Fruchtsäurepeeling und Retinol an einem Abend? Richtige Hautpflegeroutine

Fruchtsäurepeeling und Retinol (1)

Neulich wurde ich gefragt, ob man sowohl Fruchtsäurepeeling als auch Retinol in einer Pflegeroutine, zum Beispiel an einem Abend, verwenden könnte? Gerne beantworte ich heute diese Frage etwas ausführlicher, weil das Thema viele von Euch interessieren könnte und weil der Aspekt wichtig ist.

Damit wir den Zusammenhang zwischen Retinol und Fruchtsäuren sowie deren Einfluss auf unsere Haut nachvollziehen können, gehen wir zunächst kurz auf beide Wirkstoffe ein. Dabei handelt es sich um keine ausführliche Darstellung, sondern eher ein paar Fakten kompakt zusammengefasst.

Was ist ein Fruchtsäurepeeling?

Fruchtsäuren bzw. Alpha Hydroxysäuren (engl. Alpha Hydroxy Acids | AHAs) sind kosmetische Wirkstoffe, welche eine Schälung der obersten Hautschicht verursachen. Die wohl bekannteste Variante von Hydroxysäuren ist die Glykolsäure (INCI: glycolic acid). Glykolsäure ist die effektivste aber zugleich auch die harscheste Form von Fruchtsäurepeeling. Diese Art von Peeling wird gewählt, um etwa die Erscheinung von Aknenarben zu verbessern. 

Neben Glykolsäure gehört zu AHAs die Milchsäure (INCI: lactic acid). Milchsäure hat größere Moleküle und agiert milder auf der Haut. Auch spendet Milchsäure mehr Feuchtigkeit, da die Substanz zugleich zu hauteigenen Feuchthaltespendern gehört. Dadurch ist Milchsäure die beste Option für feuchtigkeitsarme, empfindliche Haut. (Mehr zu natürlichen Feuchtigkeitsfaktoren in der Haut könnt Ihr hier nachlesen).

Dann gibt es auch die Mandelsäure (INCI: mandelic acid), die ebenfalls milder als Glykolsäure und zugleich entzündungshemmend agiert. Das macht Mandelsäure besonders empfehlenswert bei einer unreinen Haut bzw. bei Akne und Rosazea.

Außer Glycolsäure, Milchsäure und Mandelsäure gibt es noch weitere Varianten von AHAs, wie etwa Zitronensäure, Weinsäure oder Apfelsäure. Und neben AHAs werden in Hautpflege immer häufiger auch die sog. PHAs verwendet – Polyhydroxysäure, die ebenfalls die Haut exfolieren und zusätzlich befeuchten (Mehr zu PHAs findet Ihr bei Skinci hier).

Für unsere Zwecke reicht diese kurze Übersicht jedoch zunächst einmal aus.   Wichtig ist lediglich, dass man die Einsicht gewinnt, dass AHAs bzw. chemisches Peeling nicht lediglich mit Glykolsäure gleichzusetzen sind, sondern mit einer Reihe weiterer Formen, die mit unterschiedlicher Wirkung auf die Haut verbunden sind.

Fruchtsäurepeeling – pH-Wert und Konzentration

Doch damit endet die Problematik bezüglich AHAs nicht. Hinzu kommt, dass Alpha Hydroxysäuren in Pflegeprodukten in verschiedener Konzentration vorkommen und unterschiedliche pH-Werte aufweisen. Beides wird von Kosmetikfirmen immer öfter angegeben, weil sich dafür glücklicherweise eine steigende Anzahl von Menschen interessiert und bei Herstellern nachfragt. Doch die meisten chemischen Peelingmittel, insbesondere die aus der Drogerie (DM, Rossmann), weisen weiterhin keine Angaben weder zur Konzentration noch zum pH-Wert auf.

Warum sind diese Größen jedoch überhaupt wichtig, fragt Ihr? Hier sind die Zusammenhänge:

  Je höher die Konzentration einer Fruchtsäure, desto stärker die peelende Wirkung und desto irritierender kann ein chemisches Peeling für unsere Haut sein.

  Je niedriger der pH-Wert eines chemischen Peelingmittels, als desto irritierender kann es sich für unsere Haut erweisen. Warum? Je niedriger der pH-Wert, desto mehr Säure werden freigesetzt und können die Haut penetrieren.

Hier findet Ihr einen Kalkulator für die Einschätzung des Säure-Anteils in Pflegeprodukten, das Michelle von Lab Muffin freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat (er arbeitet allerdings etwas langsam).

Und hier hat sie die Eigenschaften von Alpha Hydroxy Acids zugänglich erklärt:

Wirkung von Fruchtsäurepeeling

Bislang haben wir AHAs in erster Linie in dem Kontext der Irritation dargestellt. Das müsste, vor allem bei Skincare-Neulingen, zu der folgenden Frage führen: Wenn die Anwendung von Alpha Hydroxy Säuren so kompliziert und anstrengend ist, warum wollen bzw. sollen wir ein Fruchtsäurepeeling überhaupt verwenden?

Nun, was bezweckt eigentlich die Behandlung der Haut mit einem chemischen Peeling? 

AHAs helfen der Haut, abgestorbene Hautzellen (sog. Korneozyte) zu entfernen. Die Haut (Epidermis) produziert nämlich zyklusmäßig neue Zellen (sog. Keratinozyte). Diese wandern von den tieferen Hautschichten nach oben hin zur Hautoberfläche. Dort verlieren sie ihren lebendigen Kern und werden zu Korneozyten. Der ganze Prozess – von der Entstehung neuer Hautzellen bis zu deren Verhornung auf der Hautoberfläche – dauert etwa einen Monat.

Die oberste Hautschicht – die wir als Stratum Corneum bzw. als Hornschicht bezeichnen – setzt sich somit aus sog. toten Zellen zusammen (Hier geht es zum Hautaufbau).

Hinweis: Der Ausdruck: „tote Hautzellen“ ist dabei zu Unrecht negativ geladen. Man denkt nämlich: Wenn die Zellen „tot“ sind, gehören sie nicht mehr zur Haut, stimmt? Nein.  Diese toten Zellen sind nichts anderes als unsere wertvolle Hautbarriere! Sie schützt die Haut vor äußeren negativen Einflüssen wie Sonnenstrahlen, Abgase und unerwünschte Bakterien. Zugleich verhindert eine gesunde Hautbarriere, dass hauteigenes Wasser aus der Haut verdunstet. Zur Hautbarriere werden wir aber weiter unten noch einmal zu sprechen kommen. 

Doch zurück zu der Wirkung einer Fruchtsäurebehandlung auf die Haut: Während die schälende Funktion von Alpha Hydroxysäuren in Hautpflegeprodukten unumstritten ist, resultiert aus der Fachliteratur nicht eindeutig, wie ein Fruchtsäurepeeling unsere Haut sonst beeinflusst. 

Berichtet wird u.a. von einer Ankurbelung der Kollagensynthese und einer aufhellenden Wirkung auf die Haut (hier) plus von einer Erhöhung an Hyaluronsäure sowohl in Epidermis als auch in Dermis (hier, bei 20% Glykolsäure). Auch wurde eine entzündungshemmende und photoschützende Wirkung von Glykolsäure festgestellt – überraschenderweise zeigte das Studienergebnis, dass diese Wirkung desto besser ausfiel, je niedriger die Konzentration von Glykolsäure war (hier).

Ich habe mir vorgenommen, noch in diesem Jahr einen best recherchierten Beitrag zu Alpha Hydroxysäuren und Polyhydroxysäuren zu schreiben. Ich merke nämlich, dass nicht alles, worüber „im Internet“ berichtet wird, stimmt und dass sich die Quellen teilweise widersprechen. So möchte ich genau schauen, welche Studien, mit welchem Resultat und anhand welcher Methoden (selten in vivo) inzwischen erschienen sind. Ich hoffe, dass Euch das ebenfalls interessiert!

Doch für in dem heutigen Beitrag wollen wir uns in erster Linie auf die schälende Wirkung von Fruchsäurepeeling auf die Haut konzentrieren. Und hier stellt sich die folgende Frage: Kann die Haut die abgestorbenen Zelle nicht alleine loswerden? Braucht sie dafür wirklich regelmäßig eine AHA-Creme? 

Das kann sie tatsächlich in vielen Fällen! Sie braucht nur in bestimmten Hautzuständen eine Hilfe von außen in Form von einem Fruchtsäurepeeling. Und auch dann sollte der Peelvorgang sehr mild und bedacht sein! Denkt an die Hautbarriere, die intakt bleiben soll, womit wir uns weiter unten ausführlicher beschäftigen werden.

Wann ist eine Fruchtsäurecreme angebracht?

Wann ist also chemisches Peeling besonders sinnvoll? Ein stärkeres Peeling ist meines Erachtens in folgenden Fällen besonders empfehlenswert.

Verhornungsstörung 

Fruchtsäure können den Hautzustand verbessern, wenn die Haut unter Verhornungsstörung leidet. Mit einer Verhornungsstörung (Hyperkeratose) haben wir dann zu tun, wenn die Epidermis in einem höheren Ausmaß Hautzellen produziert und wenn diese nicht von alleine abfallen können. Dies kommt in der Regel in einer unreinen Haut vor (Die Gründe dafür sind inzwischen bekannt und hier beschrieben: Ursachen von Akne.) Im Falle einer zu stark verhornten Haut ist eine Hilfe von außen deshalb angebracht, weil sonst sich die Hornzellen auf der Hautoberfläche stauen und mit dem Sebum vermischen würden.

Habt Ihr eine Idee, wie der Stau aus Hornzellen und Sebum auf der Hautoberfläche aufgelöst wird?

Durch die Entstehung von Mitessern und Pickeln.

Akne entstehung von Mitessern

Hautalterung

Auch wird chemisches Peeling mit dem steigenden Alter relevanter, weil die Haut die Hornzellen von alleine viel langsamer abstoßen kann. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Epidermis mit dem Alter immer trockener wird. Und eine trockene, feuchtigkeitsarme Haut führt wiederum zu einer Störung in dem Ablösungsprozess von Hornzellen (Mehr dazu findet Ihr in der Blogreihe zur Hautfeuchtigkeit).

Schuppenflechte

Darüber hinaus gibt es Hautkrankheiten, wo chemisches Peeling ebenfalls gute Dienste leisten kann, etwa bei Schuppenflechte (sog. Psoriasis), die mit einer dysfunktionalen Hornschicht zu kämpfen hat (u.a. aufgrund einer erhöhten Proliferation von Keratinozyten) (hier).

Was ist Retinol?

Nachdem wir die Rolle von AHAs in unserer Pflegeroutinen besprochen haben, gehen wir auf den zweiten Wirkstoff ein. Die ursprüngliche Frage lautete nämlich, ob AHAs und Retinol in einer gut formulierten Pflegeroutine verwendet werden können bzw. sollen?

Doch was ist Retinol überhaupt?

Was sind Retinoide inkl. Retinol?

In diesem ausführlichen Beitrag über Retinoide haben wir den Unterschied zwischen der Retinsäure und Vitamin A Derivaten besprochen, die wir allesamt als Retinoide bezeichnen. Retinsäure ist das stärkste Retinoid und in Deutschland verschreibungspflichtig. Retinal, Retinol und Hydroxypinacolone Retinoate sowie eine Reihe von weiteren Retinoiden bedürfen keinen Arztbesuch und können in freiverkäuflichen Pflegeprodukten gefunden werden. Das heißt aber bei Weitem nicht, dass sie eine schwächere Wirkung als Retinsäure entfalten! Studien zeigen, dass Retinol und Retinal der Retinsäure in der Wirkung sogar gleichen können (etwa hier). 

Obwohl Retinal eine stärkere Wirkung als Retinol bei einer geringeren Konzentration aufweist, ist Retinol wohl das populärste Derivat von Vitamin A. Mit Besorgnis beobachte ich seit einiger Zeit, dass Kosmetikfirmen Gesichtsseren mit 1% Retinol herausbringen, ohne auf der Verpackung über auf die Nebenwirkungen zu verweisen. Diese sind von Haut zu Haut unterschiedlich. Wenn man jedoch gleich mit einer 1% Retinolcreme anfängt, könnt Ihr eine gerötete und trockene Haut sowie Schuppung, Brennen und erhöhte Photosensitivität erwarten.

[bctt tweet=“Retinoide sind keine harmlosen Wirkstoffe, sondern potente Substanzen, an welche sich die Haut – ähnlich wie bei Alpha Hydroxysäuren – erst langsam gewöhnen muss.“ username=“SCInspirations“]

Wirkung von Retinol auf die Haut

Hier stell sich dieselbe Frage, wie wir bereits oben in Bezug auf Fruchtsäuren gestellt haben: 

Wenn Retinoide potenziell irritierend und wenn der gesamte Prozess der Hauteingewöhnung an den Wirkstoff recht nervig sein kann, warum verwenden wir diese? 

Wie wirken Retinoide – etwa Retinol oder Retinal – auf unsere Haut?

  • Zum Einen erhöhen Retinoide die Befeuchtung unserer Haut (durch die Stimulierung der Synthese von Glykosaminoglykanen – dazu gehört u.a. Hyaluronsäure)
  • Zum Zweiten stimulieren Retinoide die Kollagensynthese in der Dermis (durch die Erhöhung der Transformation von Wachstumshormonen und Prokollagen)
  • Zum Dritten verhindern Retinoide den Abbau von Kollagen (durch die Verhinderung der Bildung von Metalloproteinasen)
  • Zum Vierten verfeinern Retinoide die Hautstruktur bzw. die Hautoberfläche, was die Erscheinung von Aknenarben verbessert
  • Zum Fünften unterdrücken Retinoide die Aktivität von Tyrosinase, was sich wiederum positiv auf die Hyperpigmentierung auswirkt
  • Zum Sechsten reduziert eine orale Einnahme von Isotretinoin (13-cis RA) die Sebumproduktion
  • Zum Schluß beschleunigen Retinoide den Erneuerungsprozess der Epidermis, indem die Entstehung von neuen Hautzellen und deren Reifung bis zu Hornzellen angeregt wird (eine kurze Übersicht über die Wirkung von Retinoiden auf die Haut von 2018, s. hier, 4.4.)

Und jetzt kommt das Fruchtsäurepeeling ins Spiel: Da wir den Zellenerneuerungsprozess mit Retinoiden beschleunigen, ist eine Verwendung von chemischem Peeling generell sinnvoll. Warum? Wenn Hautzellen dank Retinol oder Retinal schneller nach oben wandern, können sie sich dort auch leicht stauen, bevor die Haut mit dem natürlichen Prozess der Abstoßung von Hautschuppen nachkommt. Dann kann ein sanftes Peeling helfen, die Epidermis von toten Zellen zu befreien. Die Haut wirkt gesunder und kann Wirkstoffe in der Hautpflege besser aufnehmen.

Also: Die Verwendung von chemischen Peeling und Retinoiden macht also grundsätzlich Sinn – aber eben nicht unbedingt in einer Pflegeroutine. Warum? Das erklärt der bereits oben angekündigte Teil zur Hautbarriere:

Fruchtsäurepeeling, Retinol und Hautbarriere

Wie oben erwähnt, bilden die abgestorbenen, kernlosen Hautzellen unsere wertvolle Hautbarriere. Diese setzt sich aus ca. 15 Schichten von proteinhaltigen Hornzellen zusammen, zwischen welchen hauteigene Lipide liegen.

Wodurch zeichnet sich eine gesunde Hautbarriere aus, fragt Ihr? Durch eine möglichst dichte, intakte Vernetzung zwischen Proteinen (um die Zellen herum) und Lipiden (zwischen den Zellen).

Wenn wir uns entscheiden, die Hornhaut chemisch zu peelen, sollte dies möglichst wenig die Hautbarriere beanspruchen.

Und nach der Exfoliation noch irritierende Retinoide zu verwenden, scheint offenbar keine gute Option zu sein.

Das Verständnis dafür, was eine Hautbarriere ist und warum sie für die Gesundheit und das Aussehen unserer Haut eine immense Bedeutung hat, ist somit die Crux für die Antwort auf die Frage, ob AHAs und Retinol, Retinal & Co zu einer Pflegeroutine gehören.

Richtige Pflegeroutine – Plädoyer für eine Trennung von irritierenden Wirkstoffen

Eure Einwände

Ich kann mir gut vorstellen, dass zu dem oben Gesagten Eurerseits eine Reihe von Gegenargumenten formuliert wird. 🙂 Können AHAs und Retinol vielleicht doch in einer Pflegeroutine verwendet werden?

Dazu könnte man etwa Folgendes behaupten:

1. Eine Antwort könnte lauten, dass das von der Konzentration beider Wirkstoffe in konkreten Pflegeprodukten abhängt: Bei einer niedrigen Konzentration könnte die Kombination von Fruchtsäurepeeling und Retinol problemlos funktionieren.

2. Die zweite Antwort könnte sich auf die Empfindlichkeit der Haut beziehen: Je robuster, d.h. weniger empfindlich, die Haut, desto besser würde eine Kombination von AHAs und Retinol gelingen.

3. Vorstellbar wäre auch die Behauptung, dass die Kombination von einer Fruchtsäurecreme und einem Retinol Serum in einer Pflegeroutine von der abgeschlossenen Gewöhnungsphase an beide Wirkstoffe erleichtert wird: Je länger man beide verwendet hat, desto unproblematischer würde die Verbindung beider Substanzen an einem Abend gehen.

Und was ist meine Meinung zu den drei Einwänden? 

Während ich die erste Antwort noch einigermaßen als plausibel betrachte, bin ich mit den zwei weiteren Behauptungen nicht einverstanden. Warum?

Eine robuste Haut kann durch eine harsche, irritierende Behandlung schnell zu einer empfindlicher Haut werden: Heute robust – in einem Jahr empfindlich mit einer gestörten Hautbarriere.

Dasselbe betrifft die Vertrautheit der Haut mit Wirkstoffen: Eine konstante Konzentrationssteigerung von aktiv wirkenden Substanzen in Hautpflege kann anfangs gut gehen. Doch wenn man die Haut wochenlang mit einer Gesichtscreme mit 10% Glykolsäure und einem 1% Retinol Serum an einem Abend behandelt, kann das schnell in einer geschädigten Hautbarriere enden. Eine vermehrte Bildung von Pickeln, Pigmentflecken oder diversen Hautdermatosen kann die Folge davon sein.

Fazit: Schöne Haut hat eine gesunde Hautbarriere

Aufgrund der Vielzahl von Pflegeprodukten auf dem Markt und der allgegenwärtigen Werbung für eine schöne Haut, werde immer Hautpflegeprodukte mit Aktivstoffen gekauft. Meist haben Menschen kein Verständnis davon, wie die Präparate auf die Haut wirken und wie man sie miteinander kombiniert. Auch auf Instagram gibt es Accounts, wo Skincare in einem “hard core style“ betrieben wird – je höher die Säurekonzentration und je niedriger deren pH-Wert, desto besser. Gesichtscremes mit 15% Glykolsäure und 1% Retinol an einem Abend? Why not? Das funktioniert doch wunderbar!

Dazu kann ich nur die oben genannten Bedenken wiederholen: Selbst wenn man all das heute verträgt, heißt es nicht, dass sich die Haut in einem oder fünf Jahren nicht dafür rächen wird. Denn unsere Hautbarriere möchte mild behandelt werden, sprich: reizarm. Und wir haben gerade gesehen, dass Retinol reizend sein kann. Ein Fruchtsäurepeeling – je nach Art, Konzentration, pH-Wert sowie Verwendungshäufigkeit – ebenfalls.

Daher ist eine Trennung von potenziell reizenden Wirkstoffen in einer Pflegeroutine aus meiner Sicht ratsam. Eine abwechselnde Verwendung von Retinoiden und AHAs gibt der Haut die nötige Erholungszeit.

Und diese Trennung ist nicht aufgrund unterschiedlicher pH-Werte beider Wirkstoffe sinnvoll (AHAs sind sauer und Retinol nicht) oder sonst welcher anderen Erwägungen. (Dazu schrieb neulich Paula’s Choice auf der Homepage, wo auch eine Verwendung beider Wirkstoffe in einer Routine als problemlos betrachtet wird – hier – und wo aber mein Hauptargument nicht berücksichtigt wurde).

Die Trennung von Fruchtsäurepeeling und Retinol in einer richtigen Pflegeroutine ist vielmehr deshalb sinnvoll, weil die meisten Menschen lieber weniger als mehr von hoch konzentrierten, potenziell reizenden Pflegeprodukten verwenden sollten!

FRUCHTSÄUREPEELING, RETINOL UND EURE GEDANKEN​

Ich bin stark dagegen, unsere Hautbarriere dauernd auf die Probe zu setzen. Meine Herangehensweise ist eine effektive, aber zugleich sanfte Behandlung der Haut. In einer guten Pflegeroutine weniger ist mehr. Die allermeisten Menschen brauchen täglich keine 10% Glykolsäure. Ich selbst musste das erst lernen. Meine Erfahrung mit Glycolsäure war nämlich anfangs so gut, dass ich die Konzentration schrittweise erhöht habe, um die dauernd strahlende Haut aufrechtzuerhalten. Aber irgendwann gibt es kaum noch etwas, was man peelen kann… Und das teilt Dir die Haut auch schnell mit – durch einen vermehrten Wasserverlust und Ekzemen.

Doch wie ist Eure Erfahrung mit AHAs und Retinol bzw. anderen Wirkstoffen? Habt Ihr auch eine Tendenz zum Übertreiben mit Wirkstoffen oder habt Ihr im Gegenteil zu viel Respekt bzw. Angst vor den Nebenwirkungen, sodass Ihr Aktivstoffe in Hautpflege vollkommen meidet? 

Ich bin ganz Ohr und bedanke mich im Voraus für den Austausch mit Euch…

… gerne auch bei einer Tasse Kaffee, wenn Ihr Zeit habt. 🙂

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Kathi

Liebe Pia, danke für diesen informativen Post. Ich habe eine Frage: Wie kann man denn eine gestörte Hautbarriere wieder aufbauen? Es wäre toll wenn du spezifisch dazu mal einen Post machst. Habe seit einiger Zeit das Gefühl, dass meine Hautbarriere einfach kaputt ist und versuche schon mit sehr milder Pflege sanft zu meiner Haut zu sein, aber es wird nicht besser. Geht anderen bestimmt auch so, die zu viel rumprobiert haben.

Emma

Ah, was für ein toller Post! Danke!
Ich gehöre zur Fraktion Angsthase. In der Pubertät habe ich (unter dermatologischer Aufsicht) meine Haut mit harschen Tensiden und den damals üblichen Alkohol-BHA Bomben so überfordert, dass sie seitdem äußerst empfindlich ist, einschließlich Ekzemen, Kontaktdermatitis etc. – die Akne ist natürlich geblieben. Seitdem ist mein primäres Ziel, die Haut wenig zu reizen und ihre Barriere zu stärken, was auch gut klappt, aber ich hatte schon immer das Gefühl, über „basic“ nicht hinauszukommen und meiner Haut irgendwie was vorzuenthalten.
Erst letztes Jahr habe ich mich an Mandelsäure getraut, um vielleicht doch endlich die Akne in den Griff zu bekommen. Das hat auch funktioniert, aber ich habe eine richtig lange Eingewöhnungsphase gebraucht und jetzt im Winter zB sowohl die Frequenz als auch die Dosierung des Produkts wieder verringert, weil ich das Gefühl hatte, dass es sonst zu viel wird. Und was soll ich sagen: meine Haut sieht so gut aus wie noch nie, aber von Glow bin ich ganz weit entfernt. Ich habe halt keine Pickel mehr.

Was ich sagen will: vielen Dank, dass du mich hier ein Stück weit von meinem schlechten Gewissen befreit hast, sonst „nur“ pflegende, feuchtigkeitsspendende Produkte zu verwenden und mich ans Thema Wirkstoffkosmetik noch nicht so richtig rangetraut zu haben. Ich glaube, ich bleibe erstmal bei der Sonnencreme als Anti-Aging.

Emma

Vielen Dank für deine Antwort!

Inzwischen benutze ich das Fitocose Mandelsäure-Gel 10 %, da habe ich jetzt die zweite Flasche angebrochen. Jetzt im Winter benutze ich das jeden zweiten Tag und verdünne es mit etwas Öl, im Sommer ging es jeden Tag und ohne Öl.

Genau, ein Retinoid steht als nächstes auf der Liste, wenn ich mich mit der Mandelsäure über ein Jahr angefreundet habe und ein besseres Gefühl für die Dosis habe und meine Haut weiter brav bleibt (und ich Zeit hatte, mich nochmal eingehend mit dem Thema zu beschäftigen, um ein reizarmes Produkt zu finden…).

Liebe Grüße!

Emma

So, das hat jetzt zwar gedauert, aber vielleicht siehst du den Kommentar trotzdem. Der Teststreifen liegt in der Färbung genau zwischen 3 und 4 – ich kombiniere messerscharf, dass der pH Wert bei um die 3,5 liegen muss? 🙂

Viele Grüße!

Petra

Unglaublicher und recherchierter Beitrag zu dem Thema Fruchtsäurepeeling und Rentinol. Manchmal überfliegt man beim Kauf kurz die Inhaltsstoffe, und bringt die sogar in falschen Zusammenhängen wie es bei mir immer wieder vorkommt, weil aus dem Netz die Meinungen so verschieden auseinander gehen auf noch nicht mal eine feste Grundlage. Habe mir deinen Text ausgedruckt, und hängt jetzt am Kosmetikschrank hinter dem Spiegel. Danke für das Wissen, das du mir schenkst!

Gruß,
Petra

Dani

Hallo Pia,
Vielen Dank erstmal für deinen Beitrag!

Eine Frage hätte ich dennoch .
Ich benutze seit längerer Zeit Das Glow Tonic von „PIXI „ ( skintreats) – 5% Glycolic Acid und bin super zufrieden damit . ( Ist zwar kein Peeling aber enthält dennoch 5 % Glukolsäure)

Habe mir jetzt das Granactive Retinoid 2 % Emulsion von „The Ordinary „ geholt und bin Anfänger diesbezüglich .

Kann ich beide Produkte zusammen bei der Abendroutine nacheinander verwenden oder lieber das Tonic nur in der Früh Bzw lieber einen Tag Pause zwischen den Produkten lassen ? Und wie wäre die richtige Reihenfolge wenn man beide Produkte zusammen verwenden darf ?

Habe zu Unreinheiten neigende Mischhaut.

Viele Grüße

Linda Libra Loca

Ich habe nach einer „mehr ist mehr“-Phase auch schnell gelernt, dass man es mit den Peelings durchaus auch übertreiben kann. Und dabei habe ich damals noch nicht mal ein Retinolpräparat benutzt!
Inzwischen trenne ich in der Regel und nutze AHA sowieso höchstens einmal die Woche, Salicylic Acid (ich traue mich gar nicht, hier BHA zu schreiben ;)) zweimal die Woche. Und einen Tag in der Woche gar nichts von beidem. Mit der Routine komme ich gut hin, obwohl ich jetzt, wo es so kalt ist schon merke, dass ich eher noch ein bisschen zurückfahren kann.
Und ganz grundsätzlich gilt ja: Nur weil ich etwas theoretisch kann, muss ich es ja noch lange nicht machen! Es gibt so viele Gelegenheiten bei zweimal täglich Hautpflege…

Heike

Hallo Pia,
zunächst will ich mich für deine profunde Recherche bedanken. Ich bin schon lange eine stille Mitleserin und finde deine vorsichtige wissenschaftliche Herangehensweise im Gegensatz zu vielen anderen Blogs vorbildlich. Du berichtest über rote Äderchen. Das kenne ich gut. Immer, wenn ich meine, nun könnte ich niedrig dosiertes Retinol (Redermic R) fast täglich ohne Moisturizer darunter benutzen, bekomme ich unter den Augen rote Punkte von geplatzten Äderchen. 2-3 Tage nur Cicaplast und der Spuk ist vorbei. Ansonsten Pflege und reinige ich nur supermild. Ein bis selten zwei Mal die Woche Mandelsäure, alle zwei Tage Vitamin C, immer Sonnencreme. Leider wird meine sehr feine staubtrockene Haut nie sehr potente Dosen vertragen. Weniger kann je nach Hauttyp mehr sein. Interessant, dass Paula Begoun in einem recht aktuellen Interview in Nadine Bagotts Blog sagt, sie sei froh, wenn sie selbst einmal in der Woche Retinol benutzen könne, sie sei allergisch. Allergisch – gegen Vitamin A? Weiterhin sagt sie, dass Schuppen und Spannen nie gut ist. Wirkstoffpflege solle die Hauterneuerung auf das Niveau einer gesunden jungen Haut bringen nicht mehr.

Doro

Hallo, was ist dieses cicaplast genau und welche Produkte mit Mandelsäure verwendest du? Als Person mit ebenfalls empfindlicher Haut bin ich für jeden Tipp dankbar.

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