Beste Hautpflege für empfindliche Haut
Vor einiger Zeit habe ich Euch über das Buch von Dr. Sandy Skotnicky „Beyond Soap“ berichtet. Darin warnt sie vor einer „Epidemie“ empfindlicher Haut“. Diese soll durch eine unreflektierte Verwendung von Hautpflegeprodukten entstehen, welche zur Zerstörung der Hautbarriere führt.
Kurz: Falsche Hautpflege (generell: zu viel) geschwächte Hautbarriere empfindliche Haut.
Zu dem Thema Hautpflege, gesunde Hautbarriere und empfindliche Haut wollte ich bereits vor einem Jahr schreiben. Doch es fehlte mir zum einen die Zeit und zum anderen eine Vision dessen, wie ich den Text strukturieren soll.
Es ist mir ein großes Anliegen, dass Ihr den langen Beitrag ohne Langeweile durchlesen könnt.
Er enthält nämlich einige wichtige Prinzipien, auf welchen meine Philosophie von guter Hautpflege und einer vernünftigen Hautpflegeroutine aufbaut.
Wie ist dieser Beitrag über empfindliche Haut strukturiert?
Wir werden uns zunächst den globalen Wachstum der Beauty Industrie anschauen. Dabei schauen wir, wie der Hautpflege Sektor in den letzten Jahren gewachsen ist.
Danach werden wir uns dem Problem der steigenden Anzahl von Menschen widmen, die unter einer sensiblen Haut leiden.
Dabei werden wir auf die Definition einer empfindlichen Haut eingehen – auf deren Ursachen und Auslöser. Dadurch entsteht ein größeres Bild dessen, was eine sensible Haut überhaupt ist.
Anschließend werden wir zu dem Kern des Beitrags übergehen: Nämlich zu dem Aufbau und Funktionen unserer Hautbarriere. Wie wissen ja inzwischen, dass die Hautbarriere bei Menschen mit einer sensiblen Haut besonders in Mitleidenschaft gezogen wird.
Dies wird uns zur Frage nach einem möglichst sinnvollen Umgang mit einer empfindlichen Haut führen: Wie pflege ich am besten eine empfindliche Haut? Denn zum Thema Hautpflege bei einer empfindlichen Haut bekommt Ihr in diesem Beitrag natürlich auch einige gute Tipps.
Ich hoffe, dass Euch der Text helfen wird, neue Einsichten in Eurem Hautpflegeverhalten zu gewinnen und dadurch eine gesunde Hautbarriere aufrechtzuerhalten bzw. aufzubauen.
Das ist auch der Zweck des heutigen Blogposts.
Entwicklung des Beauty Marktes
Der globale Kosmetikmarkt boomt kontinuierlich seit Jahren. Auf der unteren Abbildung seht Ihr eine Statistik von Euromonitor. Sie zeigt den beachtlichen Wachstum der Beauty Industrie seit 2005.
Die Zahlen wurden in einem Arbeitspapier von McKinsey abgedruckt, mit der Anmerkung, dass Covid 19 den weiteren Aufstieg in 2020 hoch wahrscheinlich beeinträchtigen wird. 1
Diese negative Entwicklung auf dem Beauty Markt sollte jedoch, laut einem Bericht von Statista, kurzfristiger Natur sein: Nach einem Tief in 2020 wird eine schnelle Erholung der Kosmetikbranche prognostiziert. 2
Ob der Beauty Markt um 7% und anschließend gewöhnliche 4-5% steigen wird 2, oder aber einen geringeren Wachstum von 3,6% verzeichnen wird 3, ist für unseren Beitrag über empfindliche Haut nicht entscheidend. Die Statistiken sollen lediglich veranschaulichen, dass die Kosmetikindustrie seit Jahrzehnten einen beachtlichen Anstieg verzeichnet.
Dabei gehört Deutschland zu den größten Absatzmärkten Europas für Schönheits- und Pflegeprodukte – gefolgt von Frankreich, Italien, Spanien und Polen. 4
Mehr, häufiger, höher… empfindlicher
Die Kosmetikbranche entwickelt sich prächtig und das Thema Hautpflege gewinnt mit jedem Jahr an Bedeutung. Der durch Social Media verstärkte Wunsch nach pickel- und faltenfreien Gesichtern wird durch Covid 19 nicht weniger stark. Und das wissen Kosmetikfirmen genau.
So überbieten sich Kosmetikhersteller in Formulierungen mit immer höheren Konzentrationen von bewährten Wirkstoffen, finden neue Superstoffe heraus und vermarkten regelmäßig hoch innovative Wunder-Feuchtigkeitscremes. Diese kaufen wir in der Hoffnung, das Hautbild verbessern zu können.
Gleichzeitig wird uns von diversen Beauty Gurus nahe gelegt, dass eine Hautpflegeroutine eine Vielzahl an unterschiedlichen Schritten enthalten muss.
Allein die Reinigung am Abend sollte idealerweise zwei verschiedene Reiniger enthalten.
Doch das Resultat ist oft das Gegenteil dessen, was wir uns wünschen: Anstatt einer gesunden, strahlenden Haut wird diese immer sensibler – gerötet, irritiert, rau und fahl.Diese Tendenz zur Entwicklung einer empfindlichen Haut beobachten Dermatologen seit etlichen Jahren. Diese läuft parallel zum Wachstum des Beauty Marktes und zu dem zunehmenden Schönheitswahn in Social Media.
Und eben diesen länder- und altersübergreifenden Anstieg der Anzahl von Menschen mit einer empfindlichen Haut und geschwächter Hautbarriere wollen wir uns nun genauer anschauen.
Empfindliche Haut auf dem Aufstieg
Lange Zeit wurde das Phänomen einer empfindlichen Zeit in der Forschungsliteratur vernachlässigt.
Der Grund dafür war unter anderem der subjektive, kaum messbare und vergleichbare Charakter von Empfindungen, welche eine irritierte Haut begleiten.
Man betrachtete die Beschwerden somit als lediglich psychosomatischer Natur bzw. als allergische Reaktion auf Kosmetika. 5
Doch in den letzten Jahren hat sich die Sicht der Forschung auf das Phänomen einer sensiblen Haut drastisch geändert.
Inzwischen wurden umfangreiche epidemiologische Studien zur Häufigkeit empfindlicher Haut durchgeführt. Daraus geht hervor, dass die Anzahl von Menschen mit Hautirritationen kontinuierlich zunimmt:
Je nach Umfrage berichten zwischen 50 und 61% Frauen sowie zwischen 30 und 44% Männer über eine irritierte Haut (Quellen dazu findet man etwa hier.6 )
Eine Studie von 2019 hat 26 in der Datenbank für Fachzeitschriften (PubMed) erschienene Publikationen zur empfindlichen Haut analysiert. Sie kam zum Ergebnis, dass die weltweite Häufigkeit selbst deklarierter Hautempfindlichkeit für sogar 70% geschätzt werden kann. 7
(Eine Zahlenübersicht je nach Studie findet man auch hier: 8
Allerdings ist eine Vergleichbarkeit zwischen den befragten Gruppen schwierig, denn die Umfragebögen sind nicht standardisiert. D.h. der Wortlaut der gestellten Fragen zur Selbsteinschätzung der Hautreaktionen variiert je nach Umfrage. Auch die Wahrnehmung des Grades der Hautempfindlichkeiten kann sehr unterschiedlich ausfallen.
Aus den Studien resultiert jedoch eindeutig:
Die Zahl an Menschen mit einer sensiblen Haut befindet sich auf dem Aufstieg!Was ist eine empfindliche Haut? Definition & Messung
Definition von empfindlicher Haut
Empfindliche Haut wird meist als das Auftreten unangenehmer Empfindungen definiert. Zu diesen Empfindungen gehören: Juckreiz, Brennen, Schmerzen, Spannung, Stechen und/oder Kribbeln.Man spricht dabei auch von einer Hyperreaktivität der Haut.
Diese Empfindungen treten auf, wenn die Haut bestimmten physikalischen, thermischen oder chemischen Reizen ausgesetzt wird. Diese kommen bei einer gesunder Haut nicht vor.
Symptome einer empfindlichen Haut treten normalerweise innerhalb einer Stunde nach dem Kontakt mit dem Auslöser auf und können minuten- oder sogar stundenlang bestehen bleiben. 5Empfindlich ist überwiegend subjektiv
Die weitgehend subjektiven Sinneseindrücke können auch von sichtbarem Hautrötung (Erythem) oder Schuppungen begleitet werden.9 und10.
Kommen keine Hautrötungen bzw. Schuppungen vor, ist eine empfindliche Haut ein überwiegend subjektives Phänomen, dass nur gelegentlich durch messbare Erscheinungen begleitet wird.
Denn anders als bei Hauterkrankungen wie etwa Akne, Rosacea und atopische Dermatitis (Neurodermitis) begleiten eine sensible Haut selten entzündliche Prozesse.11
Allerdings hat die Forschung in den letzten Jahren Anstrengungen unternommen, empfindliche Haut besser zu qualifizieren, diagnostizieren und zu messen. Mehr dazu erfährt Ihr weiter unten.
Hautallergie versus Hautirritation
In der Blogreihe zu Hautallergie haben wir bereits über den Unterschied zwischen einer Allergie und einer Irritation diskutiert.
Viele Menschen bezeichnen das Brennen, Stechen oder eine Hautrötung nach der Benutzung eines Pflegeproduktes automatisch als „allergische Reaktion“. Das ist aber in den meisten Fällen nicht korrekt.
Der Allergie geht eine Phase der sog. Sensibilisierung voraus, in der die Haut mehrfach in Kontakt mit einem Allergen kommt.
Hier die Differenzen zwischen Hautirritation und Kontaktallergie noch mal in Stichpunkten zusammengefasst:
Messung empfindlicher Haut mit Hautirritanten
Wie oben erwähnt, unterliegen bislang weder Fragebögen zu einer subjektiven Analyse von Hautempfindungen noch klinische Hautmessungen einer empfindlichen Haut internationalen Standards.12 und 11
Dabei würde ein umfangreicher systemischer Ansatz idealerweise aus zwei Teilen bestehen:
a) Aus einem subjektiven Fragebogen, der eine hohe Anzahl an Einflussfaktoren berücksichtigt
b) Aus objektiven histologischen und biophysikalischen Messungen (darunter Messung des Feuchtigkeitsgrades der Hornschicht, des transepidermalen Wasserverlustes, der Ceramidenmenge, des pH-Wertes, Hautrötungen, etc. 6
Empfindliche Haut und Milchsäure
Zur Bestimmung einer empfindlichen Haut werden derzeit, neben einem Selbsterfahrungsbericht, meist Tests mit potentiel irritierenden Inhaltsstoffen eingesetzt. Allen voran wird die Haut mit Milchsäure behandelt (aber auch mit Capsain, Natriumlaurylsulfat oder Menthol.6 Dabei wird 5% oder 10% Milchsäure auf Nasolabialfalten in drei zeitlichen Abständen aufgetragen.
Weil das Testresultat aber die individuell wahrgenommene Empfindlichkeit der Haut abbildet, liegt die Kritik auf der Hand:
- Zum einen bedeutet eine Empfindlichkeit gegen Milchsäure nicht, dass die Haut insgesamt ein Syndrom empfindlicher Haut aufweist (in einer Studie hat eine Mehrheit von Probanden mit einer Irritation auf Milchsäure reagiert, die zuvor über keine empfindliche Haut berichtet haben.13
- Zum anderen sind die Testergebnisse kaum objektiv vergleichbar, da sie auf subjektiven Wahrnehmungen basieren.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Forschung in Bezug auf die Diagnose des Syndroms einer empfindlichen Haut weiter entwickeln wird.
Derzeit gilt die subjektive Wahrnehmung der Betroffenen weiterhin als die wichtigste Grundlage der Diagnose.Doch warum werden Hautirritanten zu Testzwecken ausgerechnet auf die Nasolabialfalten aufgetragen, fragt Ihr?
Am gesamten Körper ist die Gesichtshaut am meisten empfindlich. Und als empfindlichste Stellen am Gesicht gelten eben Nasolabialfalten.14 – Geheimnis gelüftet.
Was ist eine empfindliche Haut? Auslöser & Ursachen
Ursachen versus Auslöser
Anmerkung: Es ist schwierig, einen Unterschied zwischen Ursachen und Auslösern des Syndroms sensibler Haut zu bestimmen. Die unten aufgelisteten Auslöser können genauso als Ursachen gelten – je nach Definition.
Meine eigene Ausdifferenzierung zwischen Auslösern und Ursachen basiert darauf, dass ich Ursachen als angeborene Faktoren betrachte: Sie können weder durch individuelles Verhalten noch durch Umweltfaktoren geändert werden. Falls Euch dieser Unterschied zwischen Auslösern und Ursachen für eine sensible Haut zu künstlich erscheint, könnt Ihr diesen zu Euren Zwecken anders gestalten.
Auslöser einer empfindlichen Haut
In der Vergangenheit ging die Forschung davon aus, dass eine empfindliche Haut in erster Linie eine Reaktion auf Kosmetik ist. Laut einigen Quellen war es Dr. Howard Maibach, ein ausgewiesener US-amerikanischer Experte im Bereich Allergische Kontaktdermatitis, der sich in 1987 als erster Forscher dem Phänomen empfindlicher Haut widmete.
Dabei beschrieb er empfindliche Haut als Syndrom einer Kosmetik-Intoleranz.
Heute sind sich Experten immer noch nicht einig, wie eine Diagnose, Pathophysiologie und Behandlung einer sensiblen Haut verlaufen sollten. Allerdings herrscht inzwischen ein Konsensus darüber, dass eine empfindliche Haut…
- … mehr als nur eine Kosmetik-Intoleranz ist
- … durchaus einen Einfluss auf die Lebensqualität haben kann und von Dermatologen nicht (mehr) ignoriert werden darf.14
Folglich besteht in Fachgremien eine Übereinstimmung darüber, dass eine Hautempfindlichkeit durch viele Faktoren entstehen kann.
Zu den meist genannten Auslösern für eine sensible Haut gehören:5 und14 und 10
- Gebrauch von Hautpflege- bzw. Hygieneprodukten
- UV-Strahlung
- Hauttyp (helle Hauttypen sind häufiger betroffen)
- Hauttyp (trockene Haut ist häufiger betroffen)
- Luftverschmutzung
- Hitze
- Kälte
- Wind
- schneller Temperaturwechsel
- Alkoholkonsum
- Stress
- emotionale Belastung
- hormonelle Änderungen
Auslöser empfindlicher Haut
Alkoholkonsum
Ernährung
Stress
Kälte
Hitze
Sonne
Temperaturänderungen
Umweltverschmutzung
Emotionale Belastung
Ist ältere Haut empfindlicher?
Wird die Haut mit steigendem Alter empfindlicher, fragt Ihr? Nicht unbedingt. Zwar nimmt mit dem Alter die Hauttrockenheit zu, welche mit einer empfindlichen Haut in Verbindung gebracht wird. Zugleich reduziert sich aber die Sensibilität der Hautoberfläche.
Daher ist eine ältere Haut nicht automatisch sensibler.14
Empfindliche Haut versus Hauterkrankungen
Ihr könnt nun anmerken, dass Neurodermitis, Psoriasis und Rosazea ebenfalls sehr oft unter dem Syndrom empfindlicher Haut leiden. Worin besteht somit der Unterschied zwischen den Hauterkrankungen und einer empfindlichen Haut, die nicht zusätzlich unter Rosazea oder Neurodermitis leidet?
Der Hauptunterschied zwischen Hauterkrankungen wie Rosazea, Neurodermitis oder Psoriasis auf der einen Seite und einer sensiblen Haut auf der anderen Seite besteht darin, dass die Erstgenannten chronische, entzündliche und immunologische Erkrankungen sind.
Eine sensible Haut ist hingegen weder chronisch noch entzündlich. Immunzellen werden ebenfalls nicht aktiviert.5
Ursachen einer empfindlichen Haut
Wie oben erwähnt, basiert das Syndrom empfindlicher Haut zum Großteil auf subjektiven Empfindungen, die oft kein objektiver pathologischer Befund begleitet. Das Problem mit einer sensiblen Haut liegt also nicht nur darin, dass Messmethoden nicht standardisiert sind. Noch schwieriger gestaltet sich für die Forscher die Frage, was eine empfindliche Haut eigentlich verursacht?
Warum werden etwa Temperaturunterschiede von einer sensiblen Haut anders (etwa schmerzhaft) wahrgenommen als von einer Haut, die nicht als empfindlich gilt?
Gestörte Hautbarriere
Weniger Lipide
Die meisten Fachexperten gehen derzeit davon aus, dass eine gestörte Hautbarriere, und die damit einhergehende Durchlässigkeit der Haut, die Hauptmechanismen hinter einer empfindlichen Haut darstellen.15
Wie kommt es aber dazu, dass eine empfindliche Haut durchlässig bzw. undicht wird?
Herausgefunden wurde etwa, dass sich die Hautbarriere (sog. Stratum Corneum) einer empfindlichen Haut durch eine reduzierte Menge an spezifischen Lipiden – Ceramiden – charakterisiert. Dies führt wiederum dazu, dass die Schicht von Lipiden in einer sensiblen Haut weniger dicht ist als in einer gesunden Haut.13 und 16
Eine weniger dichte Lipidschicht würde hingegen bedeuten, dass die Hautbarriere einen geringeren Schutz vor externen Einflüssen und internem Wasserverlust bieten kann.
Weniger Feuchtigkeitsfaktoren
Außerdem wird in Fachgremien vermutet, dass die Hautbarriere in Menschen mit einer empfindlichen Haut dünnerer ist (d.h. aus wenigeren Schichten besteht). Das würde ebenfalls eine Penetration von Pathogenen von außen und eine Verdunstung der Feuchtigkeit von innen erleichtern. 5
Zudem wurde eine sensible Haut mehrfach mit einer reduzierten Menge an Natürlichen Feuchtigkeitsfaktoren in Verbindung gebracht.
Weniger Lipide und weniger hauteigene Feuchtigkeitsmittel würden wiederum eine verminderte Hautfeuchtigkeit in einer empfindlichen Haut suggerieren, was ebenfalls bestätigt wurde.5
Hohe Reaktivität von Blutgefässen
Neben Unterschieden in der Menge an Lipiden und Feuchthaltemitteln in der Hornschicht, sollten eine gesunde und eine empfindliche Haut einen weiteren Unterschiedsmerkmal aufweisen: Experten fanden heraus, dass Menschen mit einer sensiblen Haut eine spezifische Form von Blutgefäßen in der Epidermis haben.15
Das sind allerdings neueste Erkenntnisse aus 2020 und es müssen noch größere Anstrengungen unternommen werden, um die Funktion der Mikrovaskulatur in einer sensiblen Haut zu klären. Erst dann kann die Frage beantwortet werden, was diese Erkenntnis für Menschen, die unter Hautirritationen leiden, genau bedeutet bzw. wie ihre Beschwerden hierdurch gemindert werden könnten.
Hautkrankheiten
Wie gerade eben erwähnt, kann die Ursache für eine empfindliche Haut außerdem in der Pre-Existenz einer Hauterkrankung liegen. Insbesondere Neurodermitis, Rosazea und Psoriasis zeichnen sich durch eine gestörte Hautbarriere und eine oft sehr empfindliche Haut aus.
Hyperaktive Nervenendigungen
Eine Erklärung für empfindliche Haut, die neulich immer häufiger präsentiert wird, hebt schließlich die Rolle des Nervensystems hervor.17
Dabei wird auf Signalstörungen des peripheren und zentralen Nervensystems und die sog. TRP-Kanäle (Transient Receptors Proteins)18 hingewiesen. Diese stehen im Verdacht, eine empfindliche Haut auszulösen.19
Suggeriert wird dabei, dass eine sensible Haut Änderungen in der Funktionsweise der Nervenendigungen hat. Die Nervenendigungen werden überstimuliert und daher hyperaktiv, was zu neuropathischen Schmerzen führen kann. Diese Änderungen sollten keine psychologischen Ursachen haben.17
Doch auch hier stellt sich die Frage, wie diese relativ neue Einsicht Menschen mit dem Syndrom empfindlicher Haut praktisch helfen kann. Diese müsste durch den behandelnden Dermatologen beantwortet werden.
Behandlung empfindlicher Haut: Kosmetik und gestörte Hautbarriere
Oben haben wir gesehen, dass eine empfindliche Haut ein komplexes Phänomen darstellt. Dieses wird durch ein Netz von Ursachen und Auslösern begleitet. Ich fand es wichtig, Euch zu zeigen, dass eine sensible Haut ein multidimensionales Problem darstellt, welches von Dermatologen und Forschern immer ernster genommen wird.
Die Komplexität des Themas wirft allerdings die Frage auf, wie man eine empfindliche, hyperreaktive Haut beruhigen kann?
Zwar sind wir in unserem Handeln auf Faktoren beschränkt, die überhaupt geändert werden können. Erfreulicherweise gehört dazu aber gerade derjenige Aspekt, der von Experten als der Hauptauslöser für eine empfindliche Haut bezeichnet wird:
Nämlich der übermäßige Gebrauch von Kosmetik.
Und das inkorrekte Hautpflegeverhalten führt wiederum zu einer gestörten Hautbarriere.
Eine beschädige Hautbarriere wird in Fachpublikationen wiederum in einem direkten Zusammenhang mit einer empfindlichen Haut gestellt.
Kurz: Eine empfindliche Haut ist eine Haut mit einer beeinträchtigten Hautbarriere.
Während wir also nicht alle Auslöser einer empfindlichen Haut kontrollieren können, sind wir durchaus in der Lage, durch ein bewusstes Pflegeverhalten den Zustand einer sensiblen Haut zu verbessern.
Wie?
Durch eine besondere Berücksichtigung der Gesundheit unserer Hautbarriere.Und damit werden wir uns jetzt näher beschäftigen.
Gesunde Hautbarriere – Das wichtigste Ziel der Hautpflege
Aufbau der Epidermis
Ausführlich über die Hautbarriere haben wir bereits in einem der Blogbeiträge zur Hautreinigung geschrieben. Hier fassen wir nun das Wichtigste zusammen:
Unsere Haut besteht aus drei Hauptschichten (von innen nach außen):
- Unterhautfettgewebe (Subcutis)
- Dermis
- Epidermis.
Epidermis besteht wiederum aus vier Schichten (von innen nach außen):
- Stratum Basale
- Stratum Spinosum
- Stratum Granulosum
- Stratum Corneum
Stratum Corneum stellt somit die äußerste Hautschicht und hierdurch unsere Hautbarriere dar, weil es Umwelteinflüssen, Hautpflegeprodukten etc. direkt ausgesetzt ist.
In der Epidermis werden konstant neue Hautzellen gebildet.
Diese entstehen in Stratum Basale und schieben während der Reifung die älteren Zellen nach oben – hin zu Stratum Corneum. Dort verlieren Hautzellen ihren (biologisch) lebendigen Kern und werden zu sog. toten Zellen – anders genannt: Hornzellen (Korneozyte).
Daher wird Stratum Corneum auch als Hornschicht bezeichnet. Ich hoffe, dass Euch meine untere Darstellung der Epidermis gefällt.
Zusammensetzung der Hautbarriere
Die Hornschicht (stratum corneum) unserer Haut ist ca. 10-20 Mikrometer (μm) dick (zum Vergleich: die restlichen Schichten der Epidermis sind 50-100 μm dick). Die Hornschicht setzt sich aus ca. 18-20 Schichten zusammen20
Diese Schichten bilden, wie oben erwähnt, biologisch tote Hautzellen: sog. Korneozyte.
Die proteinhaltigen Korneozyte sind durch Lipide (Fetten) umgeben. Dabei ist die Zusammensetzung der Lipiden in der Hornschicht anders als in den lebendigen Epidermisschichten. Die drei Hauptlipide-Gruppen spielen jedoch weiterhin die erste Geige:
- Ceramide
- Cholesterol
- freie Fettsäure.
Dabei dominieren Ceramide klar die Zusammensetzung, da sie die Hälfte aller Lipide in der Hornschicht ausmachen.20 und21
Der Säureschutzmantel
Doch selbst wenn die Hornschicht die äußerste Schicht der Haut darstellt, gibt es noch etwas oben drauf: Ein dünner fettiger Film.
Er besteht aus
- Talg (Sebum)
- Schweiß
- Bestandteilen der Hornzellen.
Den Film nennen wir Säureschutzmantel.
Auf den ersten Blick klingt das Gemisch nicht besonders appetitlich. Doch der Film besitzt eine Eigenschaft, welche daraus einen wahren Schutzschild macht: nämlich ein saures Milieu.
Unsere Haut ist sauer
Der pH-Wert einer gesunden Hautoberfläche liegt im sauren Bereich – zwischen 4.7 und 5.5.
Das ist eine ideale Umgebung für die „guten“ Bakterien unserer Hautflora.
Steigt der pH-Wert der Haut, wird der Schutzmantel weniger effektiv, d.h. schädliche Bakterien, Keime, Pilze und diverse Entzündungsauslöser erhalten einen erleichterten Zugang in die Haut.
Kurz: Der Säureschutzmantel ist ein Bestandteil der Hautbarriere und unterstützt aktiv deren Gesundheit.Ihr könnt Euch jedoch vorstellen, dass wir durch allzu häufige bzw. aggressive Reinigung den wertvollen Säuremantel schnell beschädigen können. Dazu kommen wir weiter unten.
Der Wunder der Hornschicht
Ich weiß nicht, wie es Euch beim Lesen dieses Stoffes geht. Für mich ist es definitiv der schiere Wahnsinn, dass eben diese letzte biologisch tote Hautschicht mit einem fettigen Film oben drauf so unfassbar wichtig für die Gesundheit unserer Haut ist!
Letztendlich hängt es eben zum Großteil von der gesunden Struktur und voller Funktionsfähigkeit der Hornschicht ab, inwiefern unsere Haut auf die Außenreize sensibel reagieren wird!Was mich fasziniert, muss Euch sicherlich nicht. Trotzdem ist es wichtig, dass wir uns kurz damit beschäftigen, wie die Hornschicht aussieht bzw. woraus sie sich zusammensetzt. Denn nur so kann verstanden werden, wie man die Hautbarriere gesund aufrechterhalten und dadurch die Empfindlichkeit der Haut reduzieren kann.
Funktionen der Hautbarriere
Die Hautbarriere schützt unsere Haut zum einen von außen und zum anderen von innen.
Schutz von Außen
Die erste Funktion der verhornten Zellschicht besteht darin, einen Schutzschild gegen externe Einflüsse zu bilden.
Externe Herausforderungen für unsere Hautbarriere sind:
- Umweltfaktoren – wie etwa eisiger Wind, Kälte, niedrige Luftfeuchtigkeit, schneller Temperaturwechsel, Sonnenstrahlen, freie Radikale, kleinste Schmutzpartikel (Pollen und Staub, Metallpartikel, Kohlenstoffe und andere Verbindungen)
- Allergene und weitere Reizstoffe in der Hautpflege
- Übermäßige Verwendung von Hautpflegeprodukten, die womöglich hautreizend sind
Schutz von Innen
Die zweite Funktion der Hornschicht besteht darin, den Wasserverlust aus der Haut nach außen zu verringern. Denn werden die Eiweiße und Lipide der Haut reduziert, die Hornschicht „undicht“ und die Barrierefunktion dadurch beeinträchtigt, wird die hauteigene Feuchtigkeit verdunsten.
Eine gesunde, dichte Hautbarriere bedeutet somit eine gut befeuchtete Haut.
Richtige Behandlung einer empfindlichen Haut – Pflegetipps
Nach dem etwas theoretischen Anfang kommen wir nun letztendlich zu praktischen Pflegetipps.
Denn Ihr stellt Euch hauptsächlich folgende Fragen:
Wie behandelt man eine empfindliche Haut?
Gibt es gute Pflegetipps, welche eine empfindliche Haut beruhigen könnten?
Welche Inhaltsstoffe soll eine sensible Haut meiden?
Der enge Zusammenhang zwischen Pflegeprodukten und empfindlicher Haut
Anfangs haben uns ein paar Daten angeschaut, aus welchen zwei globale Tendenzen resultieren:
- Zum einen erleben wird seit Jahren einen Boom des Beauty Marktes – darunter den Verkauf von Hautpflege.
- Zum anderen nimmt die Zahl von Menschen zu, die unter einer empfindlichen Haut leiden.
Ein Kausalzusammenhang zwischen den beiden Tendenzen ist zwar nicht nachgewiesen. Dennoch scheinen sich Experten einig zu sein, dass trotz der Komplexität des Syndromes empfindlicher Haut, falsche und übertriebene Hautpflege eine sehr große Rolle beim Anstieg der Hautempfindlichkeiten spielt:
Ultra saubere und überpeelte Haut als Trend
Dr. Sandy Skotnicky berichtet in ihrem eingangs erwähnten Buch „Beyond Soap“ über eine steigende Anzahl von Patienten, die sich aufgrund einer empfindlichen Haut sowie Kontaktdermatitis in ihrer dermatologischen Praxis melden.
Die Entwicklung bezeichnet sie als „Epidemie“. Ihrer Einschätzung nach entsteht eine Hautempfindlichkeit oftmals aufgrund von falscher, übertriebener Hautpflege:
Zugleich ist das Bewusstsein über die Relevanz von Sonnenschutz immer noch nicht bereit genug vorhanden:
Die Wenigsten wissen, dass (nicht nur) eine überpeelte Haut auch im Winter einen Sonnenschutz braucht.
Zudem trägt laut Studien nur ein Bruchteil der Menschen die richtige Menge von Sonnenschutz auf bzw. wiederholt den Auftrag in regelmäßigen Abständen ( mehr dazu hier).
Es wird einem somit nicht schwer fallen, sich die Haut der modernen Frauen und Männer als leidendes Organ vorzustellen:
Wie können wir uns also vor dem Auftreten einer sensiblen Haut zu schützen?
Und was ist zu tun, wenn wir bereits unter häufigen Hautirritationen leiden?
Damit werden wir uns jetzt näher beschäftigen.
Was ist gut für unsere Hautbarriere?
Folglich möchte ich Euch ein paar Pflegetipps dafür geben, wie unsere Hautbarriere – und somit die Gesundheit unserer Haut – geschützt bzw. wieder aufgebaut werden kann.
Dabei beschränken wir uns auf das Pflegeverhalten, weil dies mit der Barrierefunktion in einem direkten Zusammenhang steht.
I. Verzicht auf Übertreibung mit Wirkstoffen
Erstens: Viel heißt im Kontext von Hautpflege in den meisten Fällen falsch.
Wird der Haut immer wieder ein neues Pflegeprodukt vorgestellt und wird sie ohne Test- und Eingewöhnungsphasen mit hoch konzentrierten Wirkstoffen bombardiert, kann sie mit Irritationen reagieren – Brennen, Schmerzen, Spannungen, Rötungen oder Juckreiz.
Der Zweck einer Hautpflegeroutine besteht aber nicht gerade darin, die höchste Konzentration von Wirkstoffen zu verwenden und auf ihre möglichst häufige Verwendung abzuzielen.Was für eine Haut zu viel ist, kann man pauschal nicht sagen. Damit habe ich mich bereits in dem Beitrag über richtige Anwendung von chemischem Peeling auseinander gesetzt.
Doch wenn Du merkst, dass Deine Haut nach der Anwendung von etwa 10% Glykolsäure jedesmal brennt und gerötet ist, ist die Dosis und/oder die Auftragshäufigkeit zu hoch.
Und wenn Du bereits eine empfindliche Haut hast, möchtest Du täglich keine 15% Ascorbinsäure mit einem sehr niedrigen pH-Wert auftragen, weil dies für deine Haut zu viel sein könnte.
Höre auf Deine Haut!
Wichtig ist also, dass man Signale, welche Dir Deine Haut sendet, nicht ignoriert.Ich lese oft, dass eine gerötete Haut ein (erfreuliches) Zeichen dafür ist, dass Pflegeprodukte wirken. Sprich: eine leicht irritierte Haut soll ein klarer Hinweis für die Wirksamkeit der verwendeten Präparate sein.
Doch das ist ein absoluter Unsinn!
Wenn ein Wirkstoff eine starke Wirkung auf die Haut entfaltet, die sich mit Kribbeln und Rötung manifestiert, ist für Deine Haut alles andere als gut. Und auf Dauer wird sie dagegen streiken – eine hyperaktive Haut ist damit nämlich so gut wie vorprogrammiert.Also: Eine Übertreibung mit Wirkstoffen in Hautpflege wäre das erste No Go, falls man die Entwicklung einer empfindlichen Haut vermeiden möchte.
II. Verzicht auf Übertreibung mit Hautreinigung
Essentiell für das Aufrechterhalten einer gesunden Hautbarriere ist, zweitens, eine vernünftige Reinigung der Haut. Unsere Haut ist ein Ecosystem, in dem eine Reihe von hautfreundlichen Bakterien wohnt.
Das Mikrobiom unserer Haut hilft, den sauren pH-Wert der Hautbarriere zu bewahren.
Aggressives Reinigungsverhalten kann wiederum sowohl die Hautlipide als auch körpereigene Keime auswaschen und die Haut noch trockener und empfindlicher gestalten.
Angebracht wären also:
- eine sehr milde Zusammensetzung von Hautreinigungsmitteln
- höchstens ein zweimaliges Waschen der Gesichtshaut pro Tag.
Bei einer trockenen Haut kann morgens ein Toner (ohne Tenside) einen Reiniger ersetzen.
III. Vermeidung von unbekannten Substanzen
Drittens wäre es für die Gesundheit der Hautbarriere förderlich, nur diejenigen Hautpflegeprodukte auszuwählen, welche auf bewährten Inhaltsstoffen basieren.
Um sich auf dem Kosmetikmarkt zu behaupten, setzen viele Kosmetikfirmen auf wenig bekannte Substanzen, um ihre Kundschaft mit exotischen Namen zu locken.
Solche exotischen Namen kommen dabei meist von Pflanzenextrakten, deren Wirkung kaum erforscht ist und potenziell irritierend sein kann.
Beispiele für solch „innovativen“ Produkte, inkl. deren ausgefallenem Inhalt, findet Ihr in dem Beitrag zu Pflanzenextrakten in Hautpflege.
IV. Einführung von Barriere stärkenden Inhaltsstoffen
Viertens würde sich unsere Hautbarriere freuen, wenn sie mit beruhigenden, entzündungshemmenden und insgesamt hautfreundlichen Inhaltsstoffen gepflegt werden würde. Das wären etwa folgende Substanzen:
- Beruhigende Stoffe (Shea Butter, Panthenol, Allantoin, Beta-Glucan, Bisabolol, Avena Sativa, Betaine)
- Entzündungshemmende Stoffe (Niacinamid, Licorice Extract, Vitamin E, Green Tea Extrakt, Resveratrol)
- Hauteigene Lipide (Ceramide, Cholesterol, Linolsäure, Alpha-Linolensäure)
- Feuchthaltemittel (Hyaluronsäure, Glycerin, Aminosäure, Pyrrolidoncarbonsäure PCA, Urea, Ectoin)
Plus Sonnenschutz… !
V. Vermeidung von bekannten Irritanten | Allergenen
Viertens sollte eine empfindliche Haut bekannte Irritanten in Hautpflege meiden. Dazu gehören folgende Inhaltsstoffe (Quellen dafür findet Ihr in diesem Beitrag zur Hautpflege für Babys- und Kinder)
- Ätherische Öle (Duftstoffe) und Pflanzenextrakte, die als Allergene klassifiziert wurden (komplette Liste findet Ihr hier)
- Alkohol denat. (in höheren Konzentrationen)
- Propylene glycol (in höheren Konzentrationen)
- Sodium Lauryl Sulfate, Sodium Laureth Sulfate, Ammonium Laureth Sulfate (insb. wenn sie als Haupttenside eingesetzt wurden)
- Cocamidopropyl Betaine
- Methylisothiazolinone
- Quaternium-15, Diazolidinyl urea, DMDM hydantoin, Imidazolidinyl urea, Bronopol, Tris(hydroxymethyl)nitromethane (Formaldehydabspalter)
- Parfüm
- Farbstoffe
- Lanolin
- Oxybenzone, Octocrylene, Octinoxate (INCI: octyl methoxycinnamate bzw. ethylhexyl methoxycinnamate) (UV-Filter)
Natürlich ist nicht Besser
Dabei sollte der Trend in Hautpflege, auf „natürliche“, „bio“, „organische“, you name it, Pflegeprodukte zu setzen, mit Vorsicht genossen werden.Natürlich heißt nicht unbedingt besser und schon gar nicht Hautbarriere schonend.
Zum negativen Einfluss von ätherischen Ölen auf die Hautbarriere, s. hier
Was ist gut für unsere Hautbarriere? – Tipps | Zusammenfassung
Worauf sollte also eine empfindliche Haut beim Pflegeverhalten achten?
Hier die Tipps für das Aufrechterhalten einer gesunden Hautbarriere zusammengefasst:
- Mit geringen Konzentrationen von Wirkstoffen beginnen
- Nicht mehr als ein Produkt auf einmal in die Routine einzufügen
- Kein mechanisches Peeling verwenden | Auf Reinigungsbürsten möglichst verzichten
- Eine gerötete Haut nicht als „normal“ einstufen
- Hautberuhigende Inhaltsstoffe in Hautpflegeroutine integrieren
- Auf bewährte Substanzen setzen, keine exotisch klingelnden Wunderprodukte verwenden
- Hautirritanten vermeiden
- Auf mildeste Reinigungsmitteln setzen (ein kostenfreies E-Book zur Hautreinigung, inkl. Auflistung von milden Tensiden, findet Ihr hier)
- Nicht allzu oft Pflegeprodukte wechseln (falls sie keine Irritationen verursachen)
- Auf das Testen jeder Pröbchen verzichten
Anmerkung: Jede Haut ist anders und empfindet bzw. verträgt unterschiedliche Wirkstoffkonzentrationen anders. Dennoch sind die obigen Regel nicht nur für eine sensible Haut gedacht. Andauernde Reizung der Haut durch Überpeelen oder Überreinigung kann selbst bei einer robusten Haut zur Schwächung der Hautbarriere führen.
„Weniger ist Mehr“ sehe ich somit als äußerst wichtiges Hautpflege-Motto für alle Hauttypen – unabhängig davon, ob sie empfindlich oder unempfindlich sind.
Sind Gesichtsreinigungsbürsten empfehlenswert?Hautbarriere und das Leid der modernen Haut – Abschlußgedanken
In einer Studie trat die Erholung einer stark gereizten Haut einer Patientin aufgrund von folgenden Maßnahmen auf:
Oben haben wir gesehen, dass Kosmetikprodukte nicht die einzigen Auslöser für Hautirritationen sind. Dennoch werden Hygieneprodukte und Hautpflegepräparate als Hauptauslöser für eine empfindliche Haut betrachtet.
Die gute Nachricht ist, dass wir durch das bewusste Hautpflegeverhalten die Entwicklung einer sensiblen Haut in vielen Fällen verhindern können.
Ich hoffe, dass Euch der Beitrag helfen wird, Eure Hautpflegroutine neu zu sortieren, richtige Produkte für Eure Haut auszuwählen und die Barrierefunktionen aufrechtzuerhalten.
Fall Ihr dabei sind, Eure Hautpflegeroutine zu erstellen und einige Tipps dafür gebrauchen könnt, findet Ihr diese in dem Beitrag zu Dos & Dont’s für Anfänger (klick auf das untere Bild).
Bei Interesse für das Thema empfindliche Haut lest bitte auf den Beitrag zur parfümfreier Hautpflege. Diese wird zuweilen als eine Übertreibung bezeichnet…Für Eure Pflegetipps und Produktempfehlungen für eine empfindliche Haut danke ich Euch im Voraus!
Eure Pia
©Die Entstehung des Beitrags hat sehr viele Stunden in Anspruch genommen und ist geschützt vor unauthorisiertem Kopieren. Auf Anfrage können Textteile kopiert werden, sofern die Textquelle angegeben wird.
- McKinsey, How COVID-19 is changing the world of beauty, May 2020[↩]
- Statista, 10.2020[↩][↩]
- Research & Markets[↩]
- Cosmetics and personal care industry overview, Cosmetic Europe[↩]
- Chan Kam Tim Michael (2018): Clinical Review on Sensitive Skin: History, Epidemiology, Pathogenesis and Management, in: Journal of Clinical & Experimental Dermatology Research 09(04[↩][↩][↩][↩][↩][↩]
- Richters R./Falcone D. et al. (2015): What Is Sensitive Skin? A Systematic Literature Review of Objective Measurements, in: Skin Pharmacology and Physiology, (28)75-83[↩][↩][↩]
- Chen, W./Dai, R./Li L. (2020): The prevalence of self‐declared sensitive skin: a systematic review and meta‐analysis, in: European Academy of Dermatology and Venereology, Epub Jan. 2020[↩]
- Farage MA (2019): The Prevalence of Sensitive Skin, in: Frontiers in Medicine, (6): 98[↩]
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- Richters, R./Falcone, D. et al. (2015): What Is Sensitive Skin? A Systematic Literature Review of Objective Measurements, in: Skin Pharmacology and Physiology, (28)75-83[↩]
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- Duarte, I./Silveira, J. et al. (2017): Sensitive skin: Review of an ascending concept, in: Anais Brasileiros de Dermatologia 92(4):521-525[↩][↩][↩][↩]
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Hallo Pia, ein sehr umfassender Blogpost. Hast du toll gemacht! Ich persönnlich habe mit Rosacea zu kämpfen und finde empfindliche Haut ist tatsächlich ein Symptom der Erkrankung. Ich habe für mich letztes Jahr Niacinamid entdeckt und kann diesen Wirkstoff sehr empfehlen. Und ich stimme dir absolut zu, dass die Konzentration der Wirkstoffe entscheidend für deren Wirkung ist. Also, super Beitrag, gerne mehr davon. Und wer gerne mehr über Rosacea erfahren möchte, kann gerne auf rocacea-blog.de vorbeischauen 🙂
Liebe Tati, besten Dank für Deinen Kommentar. Ich verlinke hier noch Mal Deine Homepage, weil sie mit einem Fehler geschrieben wurde und so nicht erreichbar ist. Viele Grüße, Pia
Liebe Pia,
erstmal noch ein frohes neues Jahr! ? Wollen wir hoffen, dass 2021 besser wird als 2020. und dass wir alle gesund bleiben.
Dein Artikel ist toll! Sehr gut strukturiert und auch als relativ langer Text gut lesbar. Auch die Graphiken/Tabellen sind für das Verständnis von Vorteil. Vielen lieben Dank hierfür!
Ich habe meine Haut soweit eigentlich ganz gut im Griff, nur manchmal taucht hier und da mal ein Pickelchen auf; gerade beim Tragen der Maske. Aber ich bin ansonsten recht zufrieden, auch dank deiner Tipps und gelegentlichen Reviews. (Die Pigmentclar ist immer meine Creme an Tagen, wo ich fast auf UV-Schutz verzichten möchte, es aber dann doch nicht mache. Die ist so herrlich unkompliziert. ?)
Viele liebe Grüße!
Tina
Liebe Tina, besten Dank für Deine netten Worte. Und toll, dass es Deiner Haut so gut geht!
Die Pigmentclar Creme von LRP ist in der Tat unkompliziert. Sie ist aber recht stark beduftet. Damit kommst Du zu Recht? Viele Grüße, Pia
Liebe Pia,
„Es ist mir ein großes Anliegen, dass Ihr den Beitrag ohne Langeweile durchlesen könnt…“ Wow.
Ich gebe zu, ich habe ihn noch nicht gelesen. Aber wie Du für Deine Themen brennst, wie tief Du einsteigst und wie engagiert Du darauf achtest (exzellent strukturiert!), dass Dein Wissen entspannt aufgenommen werden kann — das beeindruckt schon sehr.
Ich fühle mich als Leserin heute morgen außerordentlich wertgeschätzt… 🙂
Vielen Dank für das, was Du hier tust.
Oh Beate, das ist wirklich so rührend geschrieben! Ich habe mir Deinen Kommentar ein paar Mal durchgelesen, weil es einfach schön ist, dass Du das Gefühl hast. Und das zu Recht! Ich fasse hier auf dem Blog meine Gedanken auch für mich zusammen, aber schreibe ja hauptsächlich für Euch! Und bin immer so froh, wenn jemand auch längere Texte zu Ende liest.
Ich danke Dir!
Viele Grüße, Pia
Ein super recherchierter Beitrag, so geht wissenschaftliche Auseinandersetzung! Bravo!
Leider gibt es keine eierlegende Wollmilchsau in der Pflege, das liegt an unserem Lebensstil, Hormonen, äußere Einflüsse.
Aber die Grundprinzipien sollten immer eingehalten werden.
Leider ist es für die Industrie nicht gerade der Knaller, aufgeklärte und wenig konsumierende Kunden zu haben…. wären wir mit unserer Haut im reinen, würden Wirtschaftszweige zusammen brechen! Dabei habe ich, Allergikerin, Akne, und ewige Beautybloggerin, meine gute Haut durch konsequente Ernährung, Sport etc., und eine sehr langweilige Pflegeroutine hinbekommen.
Man kann sich ja anderweitig austoben.
Ach ja, und die Models, die immer sagen: Ich trinke Wasser!! Nun ja, es ist bescheuert, aber es stimmt. Keine Toxine, sprich Kaffee/Tee und generell kein Zucker, Milcheiweiße, – plus sehr viel langweiliges Wasser machen einen sichtbaren Unterschied.
Amen ?
Na dann, ein Hoch auf das unkomplizierte Wasser!
Ich sehe es genauso: Je aufgeklärter die Menschen sind, desto besser die Haut, desto weniger Umsatz Kosmetikunternehmen machen können.
Politiker wollen auch keine aufgeklärten Bürger. Sonst müssten sie sich wirklich ins Zeug legen und keinen Blödsinn mehr erzählen können, weil kein Mensch es mehr glauben würde. 🙂
So ist das mit der Aufklärung…
Ich grüße Dich herzlich. Und sag ma: Würdest Du mal auf Deinem Blog Deine „langweilige“ Hautpflegeroutine veröffentlichen?
LG Pia
Ich bin mehr als bestürzt über deine Antwort, Pia. Das hört sich mehr nach Verschwörungstheoretikerin an, als nach Wissenschaftlerin, was du da zu Politikern so verallgemeinernd und populistisch schreibst.
Dazu bin ich der Auffassung, dass es anmaßend von dir ist, dafür zu sorgen dass „Kosmetikunternehmen weniger Umsatz machen“, also durch deine Auffassung von Aufklärung Pleite gehen sollen?
Sorry, aber du überschreitest deine Kompetenzen, und bei deinem Background wundert mich das eigentlich zutiefst.
Hallo D.K.,
dass viele Politiker mehr Stimmen mit einer unaufgeklärten als aufgeklärten Bevölkerungsmehrheit maximieren können, liegt auf der Hand und ist meines Erachtens sehr gut nachvollziehbar. Es hat weder mit Verschwörungstheorien noch mit Wissenschaft zu tun, sondern mit einem gesunden Menschenverstand.
Hinweis: In meiner obigen, zugespitzten Allgemeinaussage stand ein Smiley dahinter.
Kosmetikunternehmen sollen hingegen sehr gerne guten Umsatz machen. Mein Satz wurde wohl falsch verstanden. Der Kontext war die allgegenwärtige Manipulation aufgrund von Slogans, die den Inhalt bzw. Wirkung von Produkten nicht korrekt wiedergeben. Mehr dazu findet man in der Blogrubrik: “Absurde Versprechen der Kosmetikindustrie”.
Den Umsatzgedanke auf irreführenden Aussagen, manipulativen Versprechen oder auch falschen Angaben (parfümfreie Produkte mit “natürlichen” Duftstoffen bzw. Retinol-Seren ohne Retinol) aufzubauen, ist verwerflich. Und das meinte ich. Es tut mir Leid, wenn dies anders verstanden wurde, liebe(r) D.K.
Viele Grüße
Pia
Hallo Pia,
vielen Dank für diese umfangreiche Ausarbeitung.
Ich persönlich hatte als junger Mensch bis 27 Jahre eine perfekte Haut ohne jeden Pflegeaufwand und kannte Pickel nur bei anderen. Gelegentlich hatte ich Probleme, wenn ich Naturkosmetik verwendet habe und bin daher bei reizarmen Pflegelinien aus der Apotheke gelandet. Dann kam sehr plötzlich die Neurodermitis und hat mir seitdem Jahrzehnte einer hochsensiblen entzündlichen Haut beschert. Dekorative Kosmetik hat keine Verschlechterung der Haut ausgelöst, sondern Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Stress. Deshalb kann ich den Hinweis auf eine erhöhte Aktivität der Nervenendungen in Deinem Beitrag nur unterstreichen.
Die Cocoamidobotyl Betaine sind den Dermatologen bekannte Allergene (habe ich leider auch im Allergiepass) und in gefühlt 95% aller Reinigungsprodukte enthalten. Sie lösen starken Juckreiz und Verschuppung, bei mir sogar Schwellungen im Gesicht aus.
Obwohl ich Problemhaut habe und viele Jahre nur wenige und reizarme Pflegeschritte hatte, wollte ich Produkte wie zB von The Ordinary ausprobieren, um der reifer werdenden Haut ein paar Goodies zu geben. Während Feuchtigkeitsprodukte und sogar milde Säuren gut angenommen werden, stimme ich Dir vollends zu, dass manche Stoffe viel zu potent sind. ZB geht Resveratrol mit Ferula in kleinsten Mengen schon nicht, sondern löste bei mir ein allergisch geschwollenes Gesicht aus – während im Gegensatz dazu Granactiv Retinoid entzündliche Stellen viel schneller heilen lässt. Hier habe ich mit einem Tropfen für das ganze Gesicht begonnen und bleibe zur Zeit bei maximal drei Tropfen.
Leider gibt es keinen klaren Weg für die perfekte Hautpflege, da die Haut selbst gefühlt alle zwei Wochen etwas anderes will. Mal mehr Fett, mal mehr Feuchtigkeit etc. Ich lese sehr gern Deine Beiträge in der Hoffnung, irgendwann die eierlegende Wollmilchsau unter den Pflegeprodukten zu finden.
Lieben Dank also für die mühevolle Arbeit und herzliche Grüße von Dinah
Liebe Dinah,
besten Dank für Deinen ausführlichen Kommentar, der bestimmt auch anderen LeserInnen helfen wird. Du hast ja einen sehr guten Überblick, was sich auf dem Kosmetikmarkt tummelt und worauf Du mit Irritationen reagierst. Stell Dir vor, dass Andere diesen nicht haben und sich ganz im Dunkeln durchschlagen – Naturprodukte testen, Apothekenmarken trauen und womöglich nie das Richtige für ihre Haut finden werden. Das finde ich schlimm. Meine Reichweite ist aber auch recht klein, um viele Menschen aus dieser Zielgruppe zu erreichen…
Sag mal, gibt es Produkte, die bei Dir gut funktionieren? Sonnenschutz? Ein mildes Peeling? Wie ist es mit Niacinamid? Neulich hatte ich von einem „Fall“ zu tun, wo Niacinamid – in Form von Hautpflege aber auch Tabletten (Vitamin B3) – zu Neurodermitis-Schuben beitrug. Wir haben es per Zufall entdeckt… Zum Glück.
Vielen Dank noch einmal! Pia