ergebnisse sind meist den Herstellern von Bakuchiol zuzuschreiben (insb. Beiträge, wo Bakuchiol Retinol gleichgesetzt wurde). Ich werde dazu definitiv später mehr schreiben.
Doch das Kurzfazit für jetzt: Man weiß nicht, inwiefern Bakuchiol wirkt bzw. wie es wirkt. Nicht sehr befriedigend, oder?
Herzliche Grüße
Pia
Ich mag die Sprühflaschen als Hautpflegeschritt zwischendurch, aber immer mit Pflege obendrauf – entweder Creme oder eben der Sonnenschutz. Allerdings hatte ich auch noch nie den Eindruck, dass die Haut austrocknet, wenn ich darauf verzichte.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Erhöhung des TEWL damit so relevant ist, dass es tatsächlich einen großen Unterschied macht, wenn die Hautbarriere insgesamt intakt ist. Ausser natürlich, man sprüht ständig.
Nein, das wäre nur eine weitere Maßnahme, neben anderen, um die Haut befeuchtet zu halten. Bislang mag ich den neuen Routineschritt. Mal schauen, wie es sich auf Dauer auswirken wird.
Hallo, da bin ich aber sehr gespannt auf deinen test. Ich habe mir so ein Gerät vor einigen Monaten auch zugelegt, ich habe es mir direkt von China bestellt. Ich hatte mal eine Review gelesen wo man das auch zum setzen von makeup zum Schluss verwenden kann um es länger haltbar zu machen und damit es besser mit der Haut verschmilzt. Hat mich irgendwie gereizt. Meines lag auch so in diesem preissegment und ich empfand es als sehr angenehm und entspannend. Haut fühlte sich gleich danach gut durchfeuchtet an. Nur auf Dauer konnte ich es leider nicht testen da es schnell kaputt ging. Es sprüht leider nur sehr sehr wenig. Ich finde es aber als ein tolles gadget und deshalb bin ich auf dein Ergebnis sehr gespannt. Vlt. Bestell ich mir dann noch eines?LG sneki
Danke für Dein Feedback! Ich hoffe, dass das kleine Gerätchen etwas länger funktioniert. Das weiß man aber nie. 🙂