Casida – Apothekenmarke mit Wirkstoffen und Makeln

Casida Seren Vitamin C Retinol

Casida – welches Serum ist empfehlenswert?

Nachtrag: Der ursprüngliche Text musste geringfügig geändert werden. Das Vitamin C Serum von Casida enthält nämlich keine reine Ascorbinsäure, sondern ein Vitamin C Derivat – Magnesium Ascorbyl Phosphate (MAP). Die Produktverpackung, die ich erhielt, wurde mit einem Fehler gedruckt. MAP braucht kein saures Umfeld, sondern wirkt in einer Formulierung mit einem höheren pH Wert.


Mitte September zeigte ich Euch auf Instagram zwei Seren von Casida und versprach eine Review dazu. Diese fällt etwas ausführlicher aus, weil die zwei Pflegeprodukte von Casida auch einige allgemeine Frage aus dem Bereich Pflegeformulierung werfen.

Die Seren von Casida wurden mir von Amazon vorgeschlagen. Dort tummelt sich geradezu eine Menge an Fläschchen mit hochkonzentrierten Retinol, Vitamin C, Hyaluronäure, etc. Die meisten dieser Produkte werden von mir jedoch weder getestet noch empfohlen. Denn solange ich keine Information darüber bekomme, wer genau der Hersteller ist, wie und wo angebotene Gesichtsseren gelagert werden, wecken sie kein Interesse meinerseits. Bei der Pflegemarke Casida war es allerdings anders.

Zwei Seren des mir bislang unbekannten Unternehmens haben mich nämlich durchaus neugierig gemacht: Ein Vitamin C Serum und ein Retinol Serum. Hergestellt werden sie von einer deutschen Firma und vertrieben ausschließlich durch Apotheken. Das fand ich zunächst einmal gut.

Die Verpackung springt dabei regelrecht ins Auge – wer in der letzten Zeit im Kosmetikbereich omnipräsente Pipettenflaschen nicht mehr sehen kann, wird hier gut bedingt. Die Seren von Casida befinden sich nämlich in Pumpflaschen aus einem dunklen Glas. Einmal hat mir eine Firma geschrieben, dass ein Pumpspender bei flüssigen Konsistenzen nicht geeignet wäre. Glücklicherweise geht das aber durchaus…

So weit, so gut. Schauen wir uns jetzt diese zwei Seren von Casida an.


Das Vitamin C Serum von Casida

Das wasserbasierte Vitamin C Serum setzt sich u.a. aus 10% Magnesium Ascorbyl Phosphate (MAP) und 1% Hyaluronsäure zusammen. Es enthält  keine Duftstoffe und keine reizenden Substanzen. Schön. Die Konsistenz ist wässrig. Das Serum riecht nach nichts.

Die Inhaltsstoffe werden auf der Homepage von Casida angegeben – ein Lob für die Transparenz.

Na? Merkt Ihr schon etwas? Wenn nicht, lest weiter…


Das Retinol Serum von Casida

Das Retinol Serum von Casida enthält… Retinol. Das ist schon mal was, denn es gibt durchaus Hersteller, die Retinol als Bestandteil angeben, in der Realität jedoch die viel schwächere Form von Retinylpalmitat beifügen ( eine Liste von diesen kuriosen Produkten findet Ihr hier). In dem Serum von Casida ist aber tatsächlich Retinol enthalten. Außerdem findet man in dem Retinol Serum ein Vitamin C Derivat, Vitamin E (>1%) und 1% Hyaluronsäure. Keine reizenden Inhaltsstoffe, keine Beduftung… Die Konsistenz ist sehr angenehm leicht, das Serum zieht schnell ein und hinterlässt keine Rückstände auf der Haut. Die Anwendung musste ich aber abbrechen, da ich davon Pickel bekommen habe (das ist bei mir leider normal bei hochkonzentriertem Retinol).

Allerdings ist das Retinolserum von Casida mit einigen Fragezeichen verbunden:

Interessanterweise enthält die Zusammensetzung ein Polyethylenglycol (PEG). Dagegen habe ich persönlich nichts. Interessant ist es nur deshalb, weil die Beschreibung des Vitamin C Serums explizit darauf verweist, dass keine PEGs enthalten sind. Wären PEGs so unerwünscht, wieso packt man sie in ein anderes Produkt rein, könnte sich ein mündiger Kunde eventuell fragen, nicht wahr?

Lassen wir aber den PEG-Aspekt zunächst bei Seite und gehen zu einem weiteren Problem.

Laut dem Kundenservice von Casida beträgt die Retinol-Konzentration in dem Pflegeprodukt 1%. Zugleich ist auf der Verpackung zu lesen, dass man das Serum ein bis zwei Mal am Tag verwenden soll. Wie passt das zusammen? Also ließ ich mich bei dem Hersteller versichern, dass dort wirklich 1% Retinol (und kein schwächeres Derivat) enthalten sind. Wirklich.

Erklärt wurden mir zugleich, dass während Retinoide die Haut irritieren können, kommt das bei Retinol aber selten vor (Anmerkung:  laut Fachliteratur gehört Retinol zu Retinoiden, s. hier. Wir verstehen aber, dass Casida die beiden Begriffe trennen will und unter „Retinoiden“ verschreibungspflichtige Retinsäure versteht). Seitdem das Retinol Serum auf dem Markt sei, habe Casida hunderte Flaschen davon verkauft und bisher keine einzige Rückmeldung gehabt, dass die Haut dadurch gereizt gewesen sei, hieß es weiter. Allerdings fand die Mitarbeiterin meine Bedenken nicht schlecht und überlegte sogar, die Verpackung mit einem Hinweis zu versehen, dass das Retinolprodukt vor einer intensiven Anwendung individuell getestet werden sollte. Dadurch sollten Unverträglichkeiten ausgeschlossen sein.

Und jetzt kommt das oben erwähnte „Aber“, dass alle derzeit angebotenen Gesichtsseren von Casida betrifft:

Die INCI-Listen der Gesichtsseren enthalten keine Konservierungsstoffe. Wie kann das sein?

Also habe ich die Firma noch einmal angeschrieben und nach einer Erklärung gebeten. In der Zwischenzeit ging ich durch die „Philosophie“ von Casida durch, habe dessen „Verbundenheit und Liebe zur Natur“ wahrgenommen und bin bei dem Satz stehen geblieben, dass „[a]uf chemisch-synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe (…) konsequent verzichtet“ wird. Hm.

Wenn ein Kosmetikunternehmen auf Konservierungsstoffe verzichtet, zugleich aber wasserbasierte Produkte herstellt und keinen denaturierten Alkohol oder ätherische Öle einsetzt, wie sollten die Pflegeprodukte in unseren Badeschränken überhaupt überleben? (  hier zur Rolle von ätherischen Ölen als Konservierungsstoffe)

Eine ausführliche und höfliche Antwort von Casida kam, wie immer, recht schnell. Die Gesichtsseren kommen tatsächlich ohne Konservierungsstoffe aus, stand in der E-Mail. Vor einer schnellen Oxidierung werden die Produkte jedoch durch zweierlei Maßnahmen geschützt:

Erstens werden an die Reinheit der Inhaltsstoffe und die Hygiene im Produktionsprozess höchste Anforderungen gesetzt.

Zweitens verhindert die Verpackung (Violettglasflaschen) den Einfluss der Sonnenstrahlen.

Zugleich wies der Kundenservice darauf hin, dass die Inhaltsstoffe in dem Vitamin C Serum zusätzlich durch das saure Umfeld geschützt werden. Der pH Wert der Formulierung läge, so Casida, bei 4-4,5.


Gesichtsprodukte von Casida und meine Bedenken

Meine Bedenken in Bezug auf die Casida Gesichtspflege beziehen sich somit vornehmlich auf drei Punkte:

  1. Hohe Konzentration von Retinol, das Ausbleiben jeglicher Hinweise auf dessen Nebenwirkungen und Empfehlung einer Anwendung zwei Mal am Tag
  2. Formulierungen ohne Konservierungsstoffe

Casida Seren Vitamin C Retinol

 


Casida und die Konzentration von Retinol

Zu Retinsäure, Retinol, Retinal und anderen Vitamin A Derivaten habe ich ausführlich in diesen Beiträgen geschrieben. Bevor die Texte zum Retinoiden auf diesem Blog erschienen sind, erfolgte eine längere Recherchezeit. Diese ergab, dass Retinol bereits ab einer Konzentration von 0,3% die Haut reizen kann. Eine Gewöhnungsphase ist ein absoluter Muss.

Wer mit 1% Retinol anfängt und dieses dazu noch täglich, oder gar zwei Mal am Tag (!), verwendet, muss keine empfindliche Haut haben, um sie gerötet und schuppig zu bekommen.

Es ist nett, dass Casida meinen Hinweis darauf scheinbar ernst genommen hat, dass empfindliche Haut mit der Serum langsam beginnen soll.

Ich würde der Firma aber noch dazu raten, die langsame Eingewöhnung zu erwähnen.

Ferner soll die Empfehlung für eine doppelte Anwendung rausgenommen werden. Solltet Ihr das Serum ausprobieren wollen, fängt bitte 1x/Woche an. Habt Ihr noch kein Retinolserum getestet, fängt unbedingt mit einer geringeren Konzentration an.

Listen von geringer konzentrierten Retinolprodukten findet Ihr hier ( Retinol für Anfänger) und hier ( Retinol für Fortgeschrittene).


Hautpflege ohne Konservierungsstoffe

Ein Vitamin C Serum muss nicht unbedingt die reine Ascorbinsäure enthalten (L-ascorbic acid, chemisch aktive Form von Vitamin C). Es gibt einige Vitamin C Derivate, die ebenfalls einen guten Job leisten, was deren antioxidative Wirkung oder die Aufhellung von Pigmentflecken anbelangt. Die positive Wirkung von Ascorbinsäure auf die Haut ist jedoch bis heute am besten recherchiert und wurde meines Wissens noch nicht glaubwürdig hinterfragt.

Vitamin C Seren mit Ascorbinsäure kommen meist in einer auf Wasser basierenden Formulierung vor (alternativ kann auf Wasser zu Gunsten von Silikonen verzichtet werden). Ihr erkennt es daran, dass Wasser/Aqua am Anfang der INCI-Liste steht. Diese Seren sind sehr instabil, da Ascorbinsäure im Wasser aufgelöst sehr schnell oxidiert. Daher setzen Kosmetikunternehmen gerne Vitamin C Derivate ein. Das ist auch in dem Vitamin C Serum von Casida der Fall. 

Oxidierung bedeutet, dass sich das Vitamin C zersetzt, wenn es mit Luft und Licht in Berührung kommt.

Gleich werden wird in dem unteren Abschnitt zu Ascorbinsäure sehen, dass es außer Konservierungsstoffen auch andere Substanzen und Technologien gibt, welche eine wasserreiche kosmetische Formulierung stabiler hält. Dazu gehört etwa das Vitamin E, das neben antioxidativen Eigenschaften auch konservierend wirkt.

Leider enthält das Vitamin C von Casida kein Vitamin E. Das ist sehr schade, weil die beiden Vitaminen sehr gut in Synergie nach freien Radikalen jagen ( Mehr zu Vitamin C in Hautpflege s. hier).

Mit dem Retinol Serum von Casida haben wir in diesem Punkt mehr Glück: Das Retinol Serum enthält nämlich 1% (oder mehr) von Vitamin E. Dennoch: Wird das dem Serum helfen, ca. 3 Monate, wenn nicht länger (bis zum Aufbrauchen), intakt zu bleiben?

Angemerkt ist dabei, dass das Verfallsdatum von beiden Produkten auf Frühling 2020 gesetzt wurde.

Casida Seren Vitamin C Retinol


Konservierungsstoffe in Hautpflege – GDC und KVO

Solche Bedenken bezüglich konservierungsfreien Hautpflegeprodukten hat wohl auch die Gesellschaft deutscher Chemiker. Auf derer Homepage wurde in 2012 ein Papier zu Konservierungsstoffen in Kosmetika veröffentlicht (hier). In dem Papier ist das Folgende zu lesen:

  1. Kosmetische Pflegemittel können ohne Konservierungsstoffe hergestellt werden, wenn sie
    1. einen hohen Alkoholanteil
    2. einen stark sauren oder stark basischen pH-Wert
    3. einen geringen Wassergehalt
    4. oder eine spezielle Verpackung, wie Einmalverpackung oder Aerosolsprays haben.

In solchen Fällen ist „das Risiko einer Verkeimung so gering, dass auf den Zusatz von Konservierungsmitteln verzichtet werden kann“.

  1. Alle anderen kosmetischen Mittel müssen aufgrund der Gefahr der Verkeimung durch Konservierungsmittel geschützt werden.
    1. In diesem Fall müssen kosmetische Mitteln entweder auf zugelassene Konservierungsmittel zurückgreifen.
    2. Oder können anstatt „Konservierungsmittel“ andere Inhaltsstoffe eingesetzt werden, welche eine mehrfache Funktion aufweisen und nicht ausschließlich als Konservierungsstoffe gelten, jedoch zugleich eine keimhemmende Wirkung auf Mikroorganismen ausüben: z.B.
      1. „bestimmte Polyalkohole,
      2. spezielle organische Säuren
      3. oder um teils komplex zusammengesetzte Extrakte / ätherische Öle verschiedener Pflanzen oder Pflanzenteile (z.B. Senfsamen, Eukalyptusblätter, Efeublätter, Hopfen, Teebaumöl, Rosmarinblätter, Salbeiblätter“.

In den Casida Pflegeprodukten finden man jedoch auch keinen der oben aufgelisteten der multifunktionalen Inhaltsstoffe, die zugleich keimhemmende Nebenwirkung haben.

Was in dem oben erwähnten Fachartikel jedoch nicht vorkommt, ist eine gewisse konservierende Funktion von dem Feuchthaltemittel Pentylene Glycol (hier nachzulesen). Zusätzlich schränkt Pentylene Glycol auch die freie Wassermenge in einem Kosmetikprodukt ein. Dadurch wird das Wasser „gebunden“ und steht Keimen nicht zur Verfügung. Dafür müsste die Beigabe von Pentylene Glycol zwischen 20% und 25% liegen. (Quelle 1). In beiden Seren von Casida ist Pentylene Glycol enthalten. Ob die Konzentration bei mindestens 20% liegt ist nicht einzuschätzen. Ob die antimikrobielle Eigenschaft des Befeuchtungsstoffes ausreicht, die Formulierungen über den Zeitraum von ca. drei Monaten vor Keimen zu schützen, bleibt ebenfalls eine offene Frage.

Ich habe also Bedenken, dass Hygiene und die Reinheit der Inhaltsstoffe (die bei den etablierten Kosmetikfirmen hoffentlich ebenfalls vorausgesetzt werden dürfen) sowie die Beigabe von Pentylene Glycol das Ausbleiben jeglicher Konservierungsstoffe in den Casida Pflegepräparaten gerechtfertigt.

Schauen wir uns jetzt die andere Problemlage an, die mit dem Vitamin C Gesichtsserum von Casida verbunden ist.


Vitamin C – Ascorbinsäure und der pH-Wert

Die Fachliteratur äußert sich zu kosmetischen Formulierungen mit Ascorbinsäure auf Wasserbasis eindeutig: „The stability of Vit. C is controlled by maintaining a pH of less than 3.5“ (hier mit Quellenangaben, hier) – also: die Stabilität von Vitamin C wird durch das Aufrechterhalten eines pH Wertes von weniger als 3,5 gewährleistet.

Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass die Oxidierung von Ascorbinsäure bei einem pH von 2,5 am geringsten und bei einem pH von 4.0 am höchsten zu beobachten war: („In an attempt to study the stability of AA (ascorbic acid) in pur water solutions (without buffers) it has been observed that the rate of oxidation is pH dependent, showing a Minimum at pH 2,5 to 3.0 and a Maximum at pH 4.0“ (hier, s. auch hier).

Das Vitamin C Serum von Casida soll laut dem Hersteller (s. oben) einen pH Wert von 4-4,5 aufweisen.

Ich habe meine pH-Sticks rausgeholt und den pH-Wert selbst nachgemessen. Er zeigt 7!

Das Wasser basierte Vitamin C Serum mit Ascorbinsäure von Casida weist einen pH-Wert von 7 auf!

Aber: Wie ganz oben ausgeführt, können wir an dieser Stelle etwas entspannt werden, da dem Casida Serum keine reine Ascorbinsäure, sondern ein Vitamin C Derivat beigefügt wurde. Magnesium Ascorbyl Phosphate fühlt sich am wohlsten in einer Formulierung um 6 und ist weniger instabil als Ascorbinsäure.

 

Casida Seren Vitamin C Retinol pH Wert

Casida Vitamin C pH

 

Hier zum Vergleich der pH Wert des Vitamin C Serums von Active Formulas:

Casida Vitamin C pH Active Formulars

Wie oben erwähnt, können Formulierungen mit Ascorbinsäure jedoch neben einem korrekten pH Wert auch durch andere Inhaltsstoffe bzw. spezielle Herstellungstechniken stabiler gehalten werden. In Bezug auf Ascorbinsäure auf Wasserbasis kann der Schutz vor Oxidierung durch folgende Faktoren erhöht werden:

  1. Antioxidantien
  2. Einige Säure (citric acid, boric acid, tartaric acid)
  3. Zweifache Emulsionen (Wasser-in-Öl-in-Wasser) (hier) (dabei trägt insb. Palmitic acid als Emulgator zu Stabilisierung der gesamten Zusammensetzung bei, hier)
  4. Mikro-Einkapselung von fragilen Inhaltsstoffen
  5. Einige Feuchthaltemittel

Pflegeprodukte von Casida – meine Meinung

Was halte ich also von den Gesichtsseren von Casida?

Fangen wir mit den positiven Aspekten an:

  • Die Formulierungen von der Casida Gesichtspflege sind reizarm und schlicht gehalten.
  • Vitamin C und Retinol gehören zu Wirkstoffen, die eine glaubwürdige Forschung hinter sich haben.
  • Es wurde auf Pipettenflaschen zu Gunsten von Pumpspendern verzichtet.
  • Viele von Euch wird außerdem freuen, dass die Gesichtspflege von Casida vegan und tierversuchsfrei ist.

Das alles nutzt aber nichts, wenn die Pflegeprodukte nicht konserviert sind!

Doch die oben beschriebenen Probleme – insbesondere mit der ausbleibenden Konservierung der Gesichtsseren und dem zu hohen pH-Wert des Vitamin C Serums  – finde ich trotz der höflichen Erklärungsversuche des Kundenservices weiterhin ungelöst.

Mehr noch: Ich finde den Verzicht auf Konservierungsstoffe durch Casida und Verlass auf Pentylene Glykol bedenklich. Synthetische Konservierungsstoffe machen ca. 1% der Gesamtformulierung aus. Parabene in der Dosis, die in Hautpflege zugelassen ist, sind sicher! Ansonsten gibt es auch andere Konservierungsstoffe, die gute Dienste gegen Verkeimung von Seren und Cremes bieten.

Ich verstehe, dass Kosmetikunternehmen dem Drang der gefühlten Mehrheit der uninformierten Gesellschaft nachgeben und ihr Produkte in die Hand drücken wollen, die sie sich angeblich wünscht („natürlich“ und ohne „Chemikalien“). Denn das erhöht wahrscheinlich (die Hoffnung auf) den Umsatz.

Doch eben diese Tendenz sollte in eine andere Richtung laufen: Nämlich Fakten anstatt Mythen zu verbreiten, damit der Kunde versteht, dass er dank Konservierungsstoffen ein sicheres Produkt erhalten kann. Dann wünscht er sich auch ein solches. Und der Umsatz stimmt wieder.


Skincare Inspirations hat endlich Mal auch eine Facebook Seite. Ich habe vor, dort interessante Berichte aus der Kosmetikwelt zu veröffentlichen. Seid Ihr dabei? [custom-facebook-feed]


Zu dem Thema Konservierungsstoffe in Kosmetika werde ich in Zukunft noch mehr schreiben! Neulich fand ich nämlich interessante Ansätze zum Thema: Hautpflege ohne Konservierungsstoffe. Einen Beitrag zur Pflege ohne Konservierungsstoffe auf dem Blog findet Ihr bereits hier: Hautpflege ohne Konservierungsstoffe .

In der Zwischenzeit könnt Ihr in die Blogreihe: Absurde Versprechen der Kosmetikindustrie reinschauen – hier.

Schöne Grüße

Eure Pia 


Quelle 1: Godfrey,  D. (2012): „Preservation of Moisturisers“, in: Lodén, Marie/Maibach, Howard I. (2012): Treatment of Dry Skin Syndrome: The Art and Science of Moisturizers, Berlin-Heidelberg, 355-366, hier S. 364

4.5 4 votes
Bewertung
Subscribe
Notify of
guest
15 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments
S.

Liebe Pia,
erstmal vielen Dank für deinen gr0ßartigen Blog.
Zu diesem Beitrag habe ich anzumerken, dass ich beide Seren auch in Benutzung habe und eigentlich zufrieden damit bin. Auf meiner Inci-Liste auf der Verpackung des Vitamin C steht allerdings als Bestadteil nicht, dass es sich um Ascorbinsäure handelt, sondern um ein Derivat. Pentylene Glycol ist in beiden Produkten und laut der Beyer-Söhne handelt es sich hierbei um ein Konservierungsmittel. Oft habe schon bemerkt, dass die Inci-Listen auf Amazon einfach falsch sind.
Herzliche Grüße

Francoise

MAP wirkt am Besten in wässrigen Lösungen mit einem pH von 7.

Ascorbinsäre penetriert das Stratum Corneum am Besten bei einem pH zwischen 2 und 3,5.

Pentylene glycol wirkt bereits ab einer Konzentration von 5% konservierend.Es ist ein toller Feuchthaltemittel, das in der Tat von Kosmetikfirmen wie Beyer und Söhne oder dermaviduals für „konservierungsfreie Produkte“ verwendet wird.Ich habe für Seren und Emulsionen bei einer Konzentration von 5% beste Erfahrungen gemacht.

PEGs sind sehr oxidationsanfällig unter UV Strahlungen.Die gebildeten Peroxyden können zu Hautirritationen und zur Mallorca Akne führen. Deswegen finde ich es sehr schade, dass Casida diesen bedenklichen Wirkstoff im Retinol Serum hat.

Nebenbei: als Selbstrührerin benutze ich seit 2 Wochen ein selbst hergestelltes Ascorbinsäure Serum (20% AA, 4 g AA auf 16 g Hydrolat) , das ich im Kühlschrank aufbewahre (5 Grad Celsius).Ich verwende es 2 Mal pro Tag , morgens und abends, so dass die 20 g Serum recht schnell verbraucht werden ( ca. innerhalb einer Woche).Ich kann keinerlei Oxidation unter diesen Bedingungen feststellen ( Serum ist nach einer Woche immer noch farblos, klar und die Haut prickelt deutlich nach dem Auftragen.Leider habe ich zur Zeit keine pH Teststreifen, so dass ich nicht weiß, welchen pH das Serum hat). Ich werde zum Vergleich das nächste Mal 2 AA Seren herstellen.Ein Serum werde ich in einem offenen Gefäß aufbewahren. Bin gespannt, wie schnell dieses oxidieren wird.

Sorry, dass ich keine Quellen für meine Angaben gemacht habe, aber ich habe diesen Beitrag mit Tablet geschrieben und kann daher weder Texte kopieren noch Seiten verlinken.Auf der Webseite des Shops Aliacura kann man aber gute, verlässliche Infos zu MAP und Pentylene Glycol lesen ( der Shop wird von der Frau
eines verstorbenen Chemikers zusammen mit einem Apotheker geführt).

Allen und dir liebe Pia frohe und gesegnete Ostern!

DLA

Danke für den Bericht! Diese Produkte brauche ich wirklich nicht, habe ich beim lesen festgestellt.
Da gibt es wirklich ‚bessere‘ Retinolprodukte. Wer ein ‚besseres‘ und auch günstiges Vitamin C Produkt sucht, wird vielleicht bei Derna (Mimicfalten Schutzkonzentrat) fündig, da soll der pH zumindest <4 liegen. Ich persönlich habe aktuell das Ordinary Pulver in Gebrauch und kann mich darüber nicht beklagen.
Es ist schade, dass Konservierungsstoffe so oft pauschal verteufelt werden. Macht sich von diesen Leuten irgendwer Gedanken, was ohne Konservierung passiert?!

DLA

Ja, das ändert in der Tat einiges: ich fühle mich dadurch komplett „betrogen“! Von Vitamin C reden und damit werben, obwohl keins drin ist? Für mich ist MAP nicht gleich Vitamin C. Wenn MAP enthalten ist, sollte das auch so kommuniziert werden. Augen auf und INCI anschauen wird offenbar immer wichtiger.

Hilal

Liebe Pia,

Sorry, dass ich den alten Beitrag wieder ausgrabe, aber hast Du das Vitamin c Pulver inzwischen testen können? Was hältst du grundsätzlich davon?

Danke für diesen sprachlich tollen und informativen Blog!

Hilal

Sandra

Großartiger Post! Vielen Dank!
Das Retinolserum liegt in meiner Schublade. Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber wenn, werde ich auf einen relativ schnellen Verbrauch achten.
Konsumkaiser hat schon über das Retinolserum geschrieben und laut dem Kundendienst handelt es sich um echtes Retinol. 1 Prozent ist ganz schön potent und die Anwendungsempfehlung absolut unverständlich.
Viele Grüße!

LindaLibraLoca

Ich kenne zwar die Marke nicht, teile Deine Bedenken aber 100%. Die Angst vor PEGs hat dazu geführt, dass immer mehr Firmen versuchen, auf Konservierungsstoffe zu verzichten oder auf Extralösungen wie die hier beschriebene setzen und damit sowohl Qualität als auch Sicherheit leiden!

Cornelia

Liebe Pia,
vielen Dank für deinen ausführlichen, fundierten Bericht.
Vor einigen Monaten bin ich auf deinen Blog gestoßen und lese seitdem interessiert mit.
Auf einem anderen Blog habe ich bei einem Beitrag über Retinol gelesen, dass bei einigen Produkten Retinol auf der INCI Liste steht, aber Retinol-Salze wie Retinyl Palmitat und Retinyl Acetat im Produkt stecken.
Das würde auch erklären, dass laut Kundendienst bei diesem Produkt keinerlei Hautreizungen beobachtet wurden.
Viele Grüße und einen schönen Sonntag!

Monika

Hallo,
wenn ein Kundendienst was behauptet, heisst das leider noch gar nichts!
Habe selber das Retinol Serum im Gebrauch, und finde es auch für 1% Retinol erstaunlich mild und verträglich.
Deswegen habe ich starke Zweifel an der angeblichen Konzentration. Und wenn wirklich 1% drin sind, warum steht das nicht werbewirksam auf der Verpackung!?
Habe mir früher mal die Mühe gemacht, Firmen anzurufen um nähere Infos bezüglich Kosmetik zu bekommen, da habe ich schon haarsträubende Antwort bekommen. Kann man sich sparen.

Francoise

Sehe ich genauso…

Warenkorb
15
0
Would love your thoughts, please comment.x
()
x
Nach oben scrollen