Altruist Sunscreen – ist der Hype gerechtfertigt?
Neulich ging durch Instagram ein Mini-Hype um eine Sonnencreme. Dabei sollte sich um eine fantastisch leichte, nicht abrollende und gut formulierte Tagescreme mit UV-Schutz handeln, die dazu noch günstig ist. Und sie heißt auch anziehend – nämlich: Altruist Sunscreen. Wo der Name her kommt, erzähle ich Euch weiter unten.
Also wollte ich den Schatz ebenfalls ausprobieren.
Der Blick auf die INCI-Liste enttäuschte zwar. Wenn die Konsistenz aber so traumhaft ist, kann man die Gesichtscreme ohnehin gut gebrauchen, war mein Gedanke dabei. Leider habe ich auch zu der Konsistenz bzw. dem Verhalten der Creme an meinem Gesicht ein paar „Aber’s“.
Altruist Sunscreen – die „Mission“
Der Homepage von Altruist kann man entnehmen, dass die Sonnencreme u.a. von einem britischen Dermatologen und Hautkrebs-Chirurgen, Andrew Birnie entwickelt wurde. Dr. Birnie arbeitete zu diesem Zweck „mit den besten „formulation scientists“ in Europa zusammen.
Die Sonnenschutzprodukte wurden mit dem Hintergedanken entwickelt, eine für alle Menschen zugängliche Sonnencreme anzubieten. Derzeit bietet Altruist Sonnencremes mit SPF 30 (200ml und 1 Liter!) und mit SPF50 (100ml) sowie Schutzsprays (die jedoch auf Ethanol basieren). Die Sonnencreme mit dem Lichtfaktor 50, die ich gekauft habe, kostet, umgerechnet 4€. Da scheinen Fakten und Tatsachen tatsächlich der Philosophie von Altruist zu folgen.
Der „Auftrag“ von Altruist besteht darin, die Hautkrebsrate zu reduzieren und zugleich das Bewusstsein in Sachen Sonnenschutz zu stärken. Mit dem Kauf von Altruist Sunscreen unterstützt man zugleich finanziell Kinder mit Albinismus in Afrika. Konkret: Altruist unterstützt die Foundation Under the Same Sun, die sich um Kinder mit Albinismus in Tansania kümmert. Schätzungsweise leben dort 30.000 Menschen mit Albinismus und die Hälfte davon entwickelt Hautkrebs noch vor dem 30. Lebensjahr.
Wir schauen uns jetzt die Zusammensetzung von Altruist Sunscreen mit dem Lichtschutzfaktor 50 an.
Altruist Sunscreen – INCI
Alle Sonnenschutzmittel von Altruist haben einen sehr hohen UVA-Wert. Nach der Sternen-Meßmethode, welche der britische Drogeriemarkt Boots praktiziert, bedeuten fünf Sterne auf der Verpackung, dass der UVA-Wert 90% des UVB-Wertes ausmacht.
In der Tube mit SPF50 müsste der UVA-Wert also ca. 45 betragen.
Zur Erinnerung: Der SPF-Wert bezieht sich nur auf den UVB-Wert. Der UVA-Wert wird entweder durch den Buchstaben A im Kreis (in der EU) oder durch PA und Sternchen angegeben. Mehr zu Messmethoden des UVA-Wertes s. hier.
Das Problem ist aber, dass der hohe UVA-Wert allein aus der Beigabe des UV-Filters Avobenzone (5%) resultiert. Zu diesem Zweck wurde in die Formulierung die in der EU erlaubte Höchstgrenze von (5%) beigegeben. Zugegebenermaßen hat Avobenzone einen schlechten Ruf, da der UV-Filter sehr instabil ist. Inzwischen gibt es jedoch gute Stabilisierungsmethoden, sodass Avobenzone in dem Altruist Sunscreen wahrscheinlich auch einwandfrei funktioniert.
Dennoch irritiert in diesem Kontext ein Aspekt: In der Produktbeschreibung des Altruist Sunscreen wird hervorgehoben, dass dort u.a. der „most advanced filter available Tinosorb A2B“ eingesetzt wurde (Quelle hier). Es wird also darauf hingewiesen, dass die Sonnencreme den meist fortgeschrittenen, modernsten UV-Filter enthält – Tinosorb A2B. Doch der Name des UV-Filters soll nicht täuschen. Tinosorb A2B deckt nur den UVB und UVA II Bereich der Sonnenstrahlung ab (laut dem Hersteller BASF also zwischen 290 und 340 nm). Er deckt somit nicht den UVAI-Bereich, der für Pigmentflecken und Aging der Haut zuständig ist. Wenn also Tinosorb so modern ist, warum wurde auf Avobenzone zum Abdecken des UVAI-Bereiches gesetzt? Und wenn Tinosorb so erwünscht ist, warum wurde davon nur eine geringe Menge beigemischt?
Ich kann diese Fragen nicht beantworten. Jedenfalls finde ich die Produktbeschreibung und den tatsächlichen Inhalt widersprüchlich.
Alte Filter, keine besondere Pflegewirkung
Sonst ist die Sonnencreme von Altruist sehr unaufregend formuliert. Die Filter gehören eher zu älteren Semestern, sind hauptsächlich organisch (chemisch) mit etwas Titandioxid (mineralisch).
Interessant finde ich die Anmerkung, dass der Altruist Sunscreen wasserresistent ist. Einige Instagram User haben berichtet, dass die Sonnencreme dem Anspruch, wasserresistent zu sein, auf keinen Fall gerecht wird.
Ich merke es selbst, wie einfach die Creme mit Wasser abgewaschen werden kann. Man spürt förmlich keine Resistenz, keinen Film auf der Haut. Und ich glaube nicht, dass dies an einer besonders fortgeschrittenen Formulierung liegt. Nicht alles lässt sich anhand der INCI-Liste ablesen.
Das muss man stets betonen. Doch im Vergleich zum Beispiel mit den wasserresistenten Sonnenschutzprodukten von Avene oder Bioderma, ist die Wasser-Resistenz in der Altruist Sonnencreme recht dünn bestellt. Angesichts dessen, dass die Sonnencreme ausgerechnet aus Sorge um wachsende Krebsraten entwickelt wurde, finde ich diesen Teil der Formulierung fragwürdig.
Altruist Sunscreen – Konsistenz und Finish
Die Sonnencreme von Altruist ist nicht so leicht formuliert wie ich es erwartet habe. Es erinnert mich an die Konsistenz einer „normalen“ Gesichtscreme. Die Hautcreme zieht durchschnittlich schnell ein und hinterlässt keineswegs ein Primer-Finish. Vielmehr finde ich das Finish etwas klebrig und ein Primer von dem Auftrag einer Foundation ein Muss.
Dafür, dass die Creme keine zusätzlichen Goodies enthält – etwa Niacinamid, Vitamin E, C oder sonst ein Antioxidans, – finde ich das etwas klebrige Finish etwas zu anstrengend für eine tägliche Verwendung.
Ist die Tagescreme von Altruist feuchtigkeitsspendend? Sie enthält 3% Glycerin und ist insgesamt auf keinen Fall austrocknend. Besonders feuchtigkeitsspendend würde ich sie aber nicht bezeichnen. Wird wiederum ein Hyaluron-Serum drunter aufgetragen, kann sich der Sonnenschutz etwas abrollen. Nicht stark, doch ein leichtes Fußeln ist zu erwarten.
Was hingegen nicht der Fall ist, ist der Weißeleffekt. Der Altruist Sunscreen weißelt überhaupt nicht. Und das macht ihn wieder sympathisch. 🙂
Tipps gegen Abrollende SonnencremeAltruist Sunscreen – meine abschließende Meinung
Wem würde ich die Altruist Sonnencreme empfehlen? Bei einer ordentlichen Auftragsmenge (2mg/2cm) ist die Gesichtscreme nicht unbedingt ein Freund von öligen Häuten.
Doch bereits eine Mischhaut könnte es im Winter als gut einziehend bezeichnen. Eine trockene Haut würde die Konsistenz, vermute ich, als angenehm empfinden. Die Gesichtscreme mattiert kein bisschen; ist jedoch auch nicht speckig.
Der Altruist Sunscreen hat einen hohen UVA- und UVB Schutz. Falls Ihr durch ein sehr leichtes klebriges Finish, das durch einen Primer sehr gut abzudecken ist, nicht abgeschreckt seid, könnte es eine sehr gute Tagescreme werden. Als ein Sonnenschutz für den Sommerurlaub würde ich davon jedoch abraten.
Da bieten sich eher Bioderma, Avene, P20 oder Daylong an. Sonst sind auch diejenigen von Euch, die unter Pigmentflecken leiden, mit dieser Creme gut bedient (falls Ihr am Tag nicht allzu stark schwitzt).
Altruist formuliert seine Sonnencremes reizarm. Sie enthalten keine bekannten Irritanten, sind unparfümiert und dem Anspruch „hypoallergen“ dadurch gerecht .
Der Sonnenschutz von Altruist ist etwas feuchtigkeitsspendend, enthält jedoch keine Antioxidantien. Diese muss man in die Pflegeroutine aus anderen Quellen beziehen.
Was die Altruist Tagescreme mit UV-Schutz anziehend macht, ist der günstige Preis. Derzeit kann man die Altruist Produkte in Deutschland nur via Amazon UK beziehen. Die Versandkosten betragen 5 Pounds. Es werden zwei Tuben je 100ml (!) gepackt. Eine Tube kostet also umgerechnet ca. 4€.
Und jetzt eine Frage an diejenigen von Euch, die den Altruist Sonnenschutz inzwischen kennen: Deckt sich Eure Erfahrung mit dem Produkt mit meiner? Würdet Ihr einige Aspekte der Creme anders einschätzen? Berichtet bitte und hilft so, anderen, die hier lesen, das Bild von dem Produkt zu vervollständigen!
Danke und viele Grüße
Pia
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Liebe Pia, ich habe deine Review erst nach dem Kauf des Sonnenschutzes gelesen. Als erstes muss ich sagen, das er für meine Gesichtshaut phänomenal funktioniert. Make up hält darauf Bestens. Besser als bei dem hoch gelobten super uv von Ambre Solaire. Deshalb dachte ich, auch wegen des guten Preises, nehmen wir ihn auch für den Rest der Familie am Körper. Mein Mann nahm ihn auch im Gesicht, ist aber ein “ Schwitzer“ und ihm lief dann der Sonnenschutz beim Autofahren in die Augen. Und es hat bei ihm mega gebrannt. Jetzt ist mir ja klar warum, da ich hier gelesen habe, das er nicht wasserfest ist. Da er bei mir so gut funktioniert hat, habe ich gar daran gedacht.
Fazit für mich benutze ich ihn als Gesichtsalltags- Spf und für “ richtigen“ Sonnenschutz auf jeden Fall andere. Zbs. Nivea sonnenmilch kids sensitiv. Favorit bisher ( extra wasserfest).
Was hältst du von der Altruist Anti-Rötungen & Pigmentierungen?
Hi Pia. Ich habe beschädigte haut. Habe lange Elta MD Spf 41 for postprocedure skin benutzt. Und meine Haut liebt es. Man kann es auch herum Augen schmieren ohne sie zu irritieren und auch in heissen Sommer bleibt meine Haut ganz ruhig. Leider wird es immer teurer und teurer, und für mich auch schwieriger zu bekomen, weil es ein Ami produkt ist. Ich suche schon lange was vergleichbares aus Europa. Mineralisch, ohne parfum, mit antioxidanten… hast du mir ein tip? Coola SpF 30 ist nicht genug für mich im Sommer.
Hallo Miri, wäre die Neostrata etwas für dich? Hier Review
Hallo Miri, ich nehme seit zwei Jahren Dayshade von Beyer und Söhne. Schön viel Antioxidantien, parfumfrei und aus Deutschland. Habe Rosacea und Pigmentflecke die merklich zurückgegangen sind. Vielleicht wäre das was für dich.
Liebe Grüße,
Birgit
Hallo Pia. Mir gefällt wie kritisch du schreibst! Vielen Dank für das Reviews!
Ich glaube nicht, dass man aufgrund von 5 Sternen UVA-Schutz 90% schließen kann. Ich habe Mal bei Piz Buin nachgefragt wie hoch der UVA-Wert ist (bei 3 Sternen) und ihre Antwort ist wesentlich komplizierter ausgefallen. Was ich dir schon aber zustimme, dass 5 Sterne hoch ist, allerdings ist der SPF auch 50 und nicht 50+.
Liebe Grüße