Hallo Ihr Lieben, heute starten wir eine neue Blogreihe zum Thema: Duftstoffe in Hautpflege. Dabei wird es um allergene und phototoxische Bestandteile von ätherischen Ölen, Pflanzenextrakten und synthetischen Duftstoffen gehen.
A) Der Reihe gingen bereits zwei Beiträge zu dieser Thematik voraus:In 2015 haben wir 26 deklarationspflichtige und 82 weitere als Allergene etablierte Duftstoffe kennen gelernt. Dies könnt Ihr in diesem Beitrag: „Allergene Duftstoffe – komplett unnötig und vermeidbar“ nachlesen.
B) Anfang 2016 habe ich Euch mein Weihnachtsgeschenk gezeigt – das derzeit auf dem Markt wohl aktuellste und umfassendste Buch zu ätherischen Ölen „Essential Oil Safety“ 2014 („Sichere Anwendung von ätherischen Ölen“). In demselben Beitrag „Ätherische Öle in Hautpflege“ habe ich Euch zugleich versprochen, das Thema fortzusetzen.
Dies hat leider ein ganzes Jahr gedauert, da ich, zeitlich bedingt, erst vor einem Monat darauf zurückkommen konnte. Auf die Reihe bin ich allerdings recht stolz, da ich davon ausgehe, dass sie unsere Pflegewahl um Einiges erleichtern wird. 🙂
Duftstoffe in Hautpflege – Blogreihe
- Einführung – Erinnerung an einige Fakten, die wir in den oben erwähnten Beiträgen bereits zusammengefasst haben (heute)
- Duftstoffe und Kontaktdermatitis
- Duftstoffe und Photoallergie
- Duftstoffe und Phototoxizität
- Duftstoffe und Oxidation
- Duftstoffe und Hautbarriere
- Abschluß: Liste von allergenen und phototoxischen Duftstoffen
Das Verfahren kennt Ihr bereits aus der Blogreihe zur Hautfeuchtigkeit: Einmal pro Woche (bzw. pro zwei Wochen) wird ein Blogpost aus diesem Themenbereich erscheinen. (Damit es auf dem Blog nicht so-eintönig wird, werden diese Beiträge gelegentlich durch einen anderen Inhalt gelockert.) Erst wenn alle relevanten Aspekte besprochen sind, wird eine umfassende Liste von problematischen Bestandteilen von ätherischen Ölen und Pflanzenextrakten präsentiert. Später wird daraus wohl auch eine PDF-Datei zur Verfügung gestellt.
Seid Ihr damit einverstanden? Dann legen wir heute mit der Einführung los!
Duftstoffe in Hautpflege – die Fakten
Die Blogreihe startet mit einer Auflistung von Fakten. Einige davon wurden in den oben erwähnten Beiträgen bereits ausführlicher besprochen. Andere werden in den kommenden Blogposts diskutiert:
- Ca. 3% der derzeitigen EU-Gesamtbevölkerung – also ca. 15 Millionen Menschen – gelten als Duftstoff-Allergiker.
- Allein in Deutschland soll es mindestens eine halbe Million Duftstoff-Allergiker geben.
- Duftstoffe-Allergie ist die zweithäufigste Hautallergie sowohl in Deutschland als auch in Ganzeuropa.
- Die häufigste Hautreaktion auf Duftstoffe ist Kontaktdermatitis (= Kontaktallergie bzw. Kontaktekzem).
- Kontaktdermatitis wird zuweilen als „Volkskrankheit“ bezeichnet.
- Einige Duftstoffe in Hautpflege können Photosensibilität verursachen, d.h. die Hautirritation wird durch UV-Strahlung ausgelöst.
- Photosensibilität kann in Form von Phototoxizität auftreten.
- Photosensibilität kann (seltener) in Form von Photoallergie auftreten.
- Einige ätherische Öle oxidieren (d.h. zerfallen beim Kontakt mit Luft und Licht) – manchmal noch bevor sie einem Pflegepräparat beigefügt wurden.
- Oxidation führt zur Bildung von freien Radikalen.
- Oxidation macht aus den Bestandteilen von ätherischen Ölen starke Sensibilisierer. (Die Oxidation-Gefahr sollte also bei der Bewertung des Risikopotenzials von Duftstoffen unbedingt in Betracht gezogen werden.)
- Reizende Duftstoffe haben einen negativen Einfluss auf die Integrität der Hautbarriere – Bestandteile von ätherischen Ölen dringen mühelos in die Dermis, vermischen sich mit hauteigenen Lipiden und können dadurch die Hautbarriere schwächen.
- Dauerhafte bzw. wiederholte Hautirritation führt ebenfalls zur Schwächung der Hautbarriere.
- Menschen mit Hauterkrankungen wie Rosacea, Neurodermitis, Psoriasis/Schuppenflechte oder Akne aber auch mit empfindlicher Haut zeichnen sich durch eine geschwächte Hautbarriere aus. Die Irritationswahrscheinlichkeit ist in solchen Fällen höher als bei Menschen mit einer gesunden Hautbarriere.
- Laut Buchautoren von Essential Oil Safety hat 40% der westlichen Population mit Haut-Phototyp I und II empfindliche Haut (S. 76).
- Die EU-Einschränkung in Bezug auf den Einsatz von 26 Duftstoffen (1999) drückt sich nur dadurch aus, dass diese ab einer gewissen Konzentration auf INCI-Listen aufgelistet werden müssen (sog. deklarationspflichtige Duftstoffe). Die eigentliche Konzentration wird jedoch nicht bekannt gegeben.
- Trotz der Erweiterung der Anzahl von etablierten Duftstoffen von 26 auf 82 (2012) gelten weiterhin nur 26 Stoffe als deklarationspflichtig. (Vollständige Tabellen mit den einzelnen Substanzen findet Ihr hier.)
- Einige Experten betrachten die EU-Auflistung von Duftstoff-Allergenen als zu restriktiv bzw. die Beweislage dafür als unzureichend. Die Bewertungsmöglichkeit wird jedoch viel komplexer, wenn auch das Oxidationspotenzial, die Phototoxizität und Photoallergie in Betracht gezogen werden.
- Im Gegensatz zu Konservierungsstoffen, ist der Einsatz von ätherischen Ölen und reizenden Pflanzenextrakten in Hautpflege völlig überflüssig und vermeidbar.
Duftstoffe in Hautpflege – die ungewisse Konzentration
Bevor wir zu dem nächsten Blogpost übergehen, möchte ich noch auf einen wichtigen Aspekt hinweisen. Wird der Einsatz von problematischen Bestandteilen von ätherischen Ölen in Pflegeprodukten nicht gänzlich verboten, können diese weiterhin in Pflegeprodukten eingesetzt werden. Einige Substanzen, wie wir oben ausgeführt haben, müssen auf INCI-Deklarationen ausgelobt werden. Zu anderen gibt es Empfehlungen seitens diverser Institutionen in Bezug auf deren Einsatzmenge bzw.-beschränkung. Eine Empfehlung hat jedoch keinen verbindlichen Charakter. Z.B. hat die Kosmetikindustrie empfohlen, die Einsatzmenge von Isoeugenol von 0,2% auf 0,02% herabzusetzen (Quelle 1, S. 96). Daran muss sich aber kein Kosmetikunternehmen halten. Das betrifft ebenfalls Empfehlungen von IFRA und ECETOC, die wir später besprechen werden.
Die EU-Einschränkung in Bezug auf den Einsatz von 26 Duftstoffen drückt sich ebenfalls nur dadurch aus, dass diese ab einer gewissen Konzentration auf INCI-Listen aufgelistet werden müssen. In welcher Konzentration diese Substanzen jedoch tatsächlich eingesetzt wurden, ist weiterhin unklar. Neben einer bloßen Auflistung steht auf INCI-Deklarationen kein Wort dazu, dass es sich dabei um potenzielle Hautallergene bzw. phototoxische Substanzen handelt. Die Duftstoffe stehen – wie alle anderen Inhaltsstoffe – einfach aufgelistet da!
Was haltet Ihr davon? Sollte Eurer Meinung nach die INCI-Deklaration durch die Angabe ergänzt werden, dass es sich bei den Duftstoffen um potenzielle Hautallergene bzw. phototoxische Substanzen (Lichtsensibilisierer) handelt? Und wenn ja, warum ist das bislang nicht der Fall gewesen?
Liebste Grüße
Pia
Quelle 1: Wolfgang Mücke/Christa Lehmen (2010): „Duft und Geruch: Wirkungen und gesundheitliche Bedeutung von Geruchsstoffen“, ecomed-Medizin
Liebe Pia!
Heute hatte ich endlich den Termin bei der Hautärztin und sie geht davon aus, dass ich ein Ekzem durch eine allergische Kontaktdermatitis gegen Duftstoffe habe. Jetzt fällt nicht nur erstmal das Makeup vollkommen weg, sondern auch jegliche Pflege abgesehen von einer von irh zusammengestellten, kortisonhaltigen Creme. Sie ist davon überzeugt, dass ich die Rosacea nur in der Gesichtsmitte und auf den Wangen habe, an der Seite aber dürfte es auch dieses Ekzem sein.
Ich werde also deine Reihe zu den Duftstoffen sehr aufmerksam verfolgen!
:* ulli ks
Liebe Ulli, hat sich Deine Hautsituation inzwischen beruhigt? Das hoffe ich doch!