Heute wollen wir von Seren und Cremes mit Propolis sprechen. Meine Beobachtung deckt sich nämlich mit Studien ab, die bestätigen, dass Propolis in immer mehr kosmetischen und medizinischen Präparaten eingesetzt wird. 1,2,3 Es macht also Sinn, sich die Substanz näher anzuschauen. Ist Propolis für die Haut gut oder sollte man davon eher Abstand halten? Dieser Frage werden wir gleich nachgehen. Am Ende schauen wir uns einige populäre Gesichtscremes mit Propolis an, die Ihr vielleicht sogar bereits verwendet.
Propolis – der Begriff
Fangen wir mit der Bedeutung des Begriffs an. Propolis leitet sich von griechischen Wörtern „pro“ und „polis“ ab. „Pro“ steht für „vor“ und „Polis“ steht für „Stadt“. Dabei bezieht sich das Wort „Stadt“ auf Bienenstöcke, deren Fluglöcher Honigbienen mit Propolis verschließen – also: den Eingang zu der „Bienen-Stadt“.
Gesammelt wird Propolis wiederum aus dem Harz von Bäumen und Blumen. Die Substanz ist lipophil, d.h. fettliebend. Deren Zusammensetzung hängt davon ab, von welchen Bäumen die Arbeiterbienen die Harze sammeln. Denn Harze machen etwa die Hälfte von Propolis aus.
Harze bestehen aus freien aromatischen Säuren – etwa Benzoesäure, Kaffeesäure, Zimtsäure, Cumarinsäure und Ferulasäure. (Wenn Ihr genau wissen wollt, was alles in Propolis enthalten ist, hier eine Liste mit ca. 180 (!) Bestandteilen von Propolis)
Antientzündliche, anästhetische und antiseptische Wirkung von Propolis wurde recht früh erkannt: bereits bei den alten Griechen und Römern setzte man Propolis zur Behandlung von Mund- und Racheninfektionen ein. Mit dem heutigen Trend zur Naturkosmetik wird Propolis immer häufiger in Kosmetika eingesetzt – Cremes, Seren, Shampoos, etc.
Doch wo ist das Problem, fragt Ihr?
Das Problem liegt darin, dass mit der zunehmenden Anzahl an Cremes mit Propolis zugleich die Zunahme an Hautekzemen und Kontaktallergien als Körperreaktion auf diese Substanz verzeichnet wird.4,1,2
Ist Propolis in Hautpflege also als Hautallergen zu qualifizieren?
Propolis als Hautallergen
Die Forschung beschreibt das Problem mit Propolis in Hautpflege wie folgt:
„Die Zunahme der Verwendung und Popularität von Propolis-haltigen Produkten geht einher mit der linearen Zunahme der Häufigkeit von Propolis-bedingter allergischer Kontaktdermatitis.“1
Dabei handelt es sich sowohl um eine topische Verwendung von Hautpflegemitteln als auch orale Aufnahme von Präparaten mit Propolis. Zum Bedenken: Eine Dermatitis (Hautekzem) kann ebenfalls aufgrund einer oralen Aufnahme von Propolis erfolgen!1
Interessanterweise wurde eine erhöhte Anzahl an Kontaktdermatitis von Propolis bereits in 1987 verzeichnet.8
Hier ein Zitat aus einer Zusammenfassung einer in vivo Studie aus dem Jahr 1987 (meine Übersetzung):
„Propolis oder Bienenkleber ist die Ursache für eine zunehmende Anzahl von allergischen Reaktionen bei Personen, die es in externen Präparaten und Kosmetika verwenden.
Propolis und sein Hauptkontaktallergen, 1,1-Dimethylallyl-Kaffeesäureester, bezeichnet als LB-1, zeigen sowohl bei Patienten als auch bei Meerschweinchenexperimenten starke sensibilisierende Eigenschaften. (…)
Die chemische Trennung verschiedener Propolisproben und Pappelknospenextrakte zeigt, dass LB-1 immer vorhanden ist. Die Sekretion von Pappelknospen ist die Hauptquelle der Biene für Propolis und damit der Ursprung von LB-1.
In Übereinstimmung mit mehreren anderen Autoren wird eine Warnung angezeigt, dass Propolis wegen seiner starken sensibilisierenden Eigenschaften nicht in topischen Produkten verwendet werden sollte.“9
Als Haupt-Sensibilisatoren, aus welchen sich im zweiten Schritt eine Hautallergie entwickeln kann, gelten im Propolis zwei Kaffeesäure-Derivate.5,6,7
- 3-Methyl-2-butenyl caffeate
- Phenethyl Caffeate
Ebenfalls als Sensibilisatoren gelten außerdem weitere Bestandteile von Propolis, darunter:
- Benzylsalicylat
- Benzylcinnamat
- Bienenwachs
- Ätherische Öle
- Pollen
Selbst wenn Propolis inzwischen in europäischen Epikutantestreihen mit einbezogen wird, kann dabei auf den Hauptsensitizer – nämlich 3-Methyl-2-butenyl caffeate – nicht gezielt getestet werden, weil dieser Bestandteil nicht synthetisch reproduzierbar ist. Getestet wird somit Propolis als Ganzes und zwar dessen 10% in Vaseline. Propolis ist auch Teil der Standardreihe für Erwachsene und Kinder bei Testung von Hautallergenen (Epikutan-Test) der Deutsche Kontaktallergie-Gruppe e.V. (hier Stand 1.2020).
Aus einer in vivo Studie an 1.255 Kindern resultierte auch inzwischen, dass Propolis nicht in Kinderpflegeprodukten verwenden werden sollte. Das Studienergebnis lautete:
„Wir empfehlen, Propolis wegen seiner hohen Sensibilisierungsrate im pädiatrischen Alter nicht in topischen Produkten für Kinder zu verwenden.“10
Warum wird Propolis weiterhin in Hautpflege eingesetzt?
Solche Appelle halten Kosmetikhersteller nicht davon ab, Produkte mit Propolis als Hauptbestandteil weiterhin anzubieten. Warum?
In 2018 erschien ein Statement von vier Dermatologen in der Fachzeitschrift „Contact Dermatitis“. Meine Übersetzung:
„Diese Zunahme von Propolis-bedingten unerwünschten Ereignissen ist auf die wachsende Beliebtheit von „Naturprodukten“ zurückzuführen, die von Verbrauchern allgemein als sicher und ohne Nebenwirkungen angesehen werden.
Es ist daher notwendig, Propolis und sein Potenzial für allergische Reaktionen zu kennen.“3
Ein ähnliches Fazit ist einem neulich erschienenen Artikel eines Biologen zu entnehmen:
„Da sich Naturkosmetik zunehmender Beliebtheit erfreut, steigen dadurch auch die Kontaktallergien auf diverse Inhaltsstoffe.
Allergologen sollten bei entsprechendem Verdacht erfragen, ob Patienten in Kontakt mit Propolis gekommen sind.“2
Das wäre auch meine Erklärung für die wachsende Anzahl an Seren und Cremes mit Propolis – es ist natürlich, hat einen guten Ruf als Wundheiler und verkauft sich daher gut. Naturkosmetik kann sehr gute Pflegeprodukte anbieten. Dennoch können viele in naturkosmetischen Präparaten eingeschätzte Substanzen Kontaktdermatitis und Hautallergien hervorrufen. Propolis gehört dazu.

Dass Propolis in höheren Konzentrationen als Antioxidans und Entzündungshemmer agiert und eine gewisse sonnenschützende Wirkung aufweist (mehr zu Propolis als Sonnenschutz11), überwiegt meines Erachtens nicht dessen Nachteile als potenzieller Hautallergen.
Cremes mit Propolis und Eure Wahl
Wie immer, muss am Ende der Konsument selbst entscheiden, was sie oder er morgens und abends aufs Gesicht aufträgt. Kosmetische Formulierungen mit Propolis werben mit dessen antioxidativer, antimikrobieller und entzündungshemmender Wirkung, welche auch mehrfach bestätigt wurde.
Will man diese Wirkung testen, kann man riskieren und schauen, wie die Haut auf Propolis bzw. insgesamt Bienenerzeugnisse reagiert.
Sonst empfiehlt es sich, insbesondere im Falle Menschen mit einer geschwächten Hautbarriere und Neigung zu Ekzemen, auf bewährte Antioxidantien und Entzündungshemmer zurückzugreifen, die nicht als Kontaktallergene gelten.
Die Entscheidung liegt bei Euch und ich bin gespannt, wie Ihr zu Cremes mit Propolis steht!
Unten findet Ihr noch ein paar Produktbeispiele mit Propolis.
Beispiele für Hautpflege mit Propolis:
It’s Skin – Power 10 Formula Propolis
Cosrx – Propolis Leicht Ampulle
iUNIK – Propolis Vitamin Synergy Serum
Benton – Aloe Propolis Soothing
Martina Gebhart – Propolis Cream
Institut Esthederm – Intensive Propolis Cream
By Wishtrend – Polyphenol in Propolis 15% Ampoule
Alles Gute, haltet Abstand und bleibt gesund!
Eure Pia
Hier findet Ihr einen Beitrag zum Entstehungsmechanismus von Hautallergien: Allergische Kontaktdermatitis Und hier gibt es einen Beitrag zum Royal Jelly in den Guerlain Abeille Royale ProduktenLiteraturliste zu Propolis in Hautpflege
1) Eujin Cho, Jeong Deuk et. al. (2011): Systemic Contact Dermatitis from Propolis Ingestion, in: Annals of Dermatology, 23(1): 85-88
2) Sebastian Lux (2019): Kontaktallergie durch Propolis, in: Hautnah Dermatologie 35(12)
3) Jeremy Freedman, Jacob Griggs et. al. (2018): What’s the “buzz” about propolis? Propolis‐induced systemic contact dermatitis, in: Contact Dermatitis, 80(1): 65-67
4) Rajpara S, Wilkinson MS et al. (2009): The importance of propolis in patch testing–a multicentre survey, in: Contact Dermatitis, 61(5): 287-290
5) B. M. Hausen, P. Evers H ‐T. , Stüwe W. et. al. (1992): Propolis allergy (IV) Studies with further sensitizers from propolis and constituents common to propolis, poplar buds and balsam of Peru, in: Contact Dermatitis 26(1): 34-44
6) Susan E. Walgrave; Erin M. Warshaw; Lynn A. Glesne (2005): Allergic Contact Dermatitis from Propolis, in: Dermatitis 16(4): 209-215
7) Kim, J.-E, Shin, Hyeongseok, Ro, Y.S. (2009): A Case of allergic contact dermatitis to propolis on the lips and oral mucosa, in: Korean Journal of Dermatology, 47: 199-202
8) Hausen BM, Wollenweber E, Senff H, Post B. (1987): Propolis allergy. (I). Origin, properties, usage and literature review, in: Contact Dermatitis 17(3): 163-170
9) Hausen BM, Wollenweber E, Senff H, Post B. (1987): Propolis allergy. (II). The sensitizing properties of 1,1-dimethylallyl caffeic acid ester, in: Contact Dermatitis 17(3): 171-177
10) Giusti F, Miglietta R, Pepe P, Seidenari S. (2004): Sensitization to propolis in 1255 children undergoing patch testing, in: Contact Dermatitis, 51(5-6): 255-258
11) Joanna Kocot, Małgorzata Kiełczykowska et. al. (2018): Antioxidant Potential of Propolis, Bee Pollen, and Royal Jelly: Possible Medical Application, in: Oxidative Medicine and Cellular Longevity, May 2nd (published online)
12) Kurek-Gorecka, Gorecki et al. (2020): Bee Products in Dermatology and Skin Care, in: Molecules, 25, 556
Hallo Pia. Danke für die Aufklärung. ich muss gestehen, mir war das Risiko bisher nicht bewusst also danke den Artikel! bisher hatte ich keine Propolis-Produkte, allerdings missche ich gerne Honig in eine Gesichtsmaske – gut möglich, dass da auch Allergien auftreten können, aber es macht so schöne Haut 🙈
Liebe Pia,
ich habe zu Akne-Zeiten Propolis und Teebaumöl punktuell verwendet. Geholfen hat es nicht, aber auch bislang zumindest keine sichtbaren Schäden geführt. Naturkosmetik, ein Quell unendlicher Haut-Probleme.
Pass auf dich und deine Lieben auf und bleibt gesund!
Liebe Grüße in diesen schwierigen Zeiten,
Tina Tina
Liebe Tina,
besten Dank. Das wünsche ich Dir auch! Ja, Naturkosmetik… ein buntes Thema, nicht wahr?
Vielen Dank für Ihre Mühe mit diesem sehr guten Artikel!
Mich hat es seit Längerem gewundert, daß Propolis so großzügig in scheinbar immer mehr Hautpflegemitteln angewendet wird, und habe auch versucht, diese zu umgehen – obwohl ich keine Unverträglichkeiten habe (noch nicht, und das soll auch so bleiben).
Viele Grüße und bleiben auch Sie gesund!
Danke Christine! Propolis zieht Menschen aufgrund des gesund klingenden Namen an. So sind wir vorprogrammiert… 🙂
Guten Morgen Pia,
vielen Dank für den Artikel.
Ich habe Mitte der 90er Jahre begonnen, Naturkosmetik zu verwenden (da war ich Mitte Zwanzig) und hatte von Beginn an Probleme mit perioraler Dermatitis nach Verwendung von Öko-Lippenstiften mit Propolis (die sahen aus wie Bleistifte und wurden auch angespitzt). Der Zusammenhang mit Propolis stellte sich erst zehn Jahre später in einem sehr umfangreichen Test in einer Klinik für Neurodermitis heraus, leider nicht beim Dermatologen vor Ort.
Seitdem reiht sich Propolis in meinem Allergiepass zwischen anderen Allergenen ein.
Um sich neben der Konkurrenz behaupten zu können, sind die Hersteller unter Druck, immer neue Produkte auf den Markt zu bringen und dabei die Trends mit ätherischen Ölen, Obst und Gemüse nicht zu verpassen. Wer sich aufgrund von Hautkrankheit mit diesem Thema zwangsläufig auseinandersetzen muss, ist über das , was hauptsächlich in den Drogerien als „Pflege“ angeboten wird, nur staunen. Die Mehrzahl der Produkte ist tatsächlich mit mehreren bekannten Allergenen hergestellt.
Liebe Grüße und bleib auch Du gesund!
Dinah
Liebe Dinah, da musste ich lächeln… „und dabei die Trends mit ätherischen Ölen, Obst und Gemüse nicht zu verpassen.“ Wie wahr. Und traurig. Und aus dem Stauen kommt man nicht heraus!
Aber Frühling ist endlich mal da und das macht uns ja auf einmal viel fröhlicher, oder?
Viele Ostergrüße und besten Dank für Deine Rückmeldungen!!!
Pia